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Interview mit Devon Kershaw: "Für unsere Teammitglieder ist es die Chance ihres Lebens."
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13.06.2009

Interview mit Devon Kershaw: "Für unsere Teammitglieder ist es die Chance ihres Lebens."

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Autor: Patrick Chojnowski


Der kanadische Langläufer Devon Kershaw wurde vergangene Saison 18. im Gesamtweltcup und beendete die Tour de Ski als 21. Er ist eine der Hoffnungen der Gastgeber für die olympischen Spiele in Vancouver im nächsten Jahr. Mit Live Wintersport spricht er über seine vergangene Saison und seine Ziele für Olympia im eigenen Land.


Interview auf Deutsch | Interview in English


Skilanglauf ist in Kanada nicht gerade Volkssport. Die meisten sind von Beginn an dem Eishockeysport verbunden. Wie kamen Sie zum Langlaufen?

Es ist wahr. Hockey ist und wird auch immer die beliebteste Sportart in Kanada sein. Glaub es oder nicht, ich habe Eishockey selbst neun Jahre lang gespielt – aber mein Herz war beim Skilanglauf. Ich fing mit dem Langlaufen aufgrund meiner Eltern an. Sie waren selbst begeisterte Skilangläufer und sind es heute immer noch. Deswegen war ich schon in jungen Jahren mit ihnen auf nahe gelegenen Langlaufstrecken unterwegs. Obwohl sie keinsterweise aufdringlich waren, ermutigten sie meine Geschwister und mich, das zu tun, was unsere Leidenschaft darstellte – und meine war eben der Skilanglauf. Beide bestritten auch Volkläufe und andere Rennen in der Nähe, an denen ich auch teilnahm, als ich alt genug war – und ich war ziemlich gut!

Sie beendeten die vergangene Saison als 18. im Gesamtweltcup und verbesserten sich besonders im Distanzbereich. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Saison?

Ich war in der Tat sehr zufrieden. Es war meine bisher beste Saison und ich konnte viele meiner Ziele erreichen, die ich mir gesetzt hatte und letztes Frühjahr erreichte. Die letzten Jahre strebte ich nach Konstanz, da ich der Meinung bin, dass es viel einfacher ist, ein Mitstreiter bei großen Meisterschaften zu sein, wenn man bereits während des Weltcups dabei ist. Es waren einige Jahre harter Arbeit, aber nun bin ich im Distanzweltcup stärker im Vergleich zum Sprintweltcup.
Ich hatte viele Highlights, besonders in klassichen Distanzrennen. Es war zudem aufregend für mich, international wieder auf dem Podest zu stehen (dritter Platz auf der zweiten Tour de Ski-Etappe in Oberhof), nachdem mir dies in der Saison 2007/2008 kein einziges Mal gelang. Der Sprint war mal so mal so diese Saison, was frustrierend war. Ich fühlte mich im Sprint nämlich stärker – aber aus unerfindlichen Gründen konnte ich die Schnelligkeit nicht umsetzen und dadurch hatte ich enttäuschende Endresultate. Ich werde deshalb im Sommer hart an meiner Taktik arbeiten, um nächste Saison bessere Resultate im Sprint zu erreichen.
Eine weitere Enttäuschung war wieder einmal während der Tour de Ski krank zu werden. Es war schon das dritte Mal in Folge für mich – und es hat mich wirklich die Chance auf die Top 10 in der Gesamtwertung gekostet, die mein Ziel waren (und ich war als Ausgangslage gut positioniert, um dies zu schaffen, bevor ich krank wurde.


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Die Weltmeisterschaft verlief dann aber nicht optimal, allerdings war mit dem fünften Platz der Staffel auch ein Highlight dabei. Mit den Verbesserungen der gesamten Mannschaft, insbesondere ihres jungen Teamkollegen Alex Harvey, könnte nächste Saison sogar noch mehr gelingen. Wie sehen Sie die Entwicklung im kanadischen Team?

