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Geschwindigkeit, Kraft und Rasanz – Ein Interview mit vier norwegischen Sprint-Stars
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27.11.2008

Geschwindigkeit, Kraft und Rasanz – Ein Interview mit vier norwegischen Sprint-Stars

Autor: Christian Döring


Sie sind die Gladiatoren des Skilanglaufes – die Sprinter. Und als solch antike Kämpfer präsentierten sich auch gerne Øystein Pettersen, Jon Kristian Dahl, Ola Vigen Hattestad und Johan Kjølstad auf der offiziellen Seite des norwegischen Sprint-Teams. Die vier beinharten Jungs gehören zu den schnellsten der schnellen Männer und kämpfen ständig um einen Platz für den Weltcup. Auch wenn sie in jeder anderen Nation unbestritten die erste Wahl wören – in Norwegen müssen sie sich ständig neu beweisen.


Hi Jungs. Ihr seid ja richtig starke Kerle. Oder wie kommt man darauf als Gladiator zu posieren?
Pettersen: Das war ein Gag, der uns allen gut gefallen hat. Wir dachten, es wäre spaßig und haben das einfach übernommen.

Jetzt habt ihr das Thema für diese Saison gewechselt und nehmt die Rollen aus Top Gun als Flieger der Luftwaffe ein. Wieso das?
Hattestad: Es war Zeit für einen Wechsel. Man kann nicht immer das Gleiche machen. Das gilt für alles. Die Idee ist uns während der Trainingslager gekommen, dort haben wir auch an der Luftwaffenschule gewohnt. So haben wir einen Einblick gewonnen und uns das neue Image verpasst. Denn jetzt zähl nur noch Schnelligkeit!

Ihr seid alle Mitglieder im wohl stärksten Team, welches es im Langlauf gibt; dem norwegischen Nationalteam der Sprinter. Fühlt man da einen Druck?
Dahl: Wir wissen, dass wir immer von Neuem Leistung bringen müssen, weil wir sonst schnell außen vor sind. Wir haben in unserem Team ja eine hohe Leistungsdichte und von unten kommen immer wieder neue Athleten nach.

Seid ihr als Sprinter eher in beiden Techniken „zuhause“ oder spezialisiert ihr euch auch? Wo liegen eure Stärken?
Dahl: Ich bin eigentlich in beiden Techniken gleich gut und laufe auch beide gleich gerne. Weil wir im klassischen Sprint meistens viele Athleten im Finale haben, kommt es so rüber, als würde uns dieser eher liegen. Aber das stimmt so nicht. Wir können beide Techniken gut kombinieren.
Hattestad: Ich laufe vielleicht etwas lieber im Freistil. Aber wie John Kristian es sagt: Ich laufe eigentlich beides gleich gerne.
Kjølstad: Ich denke, dass man heute im Sprint auch beide Techniken beherrschen muss. Daher trainieren wir beide Techniken. Im internationalen Vergleich ist die Dichte im Skating größer, darum stechen wir dort nicht so hervor.
Pettersen: Ich liebe die freie Technik, mein erstes Podest in Düsseldorf war ja im Skating. Aber ich halte es, wie die anderen auch. Ich laufe gerne beides und denke, dass mir beide Techniken liegen.

In diesem Jahr scheint der Skating-Sprint aber wichtiger. Die WM-Entscheidung in Liberec findet ja in dieser Stilart statt und die Rennen im Weltcup dienen zur Qualifikation.
Dahl: Ja, wir haben uns im Sommer ein bisschen mehr auf die freie Technik konzentriert. Wir müssen um die vier Plätze hart kämpfen. Jens Arne Svartedal ist ja als Titelverteidiger bereits gesetzt, aber wir Übrigen müssen uns beweisen.

Ihr habt ja ein echtes Überangebot an Klasseleuten. Da wird es richtig schwer und ihr müsst schon vor der WM Top-Leistungen bringen. Ist die Form dann vielleicht schon zu früh aufgebraucht?
Hattestad: Das hoffe ich nicht. Wir wissen, dass wir in jedem Rennen Vollgas geben müssen. Egal ob Weltcup oder Weltmeisterschaft. Sicher, wir müssen uns schon vorher beweisen. Aber letztendlich fahren die Besten zur WM und werden sich dann auch noch mal gezielt vorbereiten können.

