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Interview mit Tobias Angerer: "Ich habe bei der WM wieder das Vertrauen und die Überzeugung in meine Stärke gehabt"
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30.07.2011

Interview mit Tobias Angerer: "Ich habe bei der WM wieder das Vertrauen und die Überzeugung in meine Stärke gehabt"

Info: Weitere Sportlerinterviews von LiVE-Wintersport.com
Autor: Johann Reinhardt


Für ein Interview stand LIVE-Wintersport.com mit Tobias Angerer einer der bekanntesten deutschen Langläufer zu Verfügung. Er gewann in seiner Karriere insgesamt zehn Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, außerdem ist er Sieger der ersten Ausgabe der Tour de Ski 2006. Der Bayer, welcher im Interview unter anderem über die WM in Oslo, das Sommertraining mit Jugendtrainer Karl Zellner sowie die kommenden Jahre spricht, entschied zweimal die Gesamtwertung im Weltcup für sich.

Bei der Tour de Ski sind Sie noch ausgestiegen, bei der WM waren Sie dann in Form. Wie haben Sie das geschafft in der kurzen Zeit?
Bei mir war denke ich wieder das Problem, dass ich vor allem im November zuviel trainiert habe. Ich habe mir einfach zuviel Druck gemacht. Nachdem die ersten Rennen mit schwachen Ergebnissen nicht nach meiner Vorstellung verlaufen sind, war ich einfach verkrampft. In Verbindung mit diesem vielen Training habe ich dann einfach eine Auszeit gebraucht und bin mit meiner Frau Ende Dezember in den Urlaub gefahren. Dies ist sehr ungewöhnlich, war aber in dieser Zeit die einzige Lösung. Ich brauchte einfach Abstand zum Sport. Nachdem ich dann bei der Tour ausgestiegen bin, habe ich einfach versucht einen kompletten Neuaufbau zu machen. Ich war mit meinem alten Jugendtrainer Karl Zellner gemeinsam auf der Winklmoosalm und habe konsequent trainiert. Ich habe vom Jochen Behle die Rückendeckung gehabt, dass ich, egal was ist, bei der WM dabei bin. Ich habe natürlich schon gesagt, dass ich nur mitfahre, wenn ich in Form bin und der Mannschaft auch helfen kann.
Ich habe im Endeffekt wieder von ganz unten angefangen und die Deutschen Meisterschaften in Hirschau bestritten. Mit kleinen Erfolgserlebnissen habe ich mir auch wieder das Vertrauen geholt. Schritt für Schritt ist es dann besser geworden. Auch in Russland der vierte Platz hat mir ganz gut getan. Ich habe gemerkt, dass ich gut in Form komme und es nur noch Nuancen zu verbessern gibt. Bei der WM bin ich dann in allen drei Einzelrennen in die Top Ten gekommen. Sicher hätte ich gerne noch eine Einzelmedaille gewonnen, aber nach dem Verlauf der Saison mit dem Auf und Ab war dies das Maximum. Es zeigt, dass ich vieles richtig gemacht habe. Ich habe bei der WM wieder das Vertrauen und die Überzeugung in meine Stärke gehabt. Das hat mir dann einfach geholfen.
Im Endeffekt müssen wir nach dieser Saison zufrieden sein, dass wir mit der Bronzemedaille überhaupt eine Medaille geholt haben. Das war sehr wichtig für den deutschen Langlauf und zeigt, dass wir noch da sind. Es war eine lehrreiche Zeit, die vielleicht auch sehr hilfreich gewesen sein kann.

Hätten Sie vielleicht eher eine Einzelmedaille geholt, wenn Sie diesen Neuaufbau nicht wieder hätten machen müssen?
Das ist hypothetisch. Man lebt im Hier und Jetzt. Ich bin einer, der da nicht nach hinten schaut, sondern ich schaue nach vorne. Ich weiß, dass ich vieles richtig gemacht habe. Nun heißt es dort anzusetzen und weiterzumachen. Diesen Weg muss ich konsequent weitergehen.