Ohne Zweifel trugen Alex Harvey, der zum Ende der Saison so stark wurde, und Ivan Babikov, der schließlich seine kanadische Staatsbürgerschaft bekam, wesentlich zur Stärke des Teams bei. Der fünfte Platz in der Staffel bei den Weltmeisterschaften war eine hervorragende Leistung für unser junges Team. Ich glaube wirklich daran, dass wir nach einem Jahr intensiver Arbeit bei den Olympischen Spielen im nächsten Jahr um die Medaillen in diesem Wettkampf mitkämpfen können.
Wie jeder weiß, war es bei den Weltmeisterschaften eine komplizierte Ein-Wetter-Geschichte. Ich hatte einige Male schlecht gewachst, sodass ich kämpfen musste, überhaupt wettkampfsfähig zu sein. Ich war außer Freude, als ich meine gute Form in der Staffel zeigen konnte – und wie ich bereits sagte. Es war ein wundervoller Tag für uns.
In Hinblick auf die Entwicklung in unserem Team denke ich, dass wir alle vom internationalen Vergleich jedes Jahr profitieren. So können wir uns auch im Weltcup wohler fühlen. Es kann als junger kanadischer Langläufer hart sein, seine Sachen zu packen, die Freunde und Familie daheim zu lassen und monatelang in Europa unterwegs zu sein. Man lebt nur mit einem Koffer und springt von Hotel zu Hotel, Woche zu Woche. Aber wenn die Jahre vergehen und je länger man mit diesem Lebensstil konfrontiert ist, desto wohler fühlt man sich schließlich auch. Es hilft zudem, dass unser Team auch freundschaftlich fest zusammenhält. Das ist eine Sache, die ich unbedingt unseren Verbesserungen in den Loipen attestiere.
Es war ebenfalls zweifelsohne fantastisch mit Weltklasse-Trainern wie Steinar Mundal oder Arild Monsen zu arbeiten. Und nun folgt Inge Braten (obwohl er unser neuer Trainer ist und wir noch nicht genau im Training miteinander umzugehen wissen, ist sein Ruf ausgezeichnet). Unser System ist solide und die zusätzliche Fachkompetenz unser Trainer war eine hervorragende Ergänzung.
Es ist lustig, dass wenn einige ihre Ergebnisse bekommen, andere aus dem Land glauben, sie könnten auch solch ein Ergebnis erzielen. Ich denke da an die Zeit der Damen von 2000-2006 zurück, als Beckie Scott wirklich in der Lage war, das Level des gesamten Damenkaders anzukurbeln. Nun hat allerdings unser Herrenteam die Führung im kanadischen Lager übernommen und sicherlich können einige unserer Resultate die jüngeren Skiläufer motivieren, international mitzuhalten. Und meiner Meinung nach sind sie das, auch schon im frühen Alter.

Bei der Tour de Ski erreichten Sie den 21. Rang. Allerdings war bei den Sprints auch etwas Pech dabei. Sie deuteten aber an, dass sie sowohl klassisch als auch im freien Stil vorne sein können. Auch Ihre Sprintstärke ist nicht weg zu diskutieren. Wie schätzen Sie sich selbst bei Etappenrennen ein?


Etappenrennen sind ein tolles Format, für jeden, der teilnimmt sowohl für die Läufer als auch für die Fans. Ich liebe dieses Format, es ist spannend, einfach zu verstehen und es fördert die Spannung ungemein. Für mich persönlich liegen Etappenrennen in den nächsten Jahren im Fokus. Wie bereits genannt, habe ich die Fähigkeit gezeigt, in verschiedenen Distanzen und Techniken wettkampffähig zu sein. Um die Tour de Ski oder die Mini-Tours, die die FIS einbaut, zu gewinnen, muss das Talent sehr vielfältig sein. Ich muss meine Gesundheitsprobleme regeln (Dreimal in Folge während der Tour de Ski krank zu werden, muss aufhören!), wenn ich meine Ziele erreichen will, aber in naher Zukunft hoffe ich einer der Favoriten bei solchen Ereignissen zu sein, weil sie mir wirklich am Herzen liegen!

