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Tropenhitze und Bodychecks: Eishockey in Hong Kong
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15.06.2009

Tropenhitze und Bodychecks: Eishockey in Hong Kong

Autor: Marc Rohde


Eishockey im tropischen Ambiente. Das Hong Kong mal britische Kronkolonie war und Großbritannien zu den besten Eishockeyländern der Welt gehörte, hat der heutigen Sonderverwaltungszone Chinas auch nicht geholfen. Erst spät entwickelte sich der Sport, der in 1980 von Ausländern eingeführt und organisiert wurde. Doch die Anfänge waren schwierig. Hong Kong hatte keinerlei Eishockey Tradition, es gab keine einheimische Kommune von Spielern auf die man zurückgreifen konnte und natürlich fehlte es deswegen auch an vernünftigem Material und Trainingsmöglichkeiten.

Ausländer verschiedenster Länder hatten sich zusammen gefunden, um Eishockey auf den Weg zu bringen. Für sie war der Sport Teil ihres Lebens. Anfangs waren es nur lockere Spiele bei denen auf einer kleinen Eisfläche Tennisbälle anstelle von Pucks zum Einsatz kamen. Auch hatte das Eis keinen optimalen Zustand und so mussten die Spieler stets aufpassen, sich nicht die Beine in den tiefen Rissen der Eisfläche zu brechen. Trotz der desaströsen Bedingungen wurde der Eishockeyverband 1983 vom IIHF als Mitglied aufgenommen. Zwei Jahre später hatte sich die kleine Landesauswahl in ihren Leistungen so verbessert, dass man in der Lage war an Turnieren der US-Armee und der Vereinten Nationen in Seoul teilzunehmen.

Der Mut nahm zu. 1987 traute sich Hong Kong den Vergleich mit anderen Nationalmannschaften zu. Im ersten internationalen Match gab es immerhin ein 2:2 gegen Taiwan. Das Team war danach Gast der D-WM im australischen Perth. Der Weg nicht weit, die Niederlagen dafür umso höher. Das Turnier wurde mit einem Rekordverdächtigen Torverhältnis von 1:185 in nur sechs Match abgeschlossen. Die deftigste Niederlage gab es gegen Südkorea mit 0:44. Dafür erzielte man in der zweiten Partie gegen die Koreaner das einzige Tor. Dieses historische Tor und die Fairplay-Trophäe nahmen die Hong Kong Chinesen mit nach Hause. Ähnliche Unternehmungen wurden in der Folge nicht mehr unternommen. Das hatte finanzielle Gründe lag aber auch daran, dass durch den Zusammenbruch der Sowjetunion die Konkurrenz auch in den unteren Regionen der Weltmeisterschaft immer stärker wurde.

Die bitteren Erfahrungen von Perth taten der weiteren Entwicklung des Sports in Hong Kong keinen Abbruch, auch wenn sich alles in einem überschaubaren Bereich befand. 1993 gründeten Teile der Nationalmannschaft die erste organisierte Eishockeyliga Asiens außerhalb der von der UdSSR losgelösten asiatischen Teilrepubliken, wie zum Beispiel Kasachstan. Durch die Einführung der Liga stieg das Interesse am Eishockey das im Einkaufszentrum, dem so genannten Drachenzenter im Stadtteil Sham Shui Po, eine Heimat fand. Die teilnehmenden Mannschaften wurden immer wieder durch amerikanische und kanadische Geschäftsleute aufgestockt. 1994 wurde es dann noch mal global international. Die Can-Am Ice Hockey Association, angeführt vom Präsidenten des Teams Asiasports Tom Barnes, lud zur ersten „5 gegen 5-WM“ ein. Daran nahmen sechs Mannschaften teil: drei aus Hong Kong und drei weitere aus Thailand, Bahreain und Peking. Die kanadischen Eishockeylegenden Gordie Howe und Jean Belliveau waren immer wieder zu Gast bei diesem Turnier.

Die Eishockeysaison dauerte, wie in Europa zumeist auch, von Oktober bis März. Trainiert wurde am Montabend im Cityplaza, wo es eine weitere Eisfläche gab, und Samstagabends in Tsuen Wan. Die regelmäßigen Trainingszeiten lockten stetig mehr Eishockey begeisterte Chinesen und Ausländer an. So entwickelte sich auch die „5 gegen 5-WM“. 1995 waren es bereits neun Teams, die um diesen inoffiziellen Weltmeistertitel kämpften. Vor dem Finale wurde sogar erstmals ein Eishockeymatch von Kindern ausgetragen. Diese wurden von Tom Barnes und seinem Klub Asiasports trainiert. Mittlerweile wird in Hong Kong über 150 Kindern das Eishockey beigebracht. Mit der steigenden Zahl der Kinder ging auch die Zahl der Erwachsenen Eishockeyspieler nach oben. Mitte der 90er Jahre musste die Liga deshalb erweitert werden, auch weil sich immer mehr Ausländern anmeldeten.

