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Nachrichten Schweiz Auf und ab beim Schweizer Bobverband. |
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24.05.2006 | ||
Auf und ab beim Schweizer Bobverband.Autor: Kurt BrunRückblick und Ausblick von Kurt Brun Vor acht Jahren sah der Schweizer Bobsleigh-, Schlitten- und Skeleton Sportverband (SBSV) einer düsteren Zukunft entgegen da sich ein sehr grosser Schuldenberg angehäuft hatte, der sogar das Fortbestehen des SBSV in Frage stellte. Die Delegierten kamen zum Schluss, dass nur noch erfahrene Wirtschaftsfachleute die verworrene Situation bereinigen konnten um so die Zukunft des SBSV und der bis anhin sehr erfolgreichen Schweizer Bob-, Skeleton- und Rodel-Sportszene sicherzustellen. In Rolf Frick konnte damals ein Zentralpräsident gewonnen werden, der es mit einem Team aus Spezialisten in Rechts- und Finanzfragen schaffte, innert vier Jahren den Schuldenberg um über eine halbe Million Franken abzubauen und trotzdem die Sportbereiche sehr erfolgreich weiterzuführen. In seiner Amtszeit konnten mit Christian Reich Silber und Martin Annen Bronze an den Olympischen Spielen von Salt Lake City 2002 im Bob und mit Gregor Stähli Bronze im Skeleton realisiert werden. Dazu kommen fast doppelt so viele Bob-Medaillen an Weltmeisterschaften, im Weltcup und Europacup, wie in den letzten vier Jahren. Im Sommer 2002 wurde dann dieser Zentralvorstand durch Behauptungen und Vorwürfe, die sich im nachhinein als unhaltbar erwiesen haben, zum Rücktritt genötigt und mit Hugo Leutenegger ein neuer SBSV-Zentralpräsident ins Amt gewählt. Es folgte eine Periode der Rücktritte. Der neue SBSV-Zentralvorstand stand unter keinem guten Stern, da bereits in den ersten zwei Jahren eine beispiellose Personalfluktuation stattfand, die in der über 103-jährigen Geschichte des Schweizerischen Bobverbandes einmalig ist. Die grossen internen Probleme in der Verbandsführung gipfelten Ende Saison 2003/04 darin, dass die Hauptsponsoren ihre Verträge gekündigt hatten. Als Mitte Juni 2004 an der SBSV Delegiertenversammlung in Herrliberg ZH, nach nur zwei jähriger Amtszeit, bis auf den 2002 gewählten Zentralpräsidenten Hugo Leutenegger der gesamte Zentralvorstand ausgewechselt worden ist, hoffte man, zusammen mit den Sponsoren, dass wieder Ruhe einkehrt und sich die Aktiven und Funktionäre voll und ganz auf ihre Aufgaben und Ziele konzentrieren könnten. Neu in den Zentralvorstand wurden 2004 gewählt: Stephan Peterhans als neuer Chef Marketing / Kommunikation und als Stellvertreter des Zentralpräsidenten. Raphael Loetscher als neuer Finanzchef Christoph Kissling als Vizepräsident für den Sportbereich Bob Sepp Benz als Vizepräsident für den Sportbereich Rodeln Jürg Wenger als Vizepräsident für den Sportbereich Skeleton Edy Straumann als Vizepräsident für den Sportbereich Hornschlitten. Der Finanzchef Raphael Lötscher hat nach einem Jahr aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt eingereicht. Seine Aufgabe wurde ad interim von Adrian Padrutt übernommen. Die Schulden wuchsen wieder an. Seit dem erzwungenen Machtwechsel 2002 haben sich die Sponsorenbeiträge, die in der Amtszeit von Rolf Frick massiv aufgestockt werden konnten, wieder stark verringert. Dagegen haben sich die Personalkosten für die neu geschaffene SBSV-Geschäftsstelle erhöht. Waren es im ersten Jahr noch rund 100'000 Franken, erhöhten sich diese Aufwendungen im folgendem Jahr um ca. 40% auf etwa 140'000 Franken und im vergangenen Jahr auf 151'318 Franken. Für das kommende Geschäftsjahr findet sich im Budget bereits ein Betrag von 189'000 Franken. Das sind 20 (in Worten zwanzig) Prozent der Sponsoren Einnahmen. Im Vergleich für die Bestückung des Weltcup Bob, Skeleton und Rodeln sind im Budget 240'000 Franken vorgesehen. Im vergangenen Jahr waren es noch 425'784 Franken. Bei diesen Zahlen sollten eigentlich bei allen Aktiven und Club-Verantwortlichen die Alarmglocken