Nächste Saison kollidiert die Tour de Ski zeitlich etwas mit Olympischen Spielen. Werden Sie die Tour trotzdem mitnehmen oder sich völlig auf die olympischen Spiele konzentrieren? Letzteres würde auch bedeuten, dass sie einige Weltcuprennen auslassen…

Ich will auf jeden Fall an der Tour de Ski 2009/2010 teilnehmen. Es wird ein großer Nebenschwerpunkt dieses Jahres (der Hauptschwerpunkt werden natürlich die Olympischen Spiele sein), und wird mir helfen mich bei der Tour auf 100% zu steigern. Wie schon oben erwähnt liebe ich Etappenrennen und glaube, dass meine Leistung hier absolut am besten ist – deswegen würde ich es für nichts in der Welt verpassen wollen. Allerdings werde ich einige Weltcups auslassen vor den Spielen 2010 in Vancouver. Ich werde nicht in Osteuropa an den Weltcups nach der Tour de Ski in Estland oder Russland teilnehmen und werde eventuell hier und dort ein Wochenende auslassen, sowohl im Frühjahr als im Herbst, abhängig davon wie meine Vorbereitungen und meine Kraft sich entwickeln.

Die olympischen Spiele im eigenen Land stellen natürlich ein Karrierehöhepunkt für Sie und das gesamte kanadische Langlaufteam dar. Wie sehen Ihre Ambitionen aus? Setzen Sie sich sogar eine Medaille als Ziel?

Ja, es wird für unsere Teammitglieder die Chance ihres Lebens. Keiner der aktuellen Nationalteammitglieder wird jemals wieder die Chance bekommen, bei Olympischen Spielen auf heimischem Schnee anzutreten – und es könnte noch 50 Jahre dauern bis die Olympischen Spiele wieder nach Kanada kommen – wer weiß das schon! Es ist eine Riesenchance, eine auf die wir uns seit dem letzten Rennen in Turin vor vier Jahren vorbereitet haben. Obwohl ich für Langlauf-Verhältnisse noch relativ jung bin (ich werde dann gerade 27 sein), möchte ich mir die Chance zunutze machen auf heimischem Boden anzutreten. Ich glaube, dass ich in vier Jahren in Sotchi, wenn ich 31 bin, eine bessere Chance haben könnte, aber ich will das Beste aus der Situation nächsten Februar in Vancouver herausholen.
Meine Ziele? Wie die Meisten bei den Olympischen Spielen will ich die beste Leistung aus meinem Körper herausholen – und für mich bedeutet das eine Leistung, die für einen Platz auf dem Treppchen reicht. Beim Teamsprint im freien Stil und der Staffel glaube ich, dass das unser Rennen wird – wir werden für dieses unglaubliche Top 3-Olympia-Ergebnis absolut konkurrenzfähig sein. Bei den Einzelrennen werde ich die Massenstartrennen attackieren und obwohl realistisch gesehen ein Platz in den Top 8 das Ziel ist, glaube/hoffe ich, dass es an einem guten Tag für eine Medaille reichen könnte.

In Turin überzeugten vor allem die kanadischen Damen mit Gold durch Chandra Crawford und Silber durch Beckie Scott und Sara Renner. Mittlerweile sieht es aber nach einer Trendwende aus. Die Herren sind den Damen etwas voraus. Was kann das kanadische Team Ihrer Meinung nach im nächsten Jahr, besonders bei den Olympischen Spielen, leisten?