Øystein, dich hat es ja in der Vorbereitung hart getroffen. Eine Verletzung ist der Grund dafür, dass du vorerst zuschauen musst. Was kannst du zu deinem Zustand sagen?
Pettersen: Ich habe während der letzten Wochen zum Saisonauftakt hin gute Testergebnisse gehabt, mir dann aber einen Prolaps (Bandscheibenvorfall) zugezogen. Das dauert für gewöhnlich, je nach Verlauf, sechs bis sechzehn Wochen. Jetzt sind es acht und will versuchen demnächst wieder einzusteigen. Mein Ziel ist es unbedingt in Düsseldorf dabei zu sein, ich habe ja gute Erinnerungen an diesen Ort. Zum Glück findet dieses Event in diesem Winter erst im Dezember statt. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es auch bis zur WM nach Liberec...

Und das Ziel dort wäre dann...
Pettersen: Gold natürlich (lacht).

Das alternative Training muss doch schon ein wenig langweilig sein für einen Racer wie dich, oder nicht?
Pettersen: Das ist nicht ein bisschen langweilig... Das ist sehr langweilig!

Johan, du hast auch mit einer Umstellung zu „kämpfen“, wenn auch einer erfreulichen. Du bist Vater geworden. Herzlichen Glückwunsch. Verändert dich das?
Kjølstad: Natürlich verändert einen das. Der Sport ist nicht mehr der Mittelpunkt. Aber ich habe dadurch auch neue Eindrücke gewonnen und sehe meinen Sport auch anders. Ich gehe aber weiterhin sehr ehrgeizig an Training und Wettkampf und fühle mich blendend in Form. Es ist auf jeden Fall nicht von Nachteil Vater zu sein.

Insgesamt hört ihr euch ja zuversichtlich an. Da muss das Ziel ja schon fast eine Medaille beim WM-Sprint sein...
Dahl: Wenn Norwegen im Sprint an den Start geht, dann sind alle Aufgestellten in der Lage eine Medaille zu gewinnen. Das ist unser Vorteil.
Kjølstad: Eine Medaille ist realistisch, aber erst einmal muss man überhaupt die Qualifikation schaffen.
Hattestad: Das ist vielleicht die größte Hürde: Wenn du erst die WM läufst, dann ist alles möglich.

Vor allem an einen Sprint-Weltcupsieger werden ja Ansprüche gestellt. Merkst du das, Ola? Wie siehst du deinen Erfolg aus der letzten Saison?
Hattestad: Das war großartig. Ich bin froh und stolz, den Sprintweltcup gewonnen zu haben und dadurch auch noch in jedem Sprintrennen dieses Winters einen Freiplatz zu besitzen. Das nimmt ein wenig Druck weg. Es hat mich aber nicht großartig verändert. Man ist vielleicht bekannter, aber ich bin der gleiche Skiläufer wie vorher auch.

Ihr als Sprinter seid ja eher auf die kurzen Distanzen abonniert. Habt ihr auch mal Pläne über längere Strecken?
Dahl: Ja, ich möchte gerne auch Distanzrennen laufen. Das ist der Skilanglauf, wie er traditionell ist. In Beitostølen lief es gut (Anm.: Zweiter im Klassikrennen hinter Eldar Rønning) und jetzt darf ich auch in Kuusamo starten. Möglicherweise bekomme ich noch mehr Möglichkeiten. Ich möchte aber die Sprints nicht vernachlässigen.
Kjølstad: Alle wollen wohl auch mal längere Distanzen laufen. Das ist in nationalen Rennen kein Problem. Aber um im Weltcup zu laufen, müssen wir erst an den Distanzläufern vorbei. Das ist für uns so, als wenn die Distanzspezialisten sprinten wollten. Es gibt einige, die können beides.

Zum Schluss noch eine Frage an Øystein. Du hast einen besonderen Musikgeschmack. Wie kommt es dazu?
Pettersen: Ich höre gerne HipHop und Rap. Die meisten im Skilager hören eher Rock und Charts, aber ich bin aus Oslo, aus der Stadt. Da bin ich vielleicht ein wenig anders. Daher kommt auch mein Lebensstil.

Danke für eure Zeit, Jungs. Und viel Erfolg für die Saison!


Øystein Pettersen
Geboren am 19.01.1983
Größte Erfolge:
Zwei Weltcup-Podestplatzierungen
Scandinavian-Cup Gesamtsieger 2007

John Kristian Dahl
Geboren am 27.03.1981
Größte Erfolge:
Fünf Weltcup-Podestplatzierungen

Ola Vigen Hattestad
Geboren am 19.04.1982
Größte Erfolge:
Zwei Weltcupsiege, insgesamt acht Podestplatzierungen
Gesamtsieger Sprintweltcup 2008
9.Platz im olympischen Sprint 2006

Johan Kjølstad
Geboren am 09.03.1983
Größte Erfolge:
Zwei Weltcup-Siege, insgesamt fünf Podestplatzierungen
7.Platz im olympischen Sprint 2006

Offizielle Homepage der „Sprintgutta“ (Sprintjungs):
http://www.sprintgutta.no


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