läuten. Dem Team Rolf Frick wurde damals vorgeworfen, dass er für die Verbandsführung Spesen in der Höhe von 30'000 bis 40'000 Franken verbuchte. Diese beinhalteten die Entschädigung für Sekretariat, Telefon, Porto usw. und auch mal eine gute Flasche Wein mit dem einen oder anderen Sponsor, der den Verband unterstützte. Das den Delegierten vom neuen Zentralvorstand vorgeschlagene Budget beinhaltete jeweils Sponsoreneinnahmen möglicher neuer Sponsoren, deren Verträge aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen waren und auch nicht abgeschlossen wurden. Das setzte sich leider bis zum heutigen Tag fort indem immer noch von möglichen und eventuellen und Man-versucht-es-Einnahmen gesprochen wird. Mit dieser „Schönrederei“ können die finanziellen Probleme aber nicht gelöst werden. Ganz abgesehen davon ist es unfair und unehrlich die Aktiven, Clubs und deren Delegierte so zu täuschen. Laut den neuen Statuten, die unter dem Vorsitz von Stephan Peterhans, heutiger Chef Marketing/Kommunikation und Stellvertreter des Zentralpräsidenten, ausgearbeitet wurden und die an einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung am 12. Juni 2004 angenommen und in Kraft gesetzt worden sind, müsste ein aus der Verbands-Rechnung resultierender Fehlbetrag im folgenden Geschäftsjahr abgebaut werden. Das schaffte der Verband, wie abzusehen war nie. So wurde an der letzten DV 2005 mit einer einfachen Abstimmung beschlossen, die Statuten zu umgehen und den Abbau des Fehlbetrags, der bereits auf über 170'000 Franken angewachsen war, auf die nächsten drei Jahren zu verteilen. Interessanterweise fanden sich im Budget aber keine Rückstellungen für den Schuldenabbau. Im vergangenen Verbandsjahr 2005/06 wuchs der Schuldenberg weiter und ist in der Zwischenzeit auf eine viertel, bis eine halbe Million Franken angewachsen. Dieser grosse Unterschied erklärt sich mit der vorgelegten Abrechnung für das vergangene Verbandsjahr, die katastrophal abgefasst und völlig undurchsichtig ist. Das ist mehr als nur bedenklich, im Besonderen weil im Juni 2005 in den Medien zu lesen war, dass der Verband mit den neuen Strukturen und dem neuen Zentralvorstand die Finanzen im Griff hätte. Die Betätigung der Notbremse ist angesagt, um die Kurve noch zu kriegen. Am 10. Juni 2006 findet die nächste Delegiertenversammlung des SBSV statt. Als wichtigstes Traktandum steht die Wahl des Zentralvorstand an. Wie bereits an der ausserordentlichen Club-Präsidentenkonferenz vom 20. März und der ordentlichen Konferenz vom 23. Mai 2006 in Zürich bekannt gegeben worden ist, stellt sich, ausser Hugo Leutenegger, der nach seiner vierjährigen Amtszeit als Zentralpräsident zur Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung steht, der gesamte bisherige Zentralvorstand der Wiederwahl. Stephan Peterhans, bisheriger Chef Marketing/Kommunikation und Stellvertreter des Zentralpräsidenten, kandidiert als neuer Zentralpräsident. Als Gegenkandidat wurde vom Bobclub Frauenfeld, Peter J. Schmid, Rechtsanwalt vorgeschlagen. Die Wahl des Zentralpräsidenten, eine Qual der Wahl ? Stellt sich diese Frage ? Stephan Peterhans ist bereits seit zwei Jahren als wichtiger Verantwortungsträger im bisherigen Zentralvorstand vertreten. Was kann er in dieser Amtszeit für Leistungen vorweisen ? Als der SBSV das Amt eines Chefs Kommunikation einführte, erhoffte man sich, dass dieses wichtige Amt auch Früchte trägt und der Chef seiner Aufgabe gewachsen ist und seine Verantwortung wahr nimmt. Denn meinsam machen, vereinigen“. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Stephan Peterhans als Kommunikationschef einmal das Handbuch für Medienchefs von Swiss Olympic gelesen hätte. Ich zitiere daraus: Kommunikation ist deshalb auch im Sport längst ein tragender Pfeiler des gesamten Marketings geworden. Dementsprechend sollte diese Funktion in den Strukturen von Vereinen, Verbänden und Organisationen auch gewichtet werden. Kommunikation ist eines der zentralen Marketing-Instrumente im Sport. Gegen innen genauso wie gegen aussen. Wer nicht bewusst und aktiv auf sich aufmerksam macht, droht im heutigen Kampf um Zuschauergunst, Sponsorenfranken, Mitglieder und Funktionäre unterzugehen. Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations/PR) ist deshalb auf so mancher Prioritätenliste weit nach oben geklettert. Und das aus der Erkenntnis heraus: (mediale) Aufmerksamkeit kommt in den seltensten Fällen von alleine - aber sie kann in begrenztem Ausmass erarbeitet werden. «Der Medienchef sorgt dafür, dass wir vom Aussergewöhnlichen rechtzeitig erfahren. Er sorgt dafür, dass wir rechtzeitig alle nötigen Informationen vor, während und nach einer Aktivität haben. Können wir selber am Anlass nicht dabei sein, versorgt er uns mit den nötigen Fakten, die wir zur uns sinnvoll erscheinende Berichterstattung weiterverarbeiten bzw. einsetzen können.» Der Medienchef ist der «Informations-Dienstleister» des Sportes. Er beschafft sich Informationen, bereitet diese mediengerecht auf und beliefert die Redaktionen in geeigneter Form und zum richtigen Zeitpunkt. Bei Anlässen ist er für die Betreuung der Medienvertreter zuständig. Fazit ist leider, dass die Kommunikation im SBSV immer noch katastrophal ist. Dies betrifft den Inhalt der verbandseigenen Homepage genauso wie die Kommunikation mit den Clubs und den Medien. An der DV 2001, in Künten AG, wurde nach hitzigen Diskussionen verlangt und beschlossen, dass das offizielle Verbandsorgan „Horse Shoe“ viermal jährlich erscheinen muss. Art. 36 der Statuten lautet: Dem Zentralvorstand obliegt insbesondere: Vollzug der DV-Beschlüsse. Dieser DV-Beschluss wurde aber nicht vollzogen ! Eine einzige Ausgabe des Horse Shoe ist erschienen, die noch von privater Seite gemacht worden ist. Auf der Verbands-Webseite war am 2. Februar 2006 zu lesen: Der Zentralvorstand hat in Absprache mit dem Herausgeber des Verbandorganes Horse Shoe entschieden, dass das Verbandsorgan in der heutigen Form nicht mehr erscheinen wird. Über die Form kann man ja diskutieren, das Verbandsorgan Horse Shoe wäre ja auch in fotokopierter Form möglich gewesen, um den Delegiertenbeschluss zu vollziehen und der in den Statuten Art 16. verankerten Informationspflicht nachzukommen. Aber dass der Zentralvorstand eigenmächtig entscheidet, den DV-Beschluss zu widerrufen, erstaunt. Wäre das nicht Sache der Delegierten gewesen ? Hätte da nicht auch Stephan Peterhans als Präsident der Statutenkommission einschreiten und sein Veto einlegen müssen ? Trägt der Stellvertreter des Zentralpräsidenten, Peterhans, nicht auch eine grosse Mitverantwortung an der finanziellen Entwicklung des SBSV ? Tatsache ist, dass der SBSV im Moment nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern, nach den Rücktritten im Boblager, auch auf der sportlichen Seite auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Ausblick Am 10. Juni wird sich im bündnerischen Samaden entscheiden, auf welches Gleis die Delegierten den Zug des SBSV leiten werden. Bleibt zu wünschen, dass sie vor ihrem Entscheid die rosarote Brille der Schönrederei, von möglichen und eventuellen und Man-versucht-es-Einnahmen ablegen. Es geht darum, den Verband in die Zukunft zu führen. Eine Zukunft, bei der vor allem auch die Finanzen wieder unter Kontrolle gebracht werden und es auch bleiben müssen. Eine Zukunft, bei der es nicht nur darum geht, die abtretenden Spitzensportler zu ersetzen, sondern auch um eine Weitsichtplanung, was die Sponsoren betrifft. Jetzt schon müssen wirtschaftliche Kontakte geknüpft und Gespräche geführt werden, um dereinst auch die Nachfolge der Hauptsponsoren naht- und reibungslos über die Bühne zu bringen. Ich werden Sie hier weiter auf dem laufenden halten. Mit sportlichem Gruss Kurt Brun |
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24.05.2006 | ||
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