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Nachrichten Deutschland Finanzielle Lage beim DSV nach wie vor ungeklärt |
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22.10.2007 | ||
Finanzielle Lage beim DSV nach wie vor ungeklärtAutor: Nadine GärtnerNachdem die finanzielle Misere des Deutschen Skiverbandes in der vergangenen Woche am Dachsteingletscher bekannt wurde, ist die Situation nun nach wie vor ungeklärt. "Lage ernst, aber nicht hoffnungslos" Am vergangenen Freitag trat die DSV-Spitze um DSV-Präsident Alfons Hörmann anlässlich der jährlichen Athleteneinkleidung in Ingolstadt vor die Presse und nahmen Stellung zu der Finanzmisere im Deutschen Skiverband. "Die Existenz des Verbandes steht auf dem Prüfstand. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos", erklärte Hörmann vor rund 450 Sportlern, Trainern und Betreuern sowie Pressevertretern, nachdem Pressesprecher Stefan Schwarzbach die Einsparungsmaßnahmen am Mittwoch noch als "reine Vorsichtsmaßnahme" bezeichnet hatte. Kritik und Spott erntete auch Hauptsponsor Audi, der 90 rote Luxuskarossen für Topsportler und Trainer zur Verfügung stellte. Alpinstar Felix Neureuther bekam Schlüssel zum A5 Coupé, Biathletin Kati Wilhelm hat sich einen Q7 TDI ausgesucht. Ultimatum an RTL Am Freitagmorgen um 9 Uhr ließ schließlich der DSV dem Kölner Fernsehsender RTL, der nach eigenen Angaben ein "Matching Offer Right" aus dem eigenen abgelaufenen Vertrag besitzt, eine Kurzfassung des aktuellen Vertrages zwischen DSV und der Rechtefirma Infront zukommen. Zu spät - wie auch Präsident Hörmann inzwischen klar wurde. "Wir hätten den Vertrag früher übergeben sollen", dämmerte es Hörmann, "der Skisport ist der Schwächere, weil er sich gegen ein Unternehmen wie RTL wirtschaftlich nicht wehren kann." Der Deutsche Skiverband hatte die Klausel des "Matching Offer Rights" nicht mehr für gültig gehalten, da RTL fast alle Übertragungsrechte bis auf die des Skispringens weiterveräußert hatte. Hörmann erwartet nun eine Entscheidung des Kölner Senders innerhalb von vier Wochen. "Es ist wenig zweckdienlich, von Ultimaten oder einem Rosenkrieg zu reden. Wir sind an einer sachlichen und konstruktiven Lösung interessiert und wissen um unsere Verantwortung", sagte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. "Seit dem Vertragsschluss mit Infront am 21. Mai, von dem wir aus der Zeitung erfahren haben, haben wir immer und immer wieder auf unser Matching Offer Right und die sich daraus ergebenden vertraglichen Verpflichtungen des DSV hingewiesen", so Bolhöfer. "Es ist im Sinne des Skisports bedauerlich, dass es erst zu diesem späten Zeitpunkt ein Erwachen gibt." RTL kündigte eine zeitnahe Entscheidung an, ob man die Option wahrnehme - sobald der komplette Vertrag vorliegt. In der Kurzfassung seien laut Hörmann nur "Laufzeit, Pakete, Beträge und Zahlungstermine" nachzulesen. Athleten am Gletscher informiert Bereits vor einer Woche hatte Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle seine Athleten am Dachsteingletscher in der Ramsau über die missliche Lage des Verbandes aufgeklärt. Ausgabenstopp und Absage der Kaderlehrgänge unterhalb der Weltcupebene waren die Maßnahmen, die der DSV anordnete. "Da ist gerade bei den jungen Athleten, die ihren ersten Weltcupstart in Aussicht hatten, eine Menge Frust dabei. Da sind einige Tränen geflossen", denkt René Sommerfeldt an den Gletscheraufenthalt zurück. "1999 war mal die Rede davon, dass Langlauf nach einer Katastrophensaison ganz aus der Förderung gestrichen wird", erinnerte sich der Olympiazweite weiterhin. "Aber in dieser Form, dass es so große Probleme im Verband gibt, habe ich das noch