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Kein Training in Altenberg, dafür Zeit für Erinnerungen
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12.02.2008

Kein Training in Altenberg, dafür Zeit für Erinnerungen

Autor: Altenberg (WM-Presse 2008) und Kurt Brun


Altenberg (WM-Presse 2008) Wegen starken Nebels musste der 1. Trainingstag bei den Bauhaus FIBT Weltmeisterschaften 2008 Bob & Skeleton in Altenberg komplett abgesagt werden. Auf Beschluss der Internationalen Jury unter Leitung des Italieners Georg Werth wird am Mittwoch einer der beiden Läufe nachgeholt. Somit stehen am Mittwoch drei statt bislang zwei Trainingsfahrten auf dem Programm. Der zweite ausgefallene Lauf soll dann am Donnerstag nachgeholt werden.

Insgesamt 20 Nationen aus drei Kontinenten haben für die dritte WM nach 1991 und 2000 auf der Kunsteisbahn im Kohlgrund gemeldet. Genau 223 Sportler kämpfen in sechs Disziplinen um die Medaillen. Über 260 freiwillige Helfer sind bei dem größten Sportereignis in Sachsen auf den Beinen.

Mit Sandra Kiriasis (GER) im Damenbob, André Lange (GER) im Zweierbob, Ivo Rüegg (SUI) im Viererbob sowie dem deutschen Team im Mannschafts-Wettbewerb sind die Titelverteidiger wieder mit von der Partie. Noelle Pikus-Pace (USA) als Titelverteidigerin im Skeleton brachte im Januar ein Mädchen zur Welt und ist noch im „Mutterschafts-Urlaub“. Gregor Staehli (SUI), in St. Moritz 2007 Sieger bei den Herren, pausiert ebenfalls und entscheidet im Frühjahr über die Fortsetzung seiner Laufbahn.

Die Zeit vergeht und verändert.

1991 vor genau 17 Jahren war ich zum letzten Mal an der Bobbahn in Altenberg, anlässlich der ersten Weltmeisterschaften auf der ehemaligen Trainingsbahn der DDR Piloten im sächsischen Altenberg, Der Schweizer Erfolgspilot, Gustav Weder (Bob Club Zürichsee) fuhr damals im Zweier- und Viererbob zu WM-Silber.

Im Zweierbob schnappte ihm Rudi Lochner/Markus Zimmermann (GER) den Sieg weg und in der Königsklasse stand ihm, in einem packenden Finale, Wolfgang Hoppe/Bogdan Musiol/Axel Kühn/Christoph Langen (GER) vor der Sonne.

Nicht nur die Bobbahn in Altenberg ist kaum mehr wieder zu erkennen, auch der Schreibende hat die 17 Jahre nicht ohne Veränderungen überstanden.

Die Rennschlitten- und Bobbahn Altenberg gehört zu den anspruchsvollsten Kunsteisbahnen der Welt. 1986 wurde sie nach mehrjähriger Bauzeit offiziell eingeweiht. Nach ihrer Fertigstellung in den neunziger Jahren hat sich die Eisschlange zu einer der bedeutendsten internationalen Wettkampfstätten entwickelt. Dies belegen die Ausrichtung von 10 Welt- und Europameisterschaften in den Sportarten Bob, Rennrodeln und Skeleton. Dazu kommen jährlich 4-6 Welt- und Europacuprennen sowie ca. 25 nationale und regionale Veranstaltungen. In der 2. Jahreshälfte 2007 ist die Anlage umfangreich umgebaut und modernisiert worden. Innerhalb von nur 23 Wochen wurden die Bauarbeiten vollendet. Am 2. November 2007 wurde die Bahn als "Schmuckstück" von Rainer M. Jacobus, Präsident des Rennschlitten, Bob- und Skeleton-Verbandes Sachsens (RBSV), in einer kleinen Feier offiziell übergeben. "Wir haben jetzt die attraktivste Bahn der Welt", sagte Jacobus.

Messlängen Start - Ziel: Bob u. Skeleton 1413m, Rennrodel Herren: 1387m, Rennrodel Damen: 1220m, Rennrodel Doppelsitzer: 996m
Kurvenzahl: Gesamt 17, Linkskurven 7, Rechtskurven 10, der Höhenunterschied beträgt 122,22 m, grösstes Gefälle: 15%, durchschnittliches Gefälle: 8,66%, erreichbare Höchstgeschwindigkeit ca. 130km/h. Die Bahn ist von Oktober bis Februar künstlich vereist.¨

Eine unvergessliche Fanreise

Damals fuhren etwa 30 begeisterte „Zürichsee Fans“, unterstützt durch den St.Moritzer "ALBANA Clubhotel" Besitzer, Heinrich Weinmann samt seinem Direktor und geheimnisvollem, voll im wahrstem Sinne des Wortes, „Schnapskoffer“ , mit einem Autocar nach Altenberg um Weder mit Alphorn und einer stattlichen Anzahl Kuhglocken und Treicheln lautstark zu unterstützen. Bereits die Fahrt bleibt unvergesslich da sie überaus unterhaltsam ausfiel und mit einem hervorragenden Mittagessen aus eigener Feldküche gekrönt wurde. Zum Dessert gabs dann Mohrenköpfe und Basler Leckerli in Hülle und Fülle.

