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Ausblick auf die Biathlon-Saison 2008/09
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26.11.2008

Ausblick auf die Biathlon-Saison 2008/09

Info: Biathlon
Autor: Nadine Gärtner


Als letzte Wintersportler starten in den ersten Dezembertagen die Biathletinnen und Biathleten in ihren Weltcupwinter. Natürlich gibt es auch im Biathlonsport wieder die alten Bekannten unter den Topfavoriten für den Winter, doch auch für die zweite Garde geht es um viel. Denn die Olympischen Winterspiele sind nur noch ein Jahr entfernt...

Neue Namen, neue Punkte...
Was im letzten Winter als eine Art Auf- und Abstiegssystem getestet wurde, ist nun bereits wieder Geschichte: Der Europacup, im letzten Winter "offener Europacup" genannt, um auch nicht-europäische Nationen vermehrt anzusprechen. Natürlich gibt es die "Zweite Liga im Biathlon" auch weiterhin, allerdings hat sie nun erneut einen neuen Namen bekommen: Der IBU-Cup ist nun also der bisherige Europacup. Damit nicht genug, auch sonst muss sich der Biathlon-Fan und selbstverständlich auch der Aktive an einige Neuerungen gewöhnen. Da wäre zum einen die Altersbeschränkung bei Europameisterschaften, dem Saisonhighlight der Europacupstarter, die es aufgrund ihrer Leistung nicht in die Weltcupmannschaft ihrer Nation schaffen. Vorbei ist die Trophäenjagd für altgediente Sportler vor allem aus Osteuropa, die von ihren Trainern tradionell zur Medaillenjagd abkommandiert wurden, sonst aber seit vielen Jahren im Weltcup aktiv sind. Daher beträgt das von der IBU festgelegte Alterlimit bei Europameisterschaften nun 26 Jahre. Geschichte ist auch der ständige internationale Formcheck junger AthletInnen untereinander, da die JuniorInnen-Wettkämpfe im Rahmen des Europacups abgeschafft wurden. Junge SportlerInnen der Alpennationen können sich künftig im sogenannten "Alpencup", der Anfang Dezember im Osttiroler Obertilliach startet, messen.
Zudem tritt auch ein neues Punktesystem im Weltcup in Kraft. Demnach erhalten die 40 Bestplatzierten (bisher 30) Punkte. Der beste Skijäger sammelt 60 (bisher 50) Zähler. Renndirektor Franz Berger begründete die Veränderung mit der großen Anzahl von knappen Entscheidungen im Weltcup, wo Skijäger aufgrund von einer oder zwei zusätzlichen Strafrunden gleich um 20 oder mehr Plätze zurückfallen. Ob das eine sinnvolle Änderung ist? Noch wichtiger als zuvor, um im Weltcup nicht den Anschluss zu verlieren, ist auf jeden Fall die Qualifikation für den Massenstart der 30 Weltcupbesten. Dieser wurde durch die neue Regelung aufgewertet, denn als Teilnehmer des Massenstarts hat man auch als Letzter statt bisher einem nun ganze elf wichtige Weltcupzähler sicher.
Weiterhin beschloss die Internationale Biathlon Union, es bei vier Startgruppen im Weltcup zu belassen, wobei die ersten Zehn des Weltcups die Gruppe frei wählen dürfen; für schwächere Athleten ab Rang 81 im Gesamtweltcup sind die letzten Startgruppen vorgesehen. Neu ist jedoch, dass nicht mehr als drei AthletInnen pro Nation in einer Gruppe starten dürfen, was vor allem im deutschen Damenteam ins Gewicht fallen dürfte. Welche AthletInnen in dem Fall in welcher Gruppe an den Start geschickt werden, bleibt dem Trainerteam überlassen. Insgesamt wird das Favoritenfeld durch diese Regel also auseinandergezogen werden.
Doch nun zum interessantesten Teil, den Aktiven selbst: Wer wird sich im Weltcup ganz vorn einreihen? Wer wird Weltmeister werden, wer den großen Durchbruch schaffen?

