Einheitskufen
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Meinrad Gast |
Worum geht es beim Bobsport eigentlich mit den Einheitskufen? Soll da eine neue Regel in Kraft treten die besagt dass alle Schlitten mit den selben Kufen starten müssen? Ähnlich den Reifen bei der Formel 1? |
Gusti Gast |
Hallo Meinrad,ganz genau kann ich es dir nicht sagen, da muss einer der Experten ran. Aber vor der Saison haben alle Nationen Rohmaterial für Kufen bekommen, die wurden verlost. Daraus durften dann die Kufen gemacht werden. So steht jeder Nation nur ein bestimmtes Kontingent zur Verfügung, und aus den paar Kufen muss man dann alle Bobs ausrüsten. natürlich hat man da einige Schwankungen in den Kufen, da nicht jedes Material gleich gut ist. |
Kurt Gast |
Die vom Bob-Weltverband FIBT auch wegen der permanenten deutschen Überlegenheit eingeführte Einheitskufe gibt immer noch zu Reden. Die neuen Kufen sollten die Gleichheit unter den Bobnationen wieder auf einen Level bringen. Neben dem Material legen aber auch schnelle Startzeiten der Teams bereits den Grundstein für den Siege oder die Niederlage, die so nahe beieinander liegen. Im athletischen Bereich kann aber nur der einzelne Sportler zum Siegen beitragen und nichts kann auf diesem Gebiet geregelt oder standardisiert werden. In keiner anderen olympischen Sportart ist das Material so wichtig und entscheidend wie beim Bobsport. Schon in den 70er Jahren hat in den USA die Nasa den amerikanischen Bobfahrern technisch unter die Arme gegriffen. Den deutschen Teams steht mit dem Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin ein Institut zur Verfügung in dem in der Sportgeräteentwicklung eine Vielzahl von ingenieurwissenschaftlichen Methoden eingesetzt werden, um die Optimierungen im System „Mensch und Material“ auf höchstes Niveau zu bringen. Bei vielen anderen Bob Nationen wird immer noch vieles selbst gemacht. Die Bobpiloten müssen das Sportgerät selbst warten, verbessern und weiter entwickeln. In mancher Garage oder im Geräteschuppen wird dabei mit einfachsten Mitteln grosses geleistet. Doch jemehr die Spezialisierung immer weiter voranschreitet, frage ich mich, ob es beim Bobfahren nicht bald richtige Testfahrten mit einem Testfahrer gibt wie in der Formel 1 ? Allen voran das Berliner FES-Institut ist ja sehr erfolgreich auf dem Bobsport-Materialgebiet. Ich habe gehört, dass es ihnen gelungen sei die deutschen Schlitten im Windkanal noch einmal um eine Zehntelsekunde pro Lauf schneller zu machen. Auch wenn der Doppelolympiasieger André Lange mittlerweile das beste Paket auf dem Eis hat: Es gibt immer Verbesserungsbedarf. Es ist ja nicht nur der Schlitten mit seiner Karbonhaube. Ebenso wichtig sind die Kufen. Sie werden mit einer Spezial-Maschine gefräst und danach mit Infrarot-Licht abgetastet. Da kann man Abweichungen von Tausendstel-Millimetern feststellen. Denn die können entscheidende Zeit kosten. Das Herstellungsverfahren ist sehr aufwendig. Ein Satz Top-Kufen kostet ca. 30 000 Euro. Das Kufenmaterial war aber immer schon das Tuschelthema in der Branche und wird es auch nach Einführung der Einheitskufen bleiben. Besonders pfiffige Leute wussten nämlich bis anhin aus den Grauzonen, die das Reglement des Internationalen Bobverbandes FIBT zugelassen hat, Kapital zu schlagen. Es gab verbotene Verfahren, mit denen die Kufen bearbeitet werden konnten. Die Kontrolleure der FIBT mussten 40 Vorschriften des Weltverbands überprüfen. So schleifen sie etwa die Kufen unmittelbar vor dem Rennen ab, um sicherzustellen, dass keine unerlaubten Gleitmittel, Wachse oder Öle benutzt wurden. Ausserdem überprüfen sie das Material mit Hilfe der sogenannten Kufenlehre. Allerdings, und das ist die Krux an der Sache, war eine zweifelsfreie Überprüfung und Klärung nur im Labor möglich. Dazu hätten die Kufen zerlegt werden müssen und wären unbrauchbar geworden. Auch deswegen hat die FIBT beschlossen, in der nacholympischen Saison 2006/07 auch im Bobsport einen Einheitsstahl einzusetzen. (Die Skeletonis sind bereits in Turin mit Einheitskufen gestartet.) Damit ist nun eine genauere Überprüfungen auch ohne Zerstörung möglich. Durch die Regeländerung wurden die letztmals in Turin eingesetzten Kufen in gewissem Sinne wertlos. Das könnten die Kontrolleure nutzen, um einen Wissensrückstand aufzuholen. Die ewigen Materialdebatten, in Turin wurde besonders André Lange Zielscheibe von Verdächtigungen, werden aber trotz der neuen Regelung nicht vorbei sein. Lange verweist darauf, dass der Stahllieferant für die Einheitskufen aus der Schweiz kommt. Und obendrein noch Sponsor der Schweizer Nationalmannschaft sei. |
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