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Interview mit Thomas Florschütz: "Wenn man etwas erreichen will, dann muss man große Ziele haben und konsequent darauf hin arbeiten"
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26.07.2010

Interview mit Thomas Florschütz: "Wenn man etwas erreichen will, dann muss man große Ziele haben und konsequent darauf hin arbeiten"

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Autor: Johann Reinhardt


Für ein Interview stand LiVE-Wintersport.com der deutsche Bobpilot Thomas Florschütz zu Verfügung. Der Polizeikommissar gewann im Zweier bei den Olympischen Spielen in Vancouver die Silbermedaille, auch das WM-Gold mit der Mannschaft 2009 gehört zu seinen bisher größten Erfolgen. Sein Debüt im Weltcup gab er 2006. Im Interview spricht er über die letzte Saison, seinen Sohn Viktor sowie die Vorbereitung auf eine neue Bahn.


Thomas Florschütz
Welches Fazit ziehen Sie aus der letzten Saison?
Ich habe mein Ziel und den Traum einer olympischen Medaille erreicht, daher ziehe ich natürlich ein positives Fazit und bin zufrieden mit der Olympiasaison 2010.

Hätten Sie vorher mit der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gerechnet?
Wenn man etwas erreichen will, dann muss man große Ziele haben und konsequent darauf hin arbeiten. Wenn ich also ehrlich bin, dann habe ich sogar mit Gold geliebäugelt und wie man sehen konnte, war ich nahe daran, das auch zu erreichen. Es war kein unrealistisches Ziel. Letztendlich bin ich mit Silber aber sehr zufrieden und arbeite weiter an einem Sieg beim Saisonhöhepunkt in den nächsten Jahren. Es bleiben also noch Ziele für die Zukunft.

Welches Fazit ziehen Sie aus den Weltcuprennen? Was lief gut und was kann man noch verbessern?
Die Weltcupsaison lief eher durchwachsen. Es ging sehr zäh los wurde aber von Rennen zu Rennen besser. Was mich richtig ärgert, ist die Tatsache, dass ich im 4er noch immer nicht regelmäßig vorne rein fahren kann.

Welche Erfahrungen konnten Sie außerhalb des Sports bei den Olympischen Spielen sammeln?
Ich war noch nie gemeinsam mit so vielen Sportlern untergebracht. Das ist schon eine einmalige Stimmung, wenn man die Athleten sieht die bereits Medaillen errungen haben, stachelt das umso mehr an, es ihnen nach zu tun. Man konnte sich mit so vielen Sportlern austauschen und Erfahrungen teilen, das ist wirklich einmalig. Die Stimmung zu den Wettkämpfen war gigantisch und das Interesse der Medien um einiges größer als wir es gewohnt sind.
Auch die gesamte Organisation und der reibungslose Ablauf der gigantischen Spiele waren unglaublich. Faszinierend und besonders emotional waren für mich persönlich der Besuch der Eröffnungs-, der Abschlussfeier und vor allem die Medaillenübergabe. Das war ein ganz besonderer, großartiger Moment, den man wohl nie im Leben vergisst.

Man hört immer, dass bei ihnen das Material so eine große Rolle spielt. Auf was für Komponenten kommt es an?
Wir hatten dieses Jahr einen neuen 2er und den galt es individuell einzustellen. Deshalb hat es am Anfang ein wenig gedauert bis wir in Fahrt kamen. Aber es ging immer besser, sich aufs Material einzustellen. Meinen alten Schlitten habe ich mit viel Wehmut und Bauchschmerzen in der Garage stehen gelassen, denn man trennt sich ungern von erfolgreichen Dingen.
Beim 4er war es ein komplett anderes System, mit dem ich erst lernen musste wie man es schnell eine Bahn hinunter fährt. Aber auch das ging von Rennen zu Rennen besser. Und natürlich sind die Kufen ein sehr wichtiger Part. Am Anfang der Saison hat einfach das Wetter nicht gepasst, um mit meinen Kufen schnell zu fahren. Aber wie sagt man immer so schön: Am Ende wird abgerechnet und das ist uns prima gelungen.

Wie entwickeln Sie das Material ständig weiter? Was beinhalten die sogenannten Materialtests?
Es gibt immer Möglichkeiten, wie man seinen Bob schneller macht, sei es an der Abstimmung des Bobs oder die Kufen die verändert werden. Wir testen ständig neue Dinge die zusätzlich eingebaut, oder gegen die alten ausgetauscht werden, wenn sie schneller sind.

