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Saisonrückblick: Skispringen
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20.04.2009

Saisonrückblick: Skispringen

Info: Weitere Saisonrückblicke
Autor: Patrick Chojnowski


Die Skisprungsaison ist nun seit einem Monat vorbei und endete traditionell mit dem Skiflugwochenende im slowenischen Tal der Schanzen – in Planica. Dort wurde der Österreicher Gregor Schlierenzauer nach 27 stattgefundenen Einzelwettkämpfen im Weltcup zum Gesamtsieger gekürt und übertrumpfte mit 13 Saisonsiegen, fast die Hälfte der ausgetragenen Weltcups, sogar den Rekord von Janne Ahonen. Aber über die ganze Saison gesehen, war es nicht nur Schlierenzauer der sich im Weltcup in Spitzenform präsentierte. Wie sich der Weltcup 2008/2009 über die gesamte Saison entwickelte, lässt Live-Wintersport Revue passieren.

Saisonauftakt in Kuusamo bis Engelberg


Der Saisonbeginn wurde nicht nur beim ersten Saisonspringen, bei dem Simon Amann erfolgreich war, vom Schweizer Doppel-Olympiasieger von 2002 geprägt. Insgesamt war er bei jeder der vier bis dahin ausgetragenen Stationen einmal erfolgreich und führte nach dieser Periode den Weltcup souverän an. Aber auch die Österreicher konnten mit Gregor Schlierenzauer (zwei Siege) und Wolfgang Loitzl (drei Podestplätze) schon von Beginn an überzeugen. Diese drei Athleten sollten sich auch über die ganze Saison als dominant erweisen.
Während die Leistungen von Amman und Schlierenzauer in etwa abzusehen waren und auch Loitzls Leistungssteigerung nicht unerwartet kam, gab es dennoch bereits einige Überraschungen. So konnten die Finnen nicht nur das Teamspringen gewinnen, sondern zeigten auch durch Podestplätze des aufstrebenden Ville Larinto und des nach einer schwachen Saison wieder erstarkten Matti Hautamäki, dass sie trotz des Rücktritts ihres Leaders, Janne Ahonen, zu Topergebnissen fähig sein sollten. Auch Martin Schmitt zeigte sich nach Jahren der Misserfolge stark verbessert und verpasste Podestplätze oft nur um wenige Meter. Allerdings gab es auch kleinere und größere Enttäuschungen wie z.B. Thomas Morgenstern oder Tom Hilde, die nicht an die Ergebnisse der Vorsaison anknüpfen konnten.

Vierschanzen-Tournee

Nach einer kurzen Weihnachtspause setzte sich die Saison traditionell mit der mit Spannung erwarteten Vierschanzen-Tournee fort. Favoriten waren Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer, jedoch wurde auch Wolfgang Loitzl genannt, der schließlich den Topanwärtern die Show stehlen sollte. Das Auftaktspringen gewann zwar noch mit knappem Vorsprung der bisherige Dominator Simon Amman, allerdings überholte Wolfgang Loitzl mit seinem ersten Weltcupsieg in Garmisch-Partenkirchen und dem folgenden Sieg in Innsbruck den Schweizer. Zu dem Zeitpunkt lag Schlierenzauer schon weit zurück und auch Außenseiter wie Martin Schmitt, Harri Olli oder Dimitry Vassiliev konnten trotz ihrer ersten Podestplätze in diesem Winter nicht mehr in die Entscheidung eingreifen.
Beim abschließenden Springen in Bischofshofen widerlegte Loitzl schließlich jede Zweifel an seinem Gesamtsieg und demonstrierte wiederholt seine Topform. Die folgenden Plätze in der Gesamtwertung belegten schließlich Simon Amman und Gregor Schlierenzauer.