Favoritenrollen klar verteilt
Wie in den vergangenen Jahren muss auch diesmal das deutsche Damenteam in vorderster Front genannt werden, hat man doch schließlich so hochdekorierte Athletinnen wie Sechsfach-Weltmeisterin und Gesamtweltcup-Siegerin Magdalena Neuner, Andrea Henkel, Kati Wilhelm oder Martina Glagow, die in Zukunft als Martina Beck an den Start gehen wird, im Kader. Um nur einige zu nennen... Doch auch die Konkurrenz aus Frankreich, Norwegen und Russland wird ganz sicher im Sommer nicht geschlafen haben, wie man teilweise auch schon in Testrennen feststellen konnte. Zu erwähnen sind da ganz sicher die Französin Sandrine Bailly, die schon seit Jahren bis zum letzten Rennen ein gewichtiges Wort um den Gesamtweltcup mitredet, Tora Berger aus Norwegen und die Russin Ekaterina Iourieva. Auch die erst 22-jährige Svetlana Sleptsova will sich weiter steigern und auch den ungeliebten Einzelrennen mehr Aufmerksamkeit schenken.

Deutsche Damen stark wie eh und je?
Doch werden die deutschen Damen wirklich in der Breite so stark sein, wie man es aus den vergangenen Jahren gewohnt war? Zumindest lief die Vorbereitung der DSV-Skijägerinnen nicht ohne Krankheits- und Verletzungsprobleme ab. Schon im September brach sich die Großbreitenbacherin Andrea Henkel bei einem Trainingssturz den Daumen, doch dass das nicht unbedingt von Schaden sein muss, bewies Sandrine Bailly eindrucksvoll im letzten Winter, wo sie sich Anfang Oktober das Handgelenk brach. Auch die Shootingstars des deutschen Teams, Magdalena Neuner und Kathrin Hitzer, starten alles andere als fit in die neue Saison. Während Hitzer seit dem Frühjahr mit einem schmerzenden Überbein am Fuß bedingt durch neue Laufschuhe kämpft, wurde Neuner gleich zweimal von Infekten zurückgeworfen, die sich auch daran hinderten, am mehrwöchigen Schneetraining im nordfinnischen Muonio teilzunehmen. Inweit beide zum Saisonauftakt in Form sind, wird sich zeigen müssen. Auch der Rest des deutschen Damen-Kaders kränkelte jedoch gegen Ende des Trainingsaufenthaltes in Finnland, so dass sich das "trainingsfähige" Team nördlich des Polarkreises deutlich verringerte. Schon früh in guter Form und vor allem gesund scheint dagegen Kati Wilhelm zu sein, die ein Testrennen einiger deutscher, polnischer und finnischer Biathletinnen für sich entschied. Vorzeitig abreisen musste allerdings Simone Hauswald, vor ihrer Heirat bekannt als Simone Denkinger, die an Achillessehnenproblemen laboriert. Dadurch fällt sie auch mindestens für den Weltcupauftakt aus, so dass neben Sabrina Buchholz überraschend auch Anne Preussler ein Ticket nach Östersund erhielt.

Wer kämpft um die Kristallkugel der Herren?
Bei den Herren gibt es ebenfalls mehrere Anwärter auf die große Kristallkugel zu nennen. Wird "König" Ole Einar Bjørndalen sich erneut die Trophäe für den Gesamtweltcup-Sieg sichern können? Oder macht ihm sein junger Landsmann Emil Svendsen einen Strich durch die Rechnung? Hat der Perfektionist in diesem Winter seine Nerven im Griff, hat die norwegische Zukunftshoffnung auf jeden Fall wie sein großes Vorbild Bjørndalen alle Möglichkeiten zum ganz großen Coup im Gesamtweltcup. Einen norwegischen Zweikampf zum Dreikampf machen möchte allerdings auch der Russe Maxim Tchoudov und auch sein Landsmann Dmitri Iarochenko wird sicher wieder zu beachten sein. Aus deutscher Sicht will sich aber natürlich auch Michael Greis nicht lumpen lassen und ganz vorn ein gewichtiges Wort mitreden, um seinen Gesamtweltcup-Erfolg von 2006/2007 zu wiederholen. Zumindest gesundheitlich scheint nach aktuellen Meldungen nichts gegen deutsche Top-Platzierungen zu sprechen, die im Gegensatz zu den Damen von der Erkältungswelle in Muonio verschont geblieben scheinen.

