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Nordische Kombination Live dabei bei der Nordischen Kombination in Seefeld - Ein Erfahrungsbericht |
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04.02.2010 | |
Live dabei bei der Nordischen Kombination in Seefeld - Ein ErfahrungsberichtInfo: Nordische Kombination Weltcup Seefeld (AUT)Autor: Jakob Fischer Bericht: Frenzel souverän zum Sieg - Stecher auf Rang zwei | Umgekehrtes Spiel in Seefeld: Heute Stecher vor Frenzel Seefeld, 03.02.2010. Zum zweiten Mal in Folge habe ich mich mit Vater und Bruder auf den Weg zum Weltcup der Nordischen Kombinierer nach Seefeld gemacht. Die letzten Wettkämpfe vor Olympia auf einer der schönsten Anlagen des Winters ließen wir uns auch 2010 trotz gut dreistündiger Anreise nicht entgehen. Eines sei vorweggenommen: Bereut habe ich die Strapazen garantiert nicht, war es doch einmal mehr ein absolutes Erlebnis. Bereits nach unserer Ankunft am Freitagabend lag die Weltcupstimmung in der Luft. Überall wiesen Beschilderungen daraufhin, wo es denn zum Stadion ginge. Immerhin rechnete man einmal mehr mit vielen Zuschauern. 2009 sollen es an beiden Tagen schon 15.000 gewesen sein – ein außergewöhnlicher Wert für die Nordische Kombination. Da auch die geographische Nähe zu Innsbruck gegeben ist (ungefähr 15 Fahrminuten entfernt), war davon auszugehen, dass es erneut viele Städter in die Casinoarena, das lokale Sprung- und Langlaufstadion, schaffen würden. Natürlich sprangen bei der ersten Fahrt durch den Ort auch sofort wieder die Nobelhotels ins Auge. Drei Sterne hat dort kaum eine Unterkunft, in Seefeld lassen es sich die Wohlhabenden gut gehen. Nach anstrengender Anreise passierte am Freitag nicht mehr viel, die Vorfreude auf die Bewerbe der nächsten beiden Tage stieg dafür aber. Der erste Wettkampftag Pünktlich um 10:30 Uhr wollten wir in der Sprungarena ankommen, um ja nichts zu verpassen. Die Besonderheit der Weltcupanlage liegt darin, dass die Sprungschanze direkt in das Langlaufareal eingebunden ist. Der Veranstalter wirbt deshalb auch damit, dass man die Kombinierer in Seefeld bei der Laufdisziplin länger im Auge behalten kann, als bei allen anderen Veranstaltungen. Als wir schließlich zu diesem Häuschen direkt vor dem Eingang der Arena kamen und uns die recht günstigen Karten für die nächsten beiden Tage besorgten, waren wir über den ersten Anblick der Loipe gar nicht begeistert. Der ehemals so steile Anstieg im Stadion, den man direkt beim Eingangsbereich begutachten kann, wurde gewaltig entschärft. Von der Spitze dieses Stieges, der in Bezug auf seine Steilheit früher schon fast mit der Ruhpoldinger Wand zu vergleichen war, ging es in den vergangenen Jahren immer in eine sehr steile Abfahrt, die man getrost als Mutprobe bezeichnen konnte. Diese Abfahrt führte direkt über den Auslauf der Toni-Seelos Schanze und war somit vom Stadion auch noch gut einsehbar. Allein der Startbereich des Langlaufrennens war für mich und sicher nicht nur für mich, die absolute Charakteristik der Strecke von Seefeld. Nirgends sonst gab es einen so schweren Anstieg schon nach 100 gelaufenen Metern. Genau dieses Stück hat das Rennen über Jahre ausgemacht. All das fiel nun leider weg. Die Seefelder Loipe hat damit meiner Meinung nach ihr Markenzeichen verloren. Auf die erste Ernüchterung folgte aber doch Freude darüber, welch ein interessantes Springen uns auf der Seefelder Kleinschanze ins Haus stand. Die Stimmung war gut, viele Fans aus Österreich und einige aus Deutschland säumten den Zuschauerbereich. Dieser ist in Seefeld besonders gut angelegt, weil direkt hinter dem Schanzenauslauf ein aufsteigendes Gelände liegt. Somit konnte man auch von weiter hinten den Wettkampf prächtig überblicken. Als dann die Stimmen der beiden alt bekannten Stadionsprecher Didi Ziesel