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Auf dem Weg nach Turin Serie TEIL 1: Auf dem Weg nach Turin... Anja Blieninger |
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17.01.2006 | ||||
Serie TEIL 1: Auf dem Weg nach Turin... Anja BlieningerAutor: Jörg SchröderDie „Neue“ bei den Deutschen Ski-Damen Sie ist die große Überraschung bei den Deutschen Damen. Hat das Ticket für die Olympischen Spiele gelöst. Keiner hat es erwartet - ja hatte man denn auch damit rechnen können? Gestatten: Anja Blieninger! Anja Wer? Es ist schon richtig, so richtig bekannt ist die 24 Jährige noch nicht. Die Alpine Skidame des DSV hat sich in den letzten Wochen so langsam in den Fokus der Öffentlichkeit geschoben. Was sie jahrelang nicht geschafft hatte, dafür reichten ihr jetzt wenige Wochen und nur ein paar Rennen. Anja Blieninger hat das geschafft, wovon viele Sportler träumen und es nicht schaffen, obwohl sie es erwartet haben oder es die Öffentlichkeit erwartet hat: Sie darf nach Olympia. Damit hat allerdings niemand gerechnet und sie selbst auch wohl kaum zu Träumen gewagt. Anja Blieninger wurde am 15. Juni 1981 geboren und wohnt heute im beschaulichen Unterammergau. Die junge Damen, die bei einer Körpergröße von nur 163 cm ungefähr 60 Kilogramm auf die Waage bringt und damit ideale Körpermaße für die technischen Disziplinen des Alpinen Ski-Zirkuses mitbringt, galt lange Zeit als Sorgenkind der Trainer. So richtig wollte der Durchbruch nicht gelingen. Im Weltcup konnte sie noch nicht richtig Fuß fassen. Meist wurde sie bei FIS-Rennen im Europacup an den Start geschickt und feierte dort auch ein paar Erfolge, so siegte sie etwa vor einem Jahr in Lenggries beim Ski-Europacup. Auch das war schon sehr überraschend für viele. Die Siegerehrung fand im kleinen Rahmen statt, vielleicht kann sie ja schon bald auf die große Bühne im Weltcup schielen. Lange Zeit bekam sie nur sporadische Einsätze im Weltcup, dabei konnte sie am 28.12.2004 mit 23 Jahren ihre ersten Weltcuppunkte sammeln. Im Riesenslalom von Semmering fuhr sie im ersten Durchgang eine tolle Fahrt um kam mit der hohen Startnummer auf schlechter Piste auf den starken 18. Platz. Nach 2 Läufen hatte sie dann den 21. Rang zu Buche stehen und ihre ersten Punkte. Dementsprechend zu frieden äußerte sie sich damals. „Im ersten Durchgang hat es bei mir richtig gut geklappt. Ich habe versucht Spaß zu haben und nicht an die Punkte zu denken.“ Generell wirkte sie damals im Riesenslalom stärker als im Slalom und holte da auch ihre besseren Platzierungen bei den wenigen Einsatzmöglichkeiten, die ihr die Trainer zugestanden. Gute Vorbereitung, doch ein Dämpfer zu Saisonbeginn In der Vorbereitung auf diese Saison zeigte sich dann erstmals, dass sie mehr kann als das was sie bisher zeigen konnte. Im Training hatte sie Maria Riesch und Martina Ertl meistens im Griff. Somit wurde sie dieses Jahr das erste Mal in den A-Kader berufen. Dementsprechen hatte sie sich auch einiges vorgenommen. Doch gleich zu beginn der Saison gab es einen Rückschlag. In Sölden lief es nicht nach ihren Vorstellungen und ihre Teamkolleginnen fuhren ihr davon und mischten vorne mit. Ziemlich geknickt sagte sie damals im Oktober: “Ich war im Training immer schneller als Maria und Martina, und jetzt bin ich der letzte Heuler.