Unser Domizil schlugen wir in der sächsischen Hauptstadt Dresden auf, die uns beim abendlichen Spatziergang mit Dresdner Zwinger, Semperoper und Residenzschloss, aber auch mit gemütlichen Lokalitäten und gutem Wein, faszinierte. Eine kleine Gruppe besuchte sogar eine Vorstellung in der weltberühmten Semperoper, wobei bis heute noch nicht ganz geklärt ist welche Vorstellung mehr Gewicht hatte, die auf der Bühne, oder die in der gleichen Sitzreihe... (für Insider)

Am Morgen sollte unser Car die Gruppe an die Bahn nach Altenberg bringen. Nachdem wir aber in Dresden das dritte Mal an der gleichen Kirche vorbei kamen, trauten wir der Ortskundigkeit unseres Chauffeurs nicht mehr und baten ihn doch ein Taxi zu organisieren der uns als Lotse wieder auf den rechten Weg brachte.

Die Bahn empfing uns mit richtigem Bobwetter, um nicht zu sagen mit einer "Saukälte" was vor allem einer unserer Fans mit leichtem Regenmantel und Halbschuhen bekleidet zu spüren bekam. An der Bahn selber gab es nur ein kleines „Bobstübl“ mit etwa 30 Sitzplätzen um sich aufzuwärmen. Für die paar tausend Zuschauer an der Bahn nicht gerade grosszügig ausgelegt. Aber dafür gab es genügend Glühwein- Buden entlang der Stecke. Das Bobstübl besteht auch heute noch und was mich vor allem freute und genauso überraschte, an der Wand hängt immer noch ein Poster vom Team Weder. (Bild)

Die Bahn ist kaum wieder zu erkennen. Breite saubere Strassen beidseitig der Bahn sind gewappnet grosse Zuschauerzahlen aufzunehmen und diverse Tribünen geben einen guten Einblick in die spektakulärsten Bahnabschnitte. Wie bereits 1991 sind auch bei diesen Weltmeisterschaften wieder unzählige Stände mit kalten und heissen Getränken und Esswaren aufgebaut worden, um die Gäste auch kulinarisch zu versorgen.

Nur das Wetter spielte heute nicht mit. Nachdem man gestern noch im Hemd oder Pullover ohne Jacke bei strahlendem und wärmendem Sonnenschein flanieren konnte, hüllte heute eine enorm dichte Nebelschicht die Bahn ein. Die Temperaturen waren allerdings nicht so extrem kalt wie damals, als wir nach dem Rennen völlig ausgekühlt und durchfroren wieder zu unserem Bus zurückkehrten und uns freuten endlich wieder an die Wärme zu kommen. Aber auch da machte unser Chauffeur uns einen Strich durch die Rechnung, indem wir vor verschlossenen Türen standen und der Fahrer mit einem kleinen Batteriesauger zuerst sein Gefährt säuberte. In den Stunden die das Rennen dauerte, hatte er im warmen Buss genüsslich geschlafen.
Am späteren Nachmittag zwischen dem ersten und zweiten Renntag hatten wir Gelegenheit, das sich damals ganz in der Nähe von Altenberg befindliche Trainingszentrum zu besuchen. Der Anblick einer ganzjährig vereisten Indoor Startbahn und den diversen Trainingsmöglichkeiten für alle Wintersportarten liess nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Mitfans, den Unterkiefer fallen. Ich weiss nicht ob dieses Sport-Zentrum, das ja Unsummen von Geld verschlungen hatte, aber die Erfolge der damaligen DDR Sportler erst möglich machte, noch existiert. Die Bilder sind in meinem Gehirn auf jeden Fall gespeichert und lassen mich auch beim zurückdenken erblassen, wenn ich an die Trainingsmöglichkeiten der Schweizer denke.

Die Veränderungen sind unübersehbar

Vieles hat sich in der Zeit verändert. Die Strassen sind viel besser geworden, die Häuser wirken sehr gepflegt und herausgeputzt. Altenberg und seine Gegend sind wirklich eine Reise wert, ob nun im Winter für die Bob- Skeleton- und Rodelevents, oder im Sommer für ausgedehnte Wanderungen. Auch die alte Dampfbahn auf dem Weg nach Altenberg, für die wir unseren Bus vor 17 Jahren extra stoppen liessen um Fotos zu schiessen, verkehrt immer noch.

Eine, auch für die Zuschauer, runderneuerte Bobbahn, gepflegte Orte und Gaststätten mit freundlichem, auf die Gastwünsche eingehendes, Personal, moderne öffentlichen Verkehrsmitteln die einem von und zu überall hin bringen, sind die Veränderungen und Zeichen der Zeit.
Aber auch am Schreiber sind die 17 Jahre nicht spurlos vorbei gegangen und die Veränderungen sind sehbar. Die Haare sind grau geworden, die Körpergrösse wurde mit dem Alter etwas kleiner, dafür ging das Volumen in die Breite. Das einzige was die Jahre überdauert hat und auch weiterhin Bestand haben wird, sind die Erinnerungen an eine unvergessliche Zürichsee Fanfahrt an die WM 1991 und die Freude und Begeisterung am Bobsport.

Was das körperliche betrifft, da würde bei mir, im Gegensatz zur Bobbahn, auch eine Runderneuerung nicht viel helfen. Wie gesagt, die Zeit vergeht und verändert. In diesem Sinne denke ich im Nebel sitzend, mit grosser Freude, an die WM Fahrt 91 zurück und hoffe, dass das Wetter morgen wieder besser wird und das Training aufgenommen werden kann.

Es grüsst alle WM-91er und alle Bob und Skeleton Fans aus Altenberg Kurt Brun

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Gustav Weder Plakat
Neben einem alten Holz Rodelschlitten und alten DDR Plakaten hängt immer noch ein Poster der damaligen Weder Mannschaft mit Gustav Weder/Bruno Gerber/Lorenz Schindelholz/Curdin Morell an der Wand im Bobstübl.

Gustav Weder Plakat



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