und Stefan Steinacher wieder zu hören waren und die ersten Vorspringer über den Backen gingen, konnte man auch den etwas kühlen Nordwind vernachlässigen. Beim Zusehen merkte man gar nicht, dass so viele Spitzenathleten in Seefeld pausierten. Es war ein flotter Sprungdurchgang mit guten Sprüngen der Österreicher. Brandgefährlich war der Satz von Akito Watabe auf 96 Meter. Der gewohnt gute Läufer wurde nur von Christoph Bieler und Eric Frenzel geschlagen. Wie viele andere vermuteten auch wir, dass der Sachse aus Oberwiesenthal heute schwer zu bezwingen sein würde. Nach einigen Einkäufen im Ort und einem kurzen Mittagssnack waren wir beim Langlauf wieder rechtzeitig im Stadion. Besonders praktisch ist, dass Stadion und Langlaufloipe ein miteinander verflochtenes Nordisches Zentrum bilden. Dadurch kann man beide Teildisziplinen an ein und demselben Standort verfolgen. Wir stellten uns relativ nahe an die Ziellinie, weil man von dort die Arena am Besten überblicken konnte. Frenzels Überlegenheit wurde spätestens ab Runde drei ersichtlich, sodass es ab nun für die Verfolger nur noch um die Podestplatzierungen ging. Als Mario Stecher am letzten kurzen bergauf führenden Stück ins Stadion attackierte und sich con Akito Watabe im Kampf um Platz drei absetzte, wurde es im Zielbereich lauter, ansonsten hielt sich die Euphorie der 5 000 Fans in Grenzen. Eric Frenzel war in Abwesenheit von sieben Kombinierern aus den Top Ten des Weltcups an diesem Tag der Stärkste. Überraschend war sicher die starke Vorstellung des Schweizers Seppi Hurschler, der an diesem Wochenende die Langlaufzeiten gemeinsam mit Gottwald diktierte. Während noch die Flowerzeremonie stattfand, gingen wir gemächlich aus dem Stadion um unsere Langlaufausrüstung aus dem nahe geparkten Auto zu holen. Eigene Sportliche Betätigung Nach dem Langlauf der Profis probierten wir uns wie im Vorjahr auch 2010 wieder selbst an der Weltcuploipe. Immer wieder ein Höhepunkt des Seefeldausflugs. Die Streckenarbeiter hatten schon 2009 nichts dagegen, dass man selbst einmal die 2,5 km-Schleife durch die Casinoarena absolviert und beobachteten uns auch heuer wieder stillschweigend. Vielleicht hatten sie aber gerade auch deshalb nichts dagegen, da sich außer uns kaum andere Zuschauer auf die Strecke schlichen. Ich kann nur jedem Hobbylangläufer empfehlen, diese Loipe einmal unter die Ski zu nehmen: Es lohnt sich! Ohne die steile Wand am Anfang der Schleife ist man nach dem Startbereich nicht sofort ausgepowert und kann den zweiten Anstieg noch recht locker laufen. Besonders weh tut es erst auf dem großen Feld nach der langen Abfahrt, wo drei kleinere Hügel zu bewältigen sind. Wer aber konditionell ganz gut drauf ist, wird hier schön ziehen können ohne wirklich in den höheren Pulsbereich vorzustoßen. Nach der langen „U-Kurve“, wie ich sie heuer ganz gerne genannt habe, geht es dann von der Feldschleife aus nur noch kontinuierlich bergan in Richtung Zielgelände, wobei es kurz vor dem Stadioneinlauf noch einmal steiler wird. Nach den bisher absolvierten 2,2 Kilometern tat mir diese kleine Rampe aber doch ziemlich weh. Für die Profis ist das natürlich kein großes Hindernis. Ohne wirklich an mein Limit gehen zu müssen habe ich eine Zeit von 12:06 Minuten über diese Runde geschafft, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Die Kombinierer selbst haben ungefähr 6:30 Minuten für eine der vier Runden gebraucht. Da ich aber nur ein Viertel ihrer Distanz zurückgelegt habe, hinkt der Vergleich selbstverständlich etwas. Wir sind Teile der Strecke dann noch öfters gelaufen, so zum Beispiel den zweiten Anstieg hinauf in den Wald. Dieses Stück ist sicher nicht besonders steil, nur unten hinein ist es etwas schwieriger, dafür ist die Abfahrt spektakulär. Es wartet dort eine echte Mutkurve, wo man viel an