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Verunglückter Chefbundestrainer Raimund Bethge wurde nach Murnau überführt
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02.12.2005

Verunglückter Chefbundestrainer Raimund Bethge wurde nach Murnau überführt

Autor: Kurt Brun


Nach dem schweren Unfall ihres Chefbundestrainer Raimund Bethge auf der Olympiabahn in Cesana ist die Stimmung unter den Deutschen immer noch auf einem Tiefpunkt.

Der Kreislauf des 58-Jährigen musste an der Bahn stabilisiert werden, er erlitt nach Aussage von Teamarzt Dr. Martin Nieswand einen offenen Unterschenkelbruch im rechten Bein und Sprunggelenksfraktur im linken. Bethge wurde am Mittwochabend erfolgreich operiert, laut Nieswand wurden die Brüche stabilisiert, dabei gab es keine Komplikationen. Nieswand hatte schon vor der Operation recht optimistisch berichtet: "Er war sehr tapfer und relativ guter Dinge. Wenn man bedenkt, welche Kräfte da wirken - er hat das auch vom Kreislauf her gut weggesteckt."

"Ein Riesenschreck. Hauptsache, er wird schnell wieder gesund - Olympia tritt da in den Hintergrund", sagte der Deutsche Verbandspräsident Andreas Trautvetter. Auch der gut zwei Monate vor den Winterspielen in Turin weilende Sportdirektor Stefan Krauß sieht "die schnelle und bestmögliche medizinische Versorgung im Vordergrund".

Zweierbob erfasste Bethge in Kurve
Ein australischer Zweierbob hatte kurz nach 9.00 Uhr den in der Eisbahn postierten Bethge in einer Kurve erfasst. Über die Schuldfrage gibt es unterschiedliche Auffassungen. Es müsse nun analysiert werden, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Krauß wollte das Statement des Organisationskomitees TOROC über "unerlaubten Aufenthalt" Bethges in der Bahn "so nicht stehen lassen".

Laut Krauß habe es offenbar ein Kommunikationsdefizit gegeben. Bethge habe ihm in einem Telefonat gesagt, dass er keine Lautsprecherdurchsage gehört habe. Das TOROC verweist auf die Vereinbarung, dass wegen des 9.00 Uhr angesetzten Trainings ab 8.30 Uhr keine Person mehr in der Bahn sein durfte. Krauß hält dagegen: "Der ursprüngliche Zeitplan war durch Schneefall und die längere Bahnpräparierung nicht mehr gültig." Eine Durchsage soll es allerdings gegeben haben. In diesem Zusammenhang sei aber die Frage erlaubt ob es denn in Cesana keine Videoüberwachung der Bahn gibt und keine Bahnarbeiter und Streckenposten die, vor allem auch aus Sicherheitsgründen, die Bahn im Auge behalten sollten ?

Der deutsche Chefcoach war mit dem Hubschrauber zur medizinischen Versorgung ins Turiner San Giovanni Bosco Hospital gebracht worden. Dort wurde er gründlich untersucht, auch eine Gehirnerschütterung wurde diagnostiziert. Die Operation dauerte insgesamt fast drei Stunden. Der Teamarzt der Deutschen, Dr, Martin Nieswand: "Es ist gut verlaufen. Wir können wirklich zufrieden sein. Ich habe bereits mit ihm sprechen können, er macht schon wieder Witze. Originalton von ihm: „Ich kann schon fast alles machen ausser Fussball spielen."

Bei dem Unfall handelte sich um die erste Fahrt der internationalen Trainingswoche. Das Training wurde daraufhin unterbrochen, aber noch am Vormittag fortgesetzt. Damen-Bundestrainer Wolfgang Hoppe übernahm bis Samstag in Cesana die Cheffunktion Bethges. "Anfang nächster Woche werden wir uns über die Verantwortlichkeiten verständigen", erklärte Krauß: "Bis dahin wissen wir auch, wie es mit Raimund weiter geht."

Raimund Bethge hat einen Tag nach seinem schweren Trainingsunfall und erfolgreicher Operation schon wieder über Bobfahren geredet. Am Donnerstag konnte der Chefbundestrainer zur Weiterbehandlung nach Murnau transportiert werden.

Die Unfallklinik Murnau
Der Therapieansatz in der BG Unfallklinik Murnau ist prinzipiell ganzheitlich und schliesst für die Behandlung im Einzelfall von Anfang an alle medizinischen und chirurgischen Abteilungen fachübergreifend mit ein.