“ So unbekümmert wie nach ihren ersten Weltcuppunkten ein halbes Jahr zu vor war sie zu dem Zeitpunkt nicht, hatten die Trainingsleistungen doch Hoffnungen auf den Durchbruch geweckt, ein verpassen des zweiten Laufes im Riesenslalom war da natürlich nicht eingeplant. Aber ihre Teamkolleginnen glaubten an sie, hatten sie doch gesehen was sie kann. „Sie ist eine gute Fahrerin“, so Martina Ertl, „ und sie wird so etwas wegstecken“. Die Erfahrene Rennläuferin aus Lenggries, wir erinnern uns an den dortigen Sieg von Anja, sollte Recht behalten. Dann kam der Dezember 2005… Ende Dezember begannen die Wochen von Anja Blieninger, die einiges verändern sollten. Unmittelbar vor Weihnachten machte sie sich ein erstes eigenes Geschenk und sammelte in Spindlermühle erstmal auch Punkte in einem Weltcupslalom mit Platz 30. Dennoch war sie noch nicht mit sich zufrieden und die Unsicherheit nach den letzten schlechten Ergebnissen nach der guten Vorbereitung nicht verflogen: „Ich bin ein bisschen enttäuscht. Ich bin zwar froh, dass ich unter die ersten 30 gefahren bin, aber ich kann mehr. Es ist schwer wenn man Zweifel an sich hat, einen guten Lauf zu fahren.“ Doch über Weihnachten konnte sie neue Kraft sammeln und mit dem Slalomergebnis etwas positiver nach vorne schauen. Schon hier zeichnete sich ab, dass ihre Stärken dieses Jahr eindeutig im Slalom liegen, war es im letzten Jahr noch der Riesentorlauf. Anja selbst war auch nach den Rennen vor dem Jahreswechsel selbstkritisch. „Momentan passieren einfach noch zu viele Fehler auf dem Weg von oben nach unten“, räumte sie ein, was erkennen lässt, wohin sie möchte. Nach oben. Und das Potential hat sie. Das sagt auch der deutsche Techniktrainer Mathias Berthold über die Sportsoldatin aus Unterammergau: „Sie hat das Potential zu einer Topläuferin.“ Nur die Medien hatten das noch nicht erkannt und schrieben das eine Olympiaqualifikation außer Reichweite sei. Das sollte sich rasch ändern. Ganze zwei Slalomrennen sollte sie noch benötigen, um sich in den Blickpunkt zu rücken. Und dann ging es sehr schnell… Am 5. Januar konnte die Athletin, die für den TSV Altenbach an den Start geht, alle und sich selbst mit einem tollen 14. Platz in Zagreb überraschen. Nach dem ersten Lauf vier Plätze weiter hinten klassiert, kämpfe sie sich mit einer erneuten beherzten Fahrt noch unter die ersten 15 und erreichte damit schon einmal die halbe Olympianorm. Damit sorgte sie für eine positive Überraschung im Deutschen Ski Alpin-Lager, sieht es dort nach den Rücktritten von Hilde Gerg, Max Rauffer und Florian Eckert sowie der Verletzung von Frontfrau und der großen Deutschen Hoffnung, Maria Riesch, doch nicht so gut aus. Mit Startnummer 32 ins Rennen gegangen und bei schon weicher Piste ein grandioses Rennen gefahren, weckte sie plötzlich Hoffnungen. Hatte die Presse nur wenige Tage zuvor noch das Gegenteil geschrieben, hielt man nun eine Olympiateilnahme für möglich. Cheftrainer Wolfgang Maier äußerte sich positiv zu seinem einstigen Sorgenkind: „Anja fährt ihre erste richtige Weltcupsaison, steckt nie zurück und versucht immer, das Maximale herauszuholen. Das verdient Respekt.“ Drei Tage später war es soweit. Beim Slalom in Zagreb griff Blieninger wieder mutig an und erreichte mit Platz 12 das beste Resultat ihrer Karriere – das Ticket nach Turin! Entsprechend euphorisch äußerte sich die Glückliche „Die Olympia-Qualifikation ist mega, ich glaube das gar nicht. Letztes Jahr war ich nicht mal in der Mannschaft und jetzt bin ich bei Olympia!“ und machte auch keinen Hehl aus ihrem Innenleben: „Im zweiten Lauf hatte ich ganz schön die Hosen voll.“ Gezeigt hatte sie das aber nicht. Ihre Art Ski zu fahren ist der Angriff. Mit ihrer teilweise sehr wilden Fahrweise erinnert sie doch oft stark an die Fahrten des Bode Millers, immer am Limit, nah am Ausscheiden, aber schnell! In Slowenien hatte Anja Blieninger das geschafft, woran niemand zu hoffen gewagt hatte, auch nicht sie selbst. Priorität hatte erstmal die