Geschwindigkeit aufbauen kann. Die Athleten nennen sie selbst „Super-G-Kurve“ in Anlehnung an den Alpinzirkus. An dieser Stelle kann man für die nächsten 300m Geschwindigkeit aufbauen, wer eine Sicherheitslinie fährt, verliert an diesem Punkt sicher ein-zwei Sekunden. Unterhaltsame Abendgestaltung Nach rund einer Stunde haben wir die Loipe dann wieder verlassen um vor der abendlichen Siegerehrung am Hauptplatz noch eine gute Mahlzeit zu uns zu nehmen. In diesem Nobelskiort dürfen natürlich auch gute Restaurants nicht fehlen, wo man qualitativ sehr hoch einzuordnendes Essen serviert bekommt. Schleichwerbung werde ich allerdings keine machen. Durch den Genuss eines Premiumsteaks hätten wir doch glatt fast die Uhrzeit aus den Augen verloren und sind gerade noch so zur Präsentation der Topathleten auf den Seefelder Hauptplatz gekommen. Der bescheidene Skiort schien zur Parteimeile umfunktioniert: Überall Glühweinstände am Straßenrand, die Bars waren überfüllt und im Zentrum sorgte noch DJ Alex Weber für Stimmung. Knapp 10 Minuten nach 20 Uhr verließ er dann aber die Bühne um sie zwei anderen Entertainern zu überlassen: Didi Ziesel und Stefan Steinacher. Die beiden Seefelder Stadionsprecher verkörperten auch an diesem Abend eine Mischung aus seriösen Sportjournalisten und geborenen Unterhaltungskünstlern. Als Duo harmonieren sie perfekt. Die Siegerehrung war äußerst unterhaltsam gestaltet. Kurze und lustige Interviews, sowie einige gelungene Einlagen (Kurzer Tanz von Kobayashi, Gitarrensolo von Bernhard Gruber) ließen keine Langeweile aufkommen. Nachdem die Top Sechs des Tages gebührend geehrt wurden, durfte sich auch noch das komplette österreichische Olympiateam der Nordischen Kombinierer auf der Bühne versammeln. Die Sportler gaben interessante Details preis, so soll es im Hause Kreiner zum Freundinnentausch kommen, wenn Benni bei einem Weltcup einmal besser als David abschneiden sollte – Näheres wollte der Kitzbüheler Olympiateilnehmer aber auch nach kurzem Nachharken von Stefan Steinacher zu diesem Abkommen nicht erzählen. Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Moderatoren und Sportlern ließ die Ehrung äußerst angenehm werden. Nach ungefähr 30 Minuten war der „sportliche“ Teil des Abends beendet und die Feier wurde fortgesetzt. Bis 23 Uhr dauerte die fröhliche Fete, dann folgte ein großes Feuerwerk. Der Abschlusstag Ganz nach dem Motto: „Das Beste kommt zum Schluss“ gingen wir auch in den letzten Tag unseres Seefeldausflugs. Erneut frühstückten wir gemütlich in unserer Pension um dann einmal das Loipennetz der Gemeinde zu erkunden. Insgesamt gibt es rund 30 verschiedene Langlaufstrecken und 266 Loipenkilometer. Landschaftlich sind sie äußerst interessant, topographisch nicht einfach zu meistern. Wir kämpften uns den Anstieg gegenüber vom Stadion hinauf und konnten immer wieder einen Blick von oben herab auf die Wettkampfstätte der Kombinierer werfen. Mit einigen Kilometern in den Beinen machte das Zuschauen beim Skispringen gleich noch mehr Spaß. Dass der Bad Ischler Dominik Dier gleich mit Startnummer eine einen Satz von 92,5 Meter auf die Schanze knallte, war der Stimmung natürlich auch förderlich. Obwohl danach der Anlauf verkürzt wurde, entwickelte sich ein interessanter erster Teilbewerb. Der junge Österreicher schien gar nicht mehr aus der Leaderbox zu verdrängen zu sein, einer nach dem anderen scheiterte an seinem Punktwert. Für den Nachmittag war Dier allerdings keine ernst zu nehmende Konkurrenz, da der Österreicher in der Vergangenheit immer wieder erhebliche Schwächen in der Loipe offenbarte. Das sollte sich schließlich auch an der 46.Laufzeit von 47 Athleten manifestieren. Erst Christoph Bieler und Bernhard Gruber gelang es, an Dier vorbeizugehen. Gruber schien mit seinem Sprung von fast 100 Metern wieder