"Es geht ihm den Umständen entsprechend gut"
"Er hat einen guten Eindruck gemacht, es geht ihm den Umständen entsprechend gut - wir haben uns in einem Gespräch sogar schon über sportliche Details verständigt", sagte Sportdirektor Stefan Krauß dem sid und lobte ausdrücklich die medizinische Versorgung in der Olympiastadt Turin. Nach dem Krankenhausbesuch stand mit Weltverbandspräsident Robert Storey (Kanada), Jury-Mitgliedern und weiteren Fachleuten eine ausführliche Erörterung der Geschehnisse auf dem Programm.

"Wir haben gewissenhaft Ursachenforschung betrieben. Auch, damit ein solcher Unfall nicht wieder passiert. Es ist kein konkretes Fehlverhalten von einer Seite nachzuweisen", erklärte Krauß. Es sei wie bei vielen Verkehrs- oder Sportunfällen, bei denen es eine Verkettung vieler ungünstiger Umstände gebe und nicht einer allein die Schuld trage.

Die italienische Justiz wird nach derzeitigem Stand keine Ursachenforschung betreiben. "Die Staatsanwaltschaft ist nicht aktiv geworden", bestätigte Daniele Bessone, Sprecher des Organisations-Komitees TOROC

Bethge: "Es ist ein gefährlicher Sport"
Bethge ist seit 1990 Cheftrainer für Bob im gesamtdeutschen Verband und inzwischen auch für den Skeleton-Bereich zuständig. Er ist der erfolgreichste Coach der Szene, erfahren und alles andere als leichtsinnig. Seine Schützlinge holten bisher insgesamt 103 Medaillen bei Olympischen Spielen und internationalen Meisterschaften, darunter 45 goldene Plaketten.

Seit dem tödlichen Unfall von Anschieberin Yvonne Cernota im März 2004, auf der Bobbahn am Königssee, als sie sich als Pilotin versuchte, wirkte Bethge meist nachdenklich, war im vergangenen Winter selbst angeschlagen und liess sich am Herzen durchchecken. "Es ist ein gefährlicher Sport. Ich bin immer wieder froh, wenn alles gut über die Bühne gegangen ist", betonte er häufig.

Der zweite Unfall dieser Art für die Deutschen
Vor den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer hatte es einen ähnlichen schlimmen Vorfall in der deutschen Mannschaft gegeben. Der damalige Rodel-Chefbundestrainer Sepp Lenz wurde in Winterberg von einem Rodelschlitten erfasst. Sepp Lenz hatte nicht so viel Glück, er verlor das linke Bein unterhalb des Knies und trägt nun eine Prothese.

Sepp Lenz und dem Schweizer Sepp Benz, lange Jahre unermüdlicher Sportchef Rodeln im Schweizer Verband ist es zu verdanken, dass die Schweizer Rodlerinnen und Rodler, allen voran Martina Kocher und Stefan Höhener, erste Erfolge im Rodelsport für die Schweiz einfahren konnten. Es ist vor allen Dingen Benz zu verdanken, dass er mit den deutschen Rodlern eine Trainingsgemeinschaft zustande brachte, die unter der Führung von Hans Ulrich Habegger Sportchef Rodeln im SBSV gepflegt und ausgebaut wurde, welche jetzt zu den Erfolgen der Schweizer führt.

Schluss nach Turin 2006...?
Ob der verunfallte Cheftrainer auch nach dieser Saison das Ruder in der Hand halten wird, oder ob er bald mehr Zeit im Feriendomizil seiner Tochter auf der Insel Rügen verbringt, liess Bethge in einem Interview im September noch offen. Seine Saisonplanung kannte nur einen Höhepunkt – die Olympischen Winterspiele 2006 in Turin. „Jetzt ist mein Ziel erst einmal Turin. Dann sehen wir weiter, ob der Verband mir noch einmal das Vertrauen gibt und meinen Vertrag verlängert. Die Grenze wird mir dann vermutlich die Gesundheit zeigen.“ sagte Raimund Behtge am 30. September,

Nun muss das Ziel sein, seine baldige und vollständige Genesung, zu der ihm die Teams von Live-Wintersport.com und bobsport.ch viel Kraft und Geduld wünscht.

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Raimund Bethge
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