Auf dem Weg zur WM in Liberec

Die nächsten Weltcups standen dann voll und ganz im Zeichen von Gregor Schlierenzauer. Sichtlich erholt von den Rückschlägen während der Tournee, siegte er zunächst bei beiden Fliegen am Kulm, musste sich aber beim ersten Springen in Zakopane Loitzl geschlagen geben. Danach begann aber erst die eindrucksvolle Siegesserie des jungen Österreichers, die die Grundlage zum Gesamtweltcupsieg darstellte. Sechs Springen in Folge (Zakopane, 2xWhistler, Sapporo, Willingen, Klingenthal) siegte der Österreicher und stellte wiederum einen Rekord ein.
Jedoch war die Dominanz schon fast erschreckend. Dies wurde vor allem bei den vorolympischen Wettbewerben in Whistler deutlich, als Schlierenzauer die Konkurrenz stets um mehrere Meter hinter sich und schließlich bei grenzwertigen Bedingungen und fahrlässigen Entscheidungen mit 148 Metern einen neuen Schanzenrekord aufstellte.
In der Folge legte die Jury äußerste Vorsicht an den Tag, besonders in Hinblick auf das Prestige der erstmals ausgetragenen Team-Tour, die trotz sehr guter österreichischer Ergebnisse und deren Favoritenstellung zugunsten von Norwegen ausging. Erstmals zeigten sich nicht die üblichen Verdächtigen ganz vorne, sondern gab es nach dem Zufallssieger Fumihisa Yumoto aus Japan in Pragelato mit Harri Olli den erst zweiten Sieger, der nicht aus dem Spitzentrio stammte. Aber auch Anders Jacobsen zeigte sich bereits deutlich verbessert.


Samstag: Saisonrückblick Biathlon


Nordische Ski-WM in Liberec

Bei der WM in Tschechien zeigten sich wiederum zwei Nationen ganz vorne, die auch bisher dominiert haben: Schweiz und Österreich. Beim Springen von der Normalschanze, das durch wechselnde Winde geprägt war, stand nach dem ersten Durchgang überraschend der Finne Harri Olli an der Spitze. Auch Martin Schmitt besaß eine gute Ausgangsposition, doch es setzte sich schließlich Wolfgang Loitzl durch. Obwohl der Bad Mittendorfer schon mehrere Titel bei Weltmieterschaften feiern konnte, stellte dies seinen ersten Einzelerfolg dar. Gregor Schlierenzauer gewann die Silbermedaille, während der Schweizer Simon Ammann sich Bronze sichern konnte. Auf dem vierten Platz verpasste der Pole Kamil Stoch nur knapp eine Sensation und platzierte sich vor Schmitt. Der Finne Olli fiel schließlich noch weit zurück. Auch Thomas Morgenstern, der aussichtsreich positioniert war, verlor jede Chance nach einem Sturz im zweiten Durchgang.
Die drei Medaillengewinner von der Normalschanze waren auch die großen Favoriten auf der Großschanze, doch nach einem kuriosen ersten Durchgang und dem darauffolgenden Abbruch setzte sich völlig überraschend Andreas Küttel aus der Schweiz durch und feierte diesen sensationellen Erfolg ausgelassen mit seinem Teamkollegen Ammann. Aber auch die deutschen Springer hatten Grund zur Freude. Schließlich gewann Martin Schmitt vor dem Norweger Jacobsen die Silbermedaille und wurde für all die Mühen belohnt.
Mit dieser Medaille im Rücken und soliden Leistungen der restlichen Mannschaft rechnete sich Deutschland auch Chancen auf eine Medaille aus. Die Auswahl des Bundestrainers Werner Schuster erwischte aber einen rabenschwarzen Tag und erreichte nicht einmal den zweiten Durchgang. Völlig verdient und nicht anders erwartet gewannen überlegen die Österreicher vor den Norwegern. Allerdings gab es auch einen überraschenden Vierkampf um die Bronzemedaille, in dem sich nicht etwa Finnland durchsetze. Die Japaner wiederholten ihren Coup der vorherigen Weltmeisterschaften und konnten knapp die an diesem Tag starken Polen und die Lokalmatadoren aus Tschechien hinter sich lassen.