etwas gutmachen zu wollen, die Leistung des Vortages war nicht vergessen. Spätestens aber als der Sachse Eric Frenzels noch auf Platz 2 nach vorne sprang war vielen klar – Österreicher Festspiele werden das heute wohl doch nicht. Die Zeit zwischen den beiden Bewerben nützten wir um die kurze Sonnenpräsenz zu genießen, in ein nahe gelegenes Cafe zu gehen und dabei die Abstände der einzelnen Kombinierer für den Laufbewerb zu analysieren. Gut gelaunt gingen wir wieder zurück in Richtung Sprungstadion. Die Vorfreude war größer als tags zuvor, gab es doch nun auf dem Papier mit Alessandro Pittin, Felix Gottwald und Eric Frenzel gleich drei absolute Topfavoriten. Einige werden mir das jetzt vielleicht nicht glauben, ich habe in unserem kleinen, familieninternen Tippspiel aber auf einen anderen gesetzt: Mario Stecher! Sofort als wir in der Casinoarena angekommen waren, merkten wir, wie groß nun der Zuschauerandrang war. Viele schien die interessante Ausgangsposition nach dem Springen in Richtung Nordisches Zentrum gezogen zu haben. Die Anzahl der Fans am Streckenrand war nicht mit jener der vergangenen drei Teilwettbewerbe dieses Wochenendes zu vergleichen. Pünktlich um 15:45 ging es dann in der Seefelder Dämmerung los. Bernhard Gruber hielt sich fast zwei Runden an der Spitze, wurde dann aber von der verfolgenden Gruppe eingeholt. Eric Frenzel und Alessandro Pittin bemühten sich nun besonders stark um die Tempoarbeit. Als es zum Zusammenschluss der ersten beiden Gruppen am 2.Anstieg der dritten Runde kam, brandete erstmals Jubel im Stadion auf. Fast alle Drückten dem Wahl-Ramsauer Felix Gottwald die Daumen, einige Fans von Eric Frenzel waren allerdings auch von Bayern aus über die Grenze gekommen. Als es in die vierte und letzte Runde ging, merkte man bereits, wie die Spannung im Stadion erkennbar anstieg. Viele riefen schon ihren Favoriten Anfeuerungsrufe zu – Dieser Trend sollte sich in den nächsten fünf Minuten noch verstärken. Diese letzte Runde war mit unter das Intensivste, das ich seit langem in der Nordischen Kombination gesehen habe. Es wurde um jede Position gekämpft. Keiner wollte ganz vorne laufen, aber die Duelle um Platz zwei und drei in der Gruppe wurden beherzt geführt. Felix Gottwald diktierte das Tempo, vermochte sich aber nicht abzusetzen. Fast allen war klar, wenn er am letzten Anstieg ins Stadion nicht wegkommen sollte, dann würde er in einer Sprintentscheidung den Kürzeren ziehen. Eric Frenzel galt als der beste Sprinter im Vorderfeld, war also ein gefährlicher Außenseiter zu diesem Zeitpunkt. Der Olympiasieger schaffte es einfach nicht wegzukommen, alle blieben dran. Als dann die Athleten über die lange Gegengerade ins Stadion kamen, brüllten sich viele Zuschauer die Lunge aus dem Hals. Die Spannung erreichte, und das ist keine überstilisierte Metapher, den Siedepunkt. Die Vorentscheidung viel kurz vor der letzten Kurve: Mario Stecher attackierte aus dem Windschatten heraus, holte sich vier bis fünf Meter heraus und verteidigte sie gegenüber Eric Frenzel bis zum Ziel. Die Freude in der Casinoarena war riesig. Nicht zu unrecht gilt Mario Stecher als der beliebteste Athlet des Kombiniererzirkus’. Die Flowerzeremonie verfolgten wir nicht mehr, immerhin ging es noch gut 3 Stunden auf der Autobahn nach Hause. -> Zu allen Resultaten Das Wochenende hat mir eines erneut gezeigt: Seefeld bietet eine interessante Sprungschanze, ein schön angelegtes Zuschauerareal und die schönste Langlaufloipe des Weltcups, Startanstieg hin, Startanstieg her! Wer sich sportlich betätigen will, das Geldausgeben nicht scheut und etwas Luxus genießen möchte, dem ist Seefeld als Winterdestination in jedem Fall ans Herz zu legen. |
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04.02.2010 | |
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