Wie sieht nun in diesem Sommer Ihr Training aus?
Mein Trainer ist weiterhin Karl Zellner. Da er mein früherer Jugendtrainer ist, kenne ich ihn seit über 20 Jahren. Er ist gleichzeitig der Vater von Martina Zellner, die Olympiasiegerin im Biathlon werden konnte. Ich habe großes Vertrauen in ihn und sehe ihn mehr als Berater, der gemeinsam mit mir das Training abstimmt und mich betreut. Außerdem trainiere ich noch ein bis zweimal pro Woche in der Stützpunktmannschaft vom Bernd Raupach mit, um auch einen Vergleich zu haben. Im Großen und Ganzen ist das Training aber sehr individuell abgestimmt, da ich nun auch nicht mehr der jüngste Athlet bin. Das heißt, für mich sind auch die Regenerationszeiten wichtig und dafür muss ich einfach individueller arbeiten. Dies heißt jetzt aber nicht, dass ich weniger trainiere. Wichtig ist, dass die Qualität hoch ist und ich es so umsetzen kann wie ich es
mir vorstelle.
Wir haben bereits einen Lehrgang in Obertilliach gehabt, wo eben auch Jens Filbrich und Axel Teichmann mit dabei waren. Dort haben wir das Training gemeinsam abgestimmt. Unser Physiotherapeut Silvio Thieme hat uns dann abgesichert, nicht nur mit Massagen. Er hat uns mit dem Auto gefahren, die Laktat- und Hartstoffwerte genommen und Videos gemacht. Es hat alles sehr gut funktioniert. Im August sind wir erneut in Italien auf der Plätzwiese und machen einen Höhenblock. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Sie haben sich vor der letzten Saison eigentlich als Ziel gesteckt, im Weltcup wieder vorne anzugreifen. Nun gibt es im nächsten Jahr keinen Höhepunkt, ist dies so noch einmal ein Ziel von Ihnen?
Den Druck will ich mir eigentlich nicht mehr auferlegen, da ich nun auch nicht mehr der Jüngste bin. Für mich ist es jetzt wichtig nach dem letzten Jahr, dass ich aus dieser schwierigen Situation gelernt habe und mich auf einzelne Höhepunkte konzentrieren werde und dort wie bei der WM und den Olympischen Spielen auch versuche meine Top Leistungen abzurufen und mich punktuell darauf vorbereiten. Wenn man die jungen Athleten sieht: Sie haben ein hohes Potenzial und benötigen geringere Regenerationszeiten. Ab und zu möchte ich aber natürlich schon ein Highlight setzen.

Petter Northug startet unter anderem beim Vasalauf. Ist das auch ein Ziel für Sie?
Ich habe ihn auf jedem Fall auf der List, halte es mir aber offen ob ich dann endgültig starte. Ich möchte im Winter erst einmal gut in den Weltcup finden. Danach wird man sehen was bei der Tour passiert, ob man aussteigt und sich auf den Vasalauf vorbereitet oder im Weltcup weiterläuft. Man muss auch gucken, wie man in diesem Augenblick im Weltcup liegt und wie die Tour letztendlich gelaufen ist.

Ist Ihr Ziel, auch im Sprint wieder anzugreifen?

Ja, das muss ich! Wenn ich bei der Tour de Ski oder den Mini-Touren vorne dabei sein will, muss ich im Sprint sehen, dass ich mich qualifiziere. Nur dann hat man eben eine Chance, dass man vorne dabei ist. Wenn man bei der Tour de Ski gesehen hat wie viele Bonussekunden Northug, Cologna oder Hellner dadurch bekommen haben, muss man schon zusehen, dass man unter die Top 30 kommt. Auch für die Massenstartrennen kommt diese Fähigkeit natürlich wieder hinzu.

Ist in Sotschi erneut eine Einzelmedaille das Ziel?
Soweit denke ich noch nicht. Ich lege jetzt erst einmal mein Hauptaugenmerk auf diese Saison, dass sie wieder besser läuft und man seinem Anspruch, den man hat, gerecht wird. Dann wird man auch sehen wie das Training gewirkt hat und das System greift. Es ist ein gutes Jahr, das jetzt so anzugehen und in den kommenden Jahren das was gut war beizubehalten und das was schlecht war zu verbessern.

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Blickt nach einer guten WM optimistisch in die Zukunft: Der bayerische Langläufer Tobias Angerer (© LiVE-Wintersport.com)
Blickt nach einer guten WM optimistisch in die Zukunft: Der bayerische Langläufer Tobias Angerer (© LiVE-Wintersport.com)


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