nicht erlebt." "Es ist schade, wir werden ein Stück weit um unsere Arbeit gebracht", äußerte sich Sprinter Erik Hänel, der nicht zum A-Kader zählt. Ohnehin zahlt er als Nicht-A-Kader -Athlet einen Teil seiner Maßnahmen selbst, doch nun muss er und einige Kollegen auch die Anreise Zum Weltcupauftakt in Düsseldorf selbst finanzieren. Als sportliches Ziel sind nun die Top30 gesetzt, denn für eine solche Platzierung hat der DSV in Aussicht gestellt, auch für B-Kader-Athleten die Kosten für die Reise zu übernehmen. Spitzensportler helfen Die Leidtragenden der Situation sind die Nachwuchssportler, wie auch Alfons Hörmann zugeben musste. "Leidtragende sind die Kinder und Jugendlichen. Die Nachwuchs-Athleten können ihren Sport nicht mehr ausüben", so Hörmann. Eine Situation, die Deutschlands Spitzensportler nicht mit ansehen können. "Jetzt plötzlich wird man direkt damit konfrontiert und weiß eigentlich nicht, was überhaupt abgelaufen ist. Es schadet mir zwar nicht direkt, dafür aber den Jungen. Deshalb wollen die Spitzensportler des DSV auch ihren Beitrag dazu leisten, dass der Schaden nicht zu groß wird," erklärte Slalom-Ass Felix Neureuther am Freitag in Ingolstadt. Und auch Biathlon- Dreifach-Weltmeisterin Magdalena Neuner pflichtete ihm bei: "Wir, die alles bekommen, können zurückstecken und auf Prämien verzichten." Damit erklärten sich Neureuther und Neuner, sowie weitere sieben deutsche Topsportler, die vor wenigen Tagen den Goldenen Ski verliehen bekamen, dazu bereit, auf teure Trainingslager zu verzichten, um stattdessen das Training einiger Nachwuchstalente finanzieren zu können. Folgen Die eigene Finanzmisere in zweistelliger Millionenhöhe könnte auch weitreichende Folgen haben, denn neben fehlender Übertragung im deutschen Fernsehen steht auch die Absage deutscher Weltcups, ein drohendes Chaos im internationalen Skisport und eine Beeinflussung der Münchner Olympiabewerbung für 2018 im Raum. "Die Nichtübertragung unserer Weltcups wäre international ein chaotischer Zustand und nicht akzeptabel", äußerte sich Hörmann, der RTL-Chefin Anke Schäferkordt anfleht, "die Blockadehaltung aus rein wirtschaftlichen Erwägungen aufzugeben" und "die Entwicklung des Skisports im Auge zu haben". Immerhin wird der Streit wird noch nicht juristisch ausgetragen. Allerdings aus rein pragmatischen Gründen. Denn Hörmann sagte: "Dazu fehlt jetzt einfach die Zeit." Dennoch steht unter anderem die Austragung der traditionellen Vierschanzentournee der Skispringer zum Jahreswechsel auf der Kippe, da ein Großteil der Hauptsponsoren der Tournee wegen der unklaren Lage noch mit der Unterschrift zögert. "Wir hoffen, dass die für Deutschland geplanten Weltcups auch wirklich hier stattfinden und nicht irgendwo ins Ausland vergeben werden", meinte Langläufer Sommerfeldt: "Es wäre schade, wenn man riskiert, das zu verlieren." Auch andere Wettkämpfe in Deutschland unter anderem auch die deutschen Etappen der Tour de Ski sind akut bedroht, denn auch sie sind auf finanzielle Zuschüsse des DSV angewiesen. "Die Spitzensportler können das zwar eine Weile überbrücken, aber letztlich leben auch sie davon, dass ihre Leistungen im Fernsehen gezeigt werden", sagte auch der alpine Herren-Cheftrainer Christian Scholz. "Im Moment scheint nicht der Wille zum gemeinsamen Vertragsabschluss da zu sein. Deshalb hoffe ich auf Einsicht bei allen Vertragspartnern." Und Langlauf-Sprinter Erik Hänel unkt: "Voriges Jahr sind Wettkämpfe ja nur wegen Schneemangels ausgefallen. Aber dieses Jahr..."(biathlon2b.com)(xc-ski.de) |
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22.10.2007 | ||
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