Das stimmt, während ich mich noch entwickelte, drehte sich alles um unser Frauenteam. Beckie Scott und Sara Renner haben wirklich den Weg geebnet für klasse Leistungen, so wie z.B. Chandra’s überraschende Goldmedaille in Turin. Jetzt sieht es so aus, als sei das Männerteam das stärkere der beiden – aber Chandra wird gesund sein und hungrig auf eine Entschädigung für ihre einjährige Verletzungspause. Sara Renner wird auch stark sein, mit einem Jahr mehr Erfahrung und dem Extrabonus zu Hause anzutreten.
Es ist nicht schwer zu sehen, dass wir, als Team, ein halbes Dutzend Einzelpersonen haben, die international “da” sind. Alex z.B. ist ein Phänomen – selbstsicher, talentiert und mehr als fähig in verschiedenen Disziplinen, und ein Typ wie Ivan ist ein so ernsthaft starker Gegner, er wird in dem hügeligen 15-km-Lauf gefährlich sein, da bin ich mir sicher. Denk dir noch Chandra, Sara, unsere Staffel und mich dazu – das ist eine mehr als anständige Riege von Skiläufern!
Ich glaube wir werden unser Ergebnis von 2006 als Team toppen können. In Turin haben wir zwei Medaillen erkämpft, und ich würde gerne mindestens die gleiche Anzahl Medaillen in Kanada 2010 sehen. Es ist eine große Aufgabe, aber ich glaube unser Team kann es schaffen, wenn wir alle gesund bleiben, unsere Verbesserung der letzten Jahre weiterzuführen.

Wie gefallen Ihnen die olympischen Strecken in Whistler? Zählen sie zu den anspruchsvollsten im Kalender und mit welcher Weltcupstation sind sie vergleichbar?

Sie sind mehr als zufriedenstellende Strecken. Wir, keine der kanadischen Athleten im Wintersportteam, hatten keinerlei Einfluss auf deren Konstruktion, und bis auf einige kleinere Probleme denke ich dass die Strecken passend sind. Sie sind sicherlich nicht die anspruchsvollsten im World-Cup Rundkurs, aber die langen, abgestuften Hügel werden schwierig sein und, wie ich schon sagte – sie sind einzigartige Strecken. Einige der Abfahrten z.B. haben scharfe Kurven, aber nicht im traditionellen Sinne. Es scheint, als ob die Kurven schärfer und schärfer werden wenn du durch sie fährst! Ich könnte sie mit keinem der anderen Orte des aktuellen Weltcups vergleichen, sie sind wirklich einzigartig.
Das Stadium ist klein und vertraut und deshalb werden die Olympischen Strecken ein erheblich anderes Gefühl geben als jede andere Meisterschaft der jüngeren Geschichte, was wiederum einzigartig für den Verlauf der Meisterschaft ist. Es ist nicht mein Lieblingsaustragungsort, aber es ist einfach sehr schwer Canmores super Strecken zu toppen! Haha, ich bin schon so aufgeregt dort Ski zu fahren, es ist ein wunderschöner Ort!
Die größte Herausforderung in Vancouver wird das Wetter sein. Vancouver liegt so dicht am Pazifik, dass sich die Verhältnisse schnell ändern können. Es werden aufregende und stressige 16 Tage für die Techniker, soviel ist sicher!

Wie sieht die Vorbereitung auf die nächste Saison aus? Wird in der Planung bereits verzeichnet, wie viele Trainingskilometer in Angriff genommen werden? Die Anzahl dieser spielt bei den Leistungen im Winter ja keine unwesentliche Rolle.


Wir sind mit unseren Vorbereitungen für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr bereits im vollen Gange. Wie werden an vielen verschiedenen Trainingscamps während des Jahres teilnehmen. (Vor einer Weile waren wir in Vernon, British Columbia, um die Weltcupstrecken von 2005/2006 in der Nähe des Silver Mountain zu nutzen.) Für das derzeitige Training werden wir auch einige Dinge ausprobieren, aber im Grunde genommen verfolgen wir dasselbe Programm, dem wir auch zuvor schon gefolgt sind. Ich werde einen eine geringe Erhöhung der Trainingsstunden umsetzen und die Taktik so auslegen, dass sie sich möglicherweise mit den Olympischen Speilen deckt. Abgesehen davon werden wir aber nicht viel verändern. Es ist schließlich ein Vier-Jahresplan – deswegen tun wir unser Bestes, um uns fokussiert zu verbessern. Aber zur gleichen Zeit muss man auch Spaß haben sowie die gewisse Spannung und Freiheit verspüren – denn ein glücklicher ist auch ein schneller Läufer!

Live-Wintersport bedankt sich und wünscht Gesundheit und eine erfolgreiche Vorbereitung auf die nächste Saison.


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Devon Kershaw


Devon Kershaw und Chandra Crawford



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