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Die deutschen Torhüter bei der Eishockey-WM
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08.05.2008

Die deutschen Torhüter bei der Eishockey-WM

Autor: Carina Mihr


Auf dem Eis ist sich jeder selbst der nächste – Die deutschen Torhüter zwischen Teamverantwortung und Konkurrenzkampf

Ein Torwart-Problem haben deutsche Nationalmannschaften selten: So ist es nicht nur im Fußball und Handball, sondern auch im Eishockey. Obwohl NHL-Star Olaf Kölzig bei der Weltmeisterschaft in Kanada nicht dabei ist, kann Bundestrainer Uwe Krupp aus einem starken Spielerkreis schöpfen. Mit Robert Müller (27, Köln), Dimitri Pätzold (25, San Jose) und Dimitrij Kotschnew (26, Nürnberg) sind drei Top-Leute auf ähnlich hohem Niveau in Halifax dabei. Wie wichtig es ist, auf der Schlüsselposition gut besetzt zu sein, zeigte sich schon im zweiten Gruppenspiel der Deutschen gegen die Slowakei. 38 Mal schossen die Osteuropäer aufs Tor von Müller – drei Mal mehr als die Deutschen selbst. Müller ließ nur zwei Schüsse passieren und wurde prompt zum besten Spieler der Partie gewählt – die “Mini-Sensation” war perfekt, Deutschland dem Viertelfinale plötzlich ganz nahe. Persönliche Auszeichnungen tangieren den erfahrendsten Goalie im Team (Müller spielt in Halifax bereits seine neunte WM) aber nur am Rande. “Mir geht es nur darum, der Mannschaft den Sieg zu ermöglichen. Alles andere ist zweitrangig.” Stinksauer war der 27-Jährige daher nach dem letzten Gruppenspiel gegen Norwegen. 2:0 hatte Deutschland geführt, dann nicht nur das Spiel, sondern vor allem (realistisch betrachtet) auch die Chance aufs Viertelfinale aus der Hand gegeben. “Wir haben schlecht gespielt, das darf nicht passieren”, polterte Müller. Er selbst hatte keinen so starken Tag wie gegen die Slowaken erwischt, bei seinen Teamkollegen waren Pässe nicht angekommen, die Disziplin hatte ebenso wenig gestimmt wie das Zweikampfverhalten und die Einstellung.

Nach einer Niederlage ist ein Torwart wohl etwas einsamer als der Rest des Teams. “Man hat eben immer diese besondere Verantwortung”, weiß Müller. Und die trägt jeder allein. Tipps vom Back-Up sind selten, Müller, Pätzold und Kotschnew analysieren ihr Spiel nicht gemeinsam, jeder muss selbst wissen, wie er seinen Job auszufüllen hat. Zwar beteuern alle drei Goalies, dass sie gut miteinander auskommen (Müller: “Wir haben viel Spaß zusammen”) - um den Platz zwischen den Pfosten herrscht aber natürlich ein harter Konkurrenzkampf. Bei der diesjährigen WM hat sich Krupp für Müller und Pätzold entschieden, Kotschnew bleibt nur der Platz auf der Tribüne, weil bei einem Einsatz von drei Torhütern die Pausen zwischen den Einsätzen zu lang wären. “Diese Entscheidung muss ich akzeptieren”, sagt Kotschnew, der bei dieser WM wohl nicht mehr spielen wird. “Gesunde Konkurrenz” nennt Pätzold das. “Wir kommen super miteinander aus, aber auf dem Eis gibt es nun mal keine Freunde, da kämpft jeder für sich.” Verklärte Träumereien a la “elf Freunde müsst ihr sein” sind da nicht nur wegen der geringeren Spielerzahl im Eishockey fehl am Platz.

Die Entscheidung, wer wann im Tor steht, fällt Krupp gemeinsam mit dem deutschen Torwart-Trainer Klaus Merk. Meistens einen Tag vor dem Spiel. “Wir haben einen Personal Game Schedule ausgearbeitet, schauen aber natürlich auch auf die Leistungen im Training.” So wird im ersten Spiel der Zwischenrunde gegen die USA wieder Pätzold auflaufen. “Mental ist es natürlich von Vorteil, wenn man schon früh erfährt, dass man spielt. Die Vorbereitung ist dann doch anders”, erklärt der 25-Jährige, der seine zweite WM für Deutschland spielt. Dass er vor keiner leichten Aufgabe steht, ist ihm dabei nur zu bewusst: “Wir müssen jetzt in der Zwischenrunde für eine Überraschung sorgen, schlechte Teams gibt es nun ohnehin nicht mehr.” Pätzold weiß dabei um seine besondere Verantwortung. Auf dem Eis ist jeder Goalie allein, aber eben auch Teil einer Nationalmannschaft, die eine ganz bittere Niederlage gegen Norwegen wettzumachen hat.

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