Nordic Tournament und Saisonfinale

Den Sieg beim Nordic Tournament sicherte sich – nicht anders zu erwarten – Gregir Schlierenzauer und gewann zwei Springen dieses Formats. Jedoch gab es auch Überraschungen zum Saisonende hin, das auch durch Routiniers mitbestimmt wurde. Der 38- Takanobu Okabe gewann so z.B. das Springen im finnischen Kuopio und auch der vierfache Gesamtweltcupsieger aus Polen, Adam Malysz, feierte seinen ersten Podestplatz in dem für ihn unglücklich verlaufenden Winter.
Beim Fliegen in Planica sollte sich dies aber nochmal ändern. Malysz wurde sowohl bei den beiden Einzelfliegen und im Teamwettbewerb mit der polnischen Mannschaft Zweiter und konnte die Saison noch versöhnlich beenden. Der Pole profitierte aber stets etwas von den Verhältnissen und es setzten sich mit Schlierenzauer, Olli und den Norwegern in jedem Wettkampf die Favoriten durch. Der Weltrekord von Bjoern Einar Romoeren blieb aber trotz besserer Verhältnisse im letzten Wettkampf unangetastet. Simon Ammann kam diesem zwar am nächsten, jedoch wurde nach ihm abgebrochen und neu gestartet, sodass die Saison mit einer vernünftigen Entscheidung der Jury endete.

Rücktritte und Comebacks


Die Chance auf ein Antreten bei den Olympischen Spielen in Vancouver im nächsten Jahr lassen sich nur wenige Sportler nehmen, dennoch gibt es speziell im finnischen Team Veränderungen. So beendet Tami Kiuru nach Problemen in Folge eines Sturzes im Jahre 2007 seine Karriere. Allerdings kehrt mit Janne Ahonen einer der erfolgreichsten Skispringer zurück und wagt nochmals den Versuch, eine olympische Goldmedaille zu gewinnen. Nach einer Verletzungspause werden auch sein jüngerer Landsmann Janne Happonen oder der Deutsche Georg Späth wieder im Weltcup vertreten sein.
Die nächste Standortbestimmung der Skispringer findet allerdings nicht etwa wieder im Winter in Kuusamo statt. Bereits im August wird der Sommer Grand Prix im deutschen Hinterzarten eröffnet und bietet Gelegenheit zum Kräftemessen.

Damen

Im Saisonrückblick dürfen die Damen allerdings nicht fehlen, denn das Damenskispringen erlangt immer mehr Bedeutung im Wintersport. Diese Saison fand sogar die erste WM-Entscheidung auf der Normalschanze statt, was einen wichtigen Schritt im Damenskispringen darstellt. Die Goldmedaille gewann die US-Amerikanerin Lindsey Van vor der Deutschen Ulrike Gräßler und Anette Sagen aus Norwegen. Diese drei Athletinnen waren auch neben der Österreicherinnen Daniela Iraschko die schillerndsten Figuren im Continental Cup der Damen.
Den Gesamtsieg sicherte sich Anette Sagen. Die Norwegerin gewann vier Springen und erreichte sieben weitere Podiumsplatzierungen. In der Zahl der Saisonsiege wurde sie allerdings noch von der Österreicherin Daniela Iraschko, der Zweiten in der Gesamtwertung, übertrumpft, die gar fünf Siege für sich entscheiden konnte.
Die deutschen Damen gewannen insgesamt fünf Springen durch Anna Häfele, Magdalena Schnurr und Jenna Mohr. Kurios hierbei ist allerdings, dass die beste deutsche Springerin Ulrike Gräßler zwar neun Podestplätze im Continental Cup erringen konnte, allerdings nicht einmal gewann. Dennoch ist Deutschland damit im Damenskispringen die führende Nation, auch wenn es dort weder Teamspringen noch eine Wertung gibt.
Insgesamt ist das Feld also sehr geschlossen und die Entscheidungen stehen in Punkto Spannung dem Herrenskispringen in Nichts nach, sodass eine Aufnahme ins Olympiaprogramm wünschenswert wäre. Auch wenn dies nach jetzigem Stand für Vancouver nicht geschehen wird, ist trotzdem eine genauso aufregende Saison 2009/2010 im Damenskispringen zu erwarten.


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