Wie kamen Sie zum Bobsport? Stand nie zur Debatte, Rodler zu werden, da das ihr älterer Bruder ist?
Ich war ja bis 1998 Rodler. Habe dort aber nicht den Sprung in die absolute Spitze geschafft. 2002 hat mich dann mein Bruder auf die Idee gebracht es doch mal mit dem Bob fahren zu versuchen. Wahrscheinlich hat er mir angesehen, wie unglücklich ich mit der Situation war keinen, Leistungssport mehr machen zu können. Also bin ich nach Oberhof zum damaligen Nachwuchstrainer Erich Enders und habe ihn gefragt, ob ich es mal versuchen könnte mit dem Bob. Er hat mir vertraut und mich in das 1x1 eingeführt.

Sie sind auch als Sportausbilder tätig. Wann können Sie diesen Job wahrnehmen bzw. was beinhaltet er genau?
Zur Zeit bin ich von der Thüringer Polizei für den Leistungssport freigestellt. Bis 2009 habe ich jedes Jahr während der wettkampffreien Zeit in Meiningen an der Polizeischule gearbeitet. Aktuell ist es so geregelt, dass - so lange ich im Bobsport meine Leistung bringe - jährlich ein Praktikum von sechs Wochen verlangt wird. Der Rest der Zeit darf zum Training und zur Vorbereitung auf die Wettkämpfe genutzt werden. Dieses Jahr habe ich mein Praktikum beim LKA Thüringen gemacht. Dort hat es mir sehr gut gefallen und ich könnte mir gut vorstellen so einen Job nach meiner Sportkarriere auszuüben.

Was sind ihre Ziele in der neuen Saison?
Das Ziel kann nur heißen, Weltmeister zu werden und das am besten gleich in beiden Disziplinen. Immerhin haben wir dieses Jahr unsere Heim-WM am Königssee.

Wie lange wollen Sie noch Bob fahren? Was sind ihre Ziele in der Zukunft und über die Saison heraus?
Olympia 2014 in Sotchi ist ein großes Ziel. Was danach kommt, kann ich noch nicht sagen.

Wissen Sie schon, was sie nach ihrer Karriere machen werden?
Da ich Polizist (Kommissar) bin, werde ich natürlich wieder als Polizist arbeiten.

Wie bereitet man sich als Pilot auf eine neue Bahn vor? Wie schwierig ist es, die Eigenheiten einer neuen Bahn zu erlernen? Wie lange braucht man, bis man von sich behaupten kann, eine Bahn zu beherrschen?
Man sollte sich so viele Informationen wie möglich zusammen sammeln über diese Bahn. Videos sind da am besten. Man speichert so die Bahn im Kopf. Dann schaut man sie sich vor Ort an und versucht zu erkennen, wo die Lenkpunkte sind. Aber am besten lernt man sie kennen, wenn man sie mit dem Bob abfährt. Man muss einfach, auf gut Deutsch gesagt, den Arsch zusammenkneifen und runter fahren so, oft es geht. Ich denke um eine Bahn wirklich zu beherrschen, braucht man schon an die 50 Fahrten.

Welche Sportarten betreiben Sie sonst noch? Ist dafür überhaupt Platz neben dem Leitungssport?
Wir machen in der Vorbereitung vieles: Fußball, Laufen, Kraftsport, Sprinten, Schwimmen, Rad fahren. Ich denke wir sind so vielseitig unterwegs, dass in der Freizeit keine Lust mehr auf Sport besteht.

Was vermissen sie am meisten, wenn Sie während der Saison von einem Wettkampf zum nächsten reisen?
Am meisten vermisse ich natürlich meine Freundin und ich denke ab dieser Saison auch meinen Sohn Viktor.

Wie stressig und auch schön war die letzte Zeit für Sie aufgrund ihres kleinen Sohnes?
Das ist positiver Stress. Ich kann und will meinen Sport nicht vernachlässigen, deswegen ist der Tag manchmal einfach zu kurz. Training wechselt sich ab mit babysitten. Die Kleinen haben enorm viel Energie. Aber die lernen so schnell und wenn man sich mit ihnen abgibt, geben sie dir immer die nötige Kraft durch ihre Liebe und das Lächeln, das so herrlich ist.

Können Sie im Moment überhaupt noch richtig trainieren?
Ich bin so professionell, um das zu trennen. Ich versuche meiner Freundin so gut es geht zu helfen, aber das Training läuft wie geplant und ich bin schon flexibel mit meinen Trainingszeiten. Da findet sich immer eine Lösung, wenn’s zu Hause mal hoch hergeht.

Wie verlief die Namensfindung?
Es hat lange gedauert, bis wir einen passenden Namen gefunden haben, aber wir beide fanden ihn toll und ich hoffe, dass Viktor auch in Zukunft damit zufrieden ist.

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Bobpilot Thomas Florschütz (Foto: BSD/Reker)
Bobpilot Thomas Florschütz (Foto: BSD/Reker)


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