Weltmeisterschaften auf asiatisch
Um Medaillen und Titel wird im Februar 2009 auf asiatischem Boden gekämpft, genauer gesagt im südkoreanischen Pyeong Chang. Dort ging die Generalprobe im vergangenen Winter zwar nicht problemlos über die Bühne, doch die Veranstalter hatten inzwischen ein Jahr Zeit, um die Mängel auszumerzen. So waren zum Beispiel immer wieder organisatorische Probleme zu umschiffen, die Anstiege und Abfahrten waren laut Andi Birnbacher "brutal" und bergab fühlte man sich "wie Bode Miller", wie Michela Ponza erklärte. Eine "Entschärfung" der schweren Strecke bedeutete für die Verantwortlichen beim letztjährigen Weltcup der Einbau einiger 90°-Kurven, was es für die Athleten jedoch nicht unbedingt einfacher machte. Vor allem die Aktiven erhoffen sich für die Welttitelkämpfe eine deutliche Änderung zum Positiven. Interessant wird es auch, bei dem Großereignis des Winters zu beobachten, wie die SportlerInnen, die aus den verschiedensten Gründen wie Krankheit oder Schonung in der letzten Saison nicht in Pyeong Chang am Start waren, mit den anspruchsvollen Strecken zurechtkommen.

Von Rückkehrern und Karriereende
Natürlich werden auch in diesem Winter wieder einige durch viele Jahre bekannte Gesichter fehlen, denn sie haben ihre aktive Biathlon-Laufbahn nach mehr oder weniger erfolgreichen Jahren für beendet erklärt. Darunter sind auch einige deutsche AthletInnen der zweiten Garde, wie Jörn Wollschläger, Stephanie Müller oder Ute Niziak, die den Kampf um vereinzelte Weltcupstarts aufgegeben haben. Ihren Rücktritt gab auch Jenny Adler bekannt, die inzwischen mit dem Schweizer Roland Zwahlen verheiratet ist. Doch auch international wird man künftig eine bekannte Gesichter vermissen: Mit nunmehr 40 Jahren zog Ende letzten Winters der Österreicher Ludwig "Luggi" Gredler einen Schlussstrich unter seine lange Karriere. Die Franzosen Julien Robert, Julien Ughetto und Delphine Peretto sowie Nathalie Santer-Bjørndalen und Alexei Aidarov taten es ihm gleich. Für Aufsehen sorgte im Winter 2007/2008 immer wieder die Schwedin Anna Carin Olofsson. Die 35-jährige ehemalige Langläuferin kündigte immer Januar anstehenden Nachwuchs an und ging trotz fortgeschrittener Schwangerschaft noch bei ihrer Heim-WM in Östersund an den Start, beendete auf Anraten des Trainer anschließend aber die Saison. Eine Rückkehr war von ihrer Seite immer geplant – nur wann? Das große Ziel für die mit einem Kanadier verheiratete Schwedin sind die Olympischen Spiele in Vancouver, so dass zeitweise Gerüchte laut wurden, sie würde erst nächsten Winter wieder zurückkehren. Diese Assagen sind inzwischen allerdings auch schon wieder fast vergessen, da "ACO" im schwedischen Aufgebot für den Weltcup-Auftakt in Östersund steht. Als Rückkehrerinnen könnte man auch einige Damen aus dem russischen Kader bezeichnen. Zwar wurden sowohl Olga Zaitseva als auch Olga Pyleva nach ihrer Dopingsperre im letzten Winter vereinzelt in internationalen Rennen eingesetzt, beide traten aber nur durch äußerst schwache Laufform in Erscheinung. Nun sind beide aber zurück im russischen Weltcup-Team. Pyleva versucht mit neuem Namen als Olga Medvetseva einen Neubeginn und neben ihr und Zaitseva kehrt auch Anna Boulygina nach langwieriger Knieverletzung in die Mannschaft zurück. Einen Rücktritt vom Rücktritt vermelden die finnischen Biathleten: Der 35-Jährige Paavo Puurunen, Olympia-Vierter im Massenstart von Turin, holt Ski und Gewehr aus der Ecke und will zurück in den Weltcup.

Insgesamt erwartet uns sicher wieder eine interessante Biathlonsaison, die viel Spannung verspricht...

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