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Punktsieg für Italiens Regierung im Anti-Doping-Streit
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29.10.2005

Punktsieg für Italiens Regierung im Anti-Doping-Streit



In der Auseinandersetzung mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um die Anwendung des italienischen Anti- Doping-Gesetzes während der Olympischen Winterspiele in Turin hat die Regierung in Rom offensichtlich einen Punktsieg erzielt. „Es ist inzwischen klar, dass es keine Änderung am italienischen Gesetz gibt“, räumte IOC-Präsident Jacques Rogge am Freitag in Lausanne ein.

Dennoch zeigte sich der Belgier zum Abschluss dreitägiger Sitzungen des Exekutivkomitees „nicht pessimistisch, dass es eine Lösung gibt“. Allerdings wird das ursprünglich für Mitte November ins Auge gefasste „Gipfeltreffen“ mit Ministerpräsident Silvio Berlusconi wohl nicht stattfinden. Rogge: „Dies ist zur Zeit nicht vorgesehen.“

Der Streit hat sich an dem besonders strengen Anti-Doping-Gesetz entzündet, das Italien im Jahr 2000 verabschiedet hatte. Sportlern, die zu EPO oder Anabolika greifen, droht Gefängnis bis zu drei Jahren. Eine Aussetzung des Anti-Doping-Gesetzes für die Zeit der Spiele hat die römische Regierung strikt abgelehnt.

Das IOC befürchtet, dass die Polizei Razzien in den drei Olympischen Dörfern durchführt, sowie dass Sportler festgenommen und vor ein ordentliches Gericht gestellt werden könnten. Es ist der Auffassung, dass der Kampf gegen Doping in Turin Sache des IOC sei. „Das ist eine Frage der sportlichen Ethik und nicht ein kriminelles Problem“, sagte Rogge. Er unterstich auch erneut, dass Turin 1999 einen entsprechenden Ausrichtervertrag unterschrieben habe, in dem es sich zur Einhaltung der IOC-Anti-Doping-Regeln verpflichtet habe.

Der IOC-Präsident will jetzt sogar Polizei ins Olympische Dorf lassen, „wenn wir im Dorf Drogenhändler finden. Natürlich müssen die festgenommen werden“. Dennoch müsse „bei vollem Respekt vor dem Gesetz sichergestellt werden, dass die Spiele korrekt ablaufen können“. Dafür gebe es noch viel zu klären. Rogge nannte als Beispiel, dass Italien Tests nach dem Code der Welt-Anti-Doping- Agentur (WADA) von 2005, das IOC©aber nach dem von 2006 vornehme.

Es sei ein langer Weg bis zu einer einvernehmlichen Lösung, sagte Rogge. Auf die setzt auch Sergej Bubka, Exekutivkomitee-Mitglied und Chef der Athletenkommission: „Wir hoffen, dass es zu einer Einigung kommt, und wir wollen, dass alle Athleten gleich behandelt werden.“ Wie dies aussehen könnte, deutete Ottavio Cinquanta, italienisches Mitglied des IOC-Exekutivkomitees und Präsident des Eislauf- Weltverbandes ISU, an: „Es kommt darauf an, wie die Richter mit dem Gesetz umgehen.“

Mario Pescante, Turin-Beauftragter der italienischen Regierung und IOC-Mitglied, hatte sich vergebens bemüht, mit der Regierung in Rom eine Aussetzung des Gesetzes für die Zeit der Spiele vom 10. bis 26. Februar zu erreichen. „Ich habe meine Pflicht als IOC-Mitglied getan“, sagte der Gegenspieler von Thomas Bach bei der Wahl eines IOC-Vizepräsidenten bei der Vollversammlung im Februar, „aber es gibt keine Chance, solch ein Moratorium in der Regierung durchzusetzen und in der Öffentlichkeit verständlich zu machen.“ Die Antwort auf die Lösung der Doping-Frage sei „total unklar“.

Dass sich das IOC das Heft des Handelns dennoch nicht aus der Hand nehmen lassen will, hatte die Exekutive mit zwei Entscheidungen unterstrichen. Bei den Turin-Spielen soll es insgesamt 1200 Doping- Kontrollen geben, 45 Prozent mehr als 2002 in Salt Lake City. Alle diese Doping-Proben sollen für acht Jahre eingefroren werden, so dass erneute Kontrollen jederzeit möglich sind. „Es ist sehr wichtig, dass wir im Besitz dieser Proben sind“, sagte Rogge. Erst 2014 werden sie an die Labors zurückgegeben, die alle Hinweise auf die Namen vernichten müssen.

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