Im Oktober 1995 wurde die South China Ice Hockey League aus der Taufe gehoben. Die Liga wurde mit vier Teams gestartet die sich in einer regulären Saison + Playoffs maßen. Neben der Einführung der Liga wurde mit Asiasports Limited ein neues Unternehmen gegründet, das den Eishockeysport in Hong Kong weiter verbreiten und managen sollte. Das Vorhaben gelang, denn die Zahl der Teams, die sich an den diversen Turnieren in Hong Kong beteiligten, vergrößerte sich von Jahr zu Jahr. Mittlerweile kamen auch Teams aus Japan nach Hong Kong, das im Sommer 1997 von Großbritannien an die Volksrepublik China zurückgegeben wurde. Die Rückgabe knüpfte engere Bünde mit den Schwestern und Brüdern vom chinesischen Festland. So übernahm Asiasports unter anderem die Reisekosten einer weiblichen Eishockeymannschaft aus Harbin, damit diese sin Hong Kong an einem Turnier teilnehmen konnte. Die Gäste wurden unterdessen immer internationaler. Mannschaften von den Philippinen und aus Taiwan ließen sich sehen. Wichtiger als die Nachbarschaft war aber das wachsende Interesse aus Nordamerika an den Bestrebungen in Hong Kong. Die NHL erkannte die „5 gegen 5-WM“ als Amateursport-Turnier an, gab ihren Segen und etwas materielle Hilfe.

Die Steigerungsraten im Hong Konger Eishockey überstieg sogar das anhaltende wirtschaftliche Wachstum: zehn Juniorenmannschaft, sieben in der All-Asian Men’s Division der Herren, zwölf weitere in der International Men’s Division und fünf Damen-Teams kämpften ab 1997 in 70 Matches um Punkte und Titel. Ein Jahr später waren es bereits 200 Spiele. Das Fernsehen war mittlerweile dabei und übertrug zum Teil live. Die neu gegründete Sommerliga wurde ebenfalls medial begleitet. Zur Jahrtausendwende freute sich der Verband darüber, dass mehr als die Hälfte aller Spieler Chinesen sind. Auch verbesserten sich die Umstände. Das Eis im Drachenzenter nahm an Qualität merklich zu. Ein Jahr lang durften die Eishockeyteams auch das neue Eis des Glacier Ice Rink nutzen. Danach entschieden sich die Besitzer dieser Eisfläche, nur noch Eiskunstläufer zu zulassen. Hong Kong hatte sich als Eishockey-Hochburg auch unter seinen Nachbarn durchgesetzt. Gegen Taiwan gelangen ebenso Siege wie gegen Macau und die neue Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate.

Seit 2000 gibt es die Asian Hockey Association (AHA), die die Organisation des Eishockeys in Hong Kong übernommen hat. Die AHA operiert auch grenzüberschreitend, kümmert sich um Turniere in Thailand, Malaysia, Singapur und auf den Philippinen. So werden heute von Februar bis Dezember in acht verschiedenen Ländern Turniere veranstaltet. In diesem Zusammenhang verlor Hong Kong 2001 die „5 gegen 5-WM“ an die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Dabei spielten finanzielle Gründe eine Rolle. In Kuala Lumpur wurde extra für den Eishockeysport eine Halle für 2.500 Zuschauer erbaut, die nun mit Leben erfüllt werden musste. Die Junioren-Ausgabe dieses Turniers verblieb hingegen in Hong Kong.

Das Hong Konger Eishockey entwickelte sich zunehmend auch als karitative Einrichtung. Asiasports unterstützte mit Spenden unter anderem das Nachwuchsprogramm im mongolischen Eishockey. Außerdem wurden die Beziehungen zum Eishockey im chinesischen Harbin vertieft. Für die Damen aus der Provinz Heilongjiang gab es Sachspenden in Höhe von umgerechnet rund 5000 Euro. Weitere Unterstützung gab es für Kinderheime in Bangkok. Auch in heimischen Schulen startete das Eishockey mit Projekten, um den Sport weiter zu verbreiten. Dazu wurden Coaches aus den USA und Kanada engagiert.

So sehr sich das Eishockey in der ehemaligen britischen Kronkolonie auch entwickelt hat, so gibt es bei den Eisflächen weiterhin Nachholbedarf. Ein einziges Eis besitzt Olympisches Maß, die anderen Flächen lediglich nur 1/3 davon. Das Ziel kann nur die erneute Teilnahme an einer echten Weltmeisterschaft sein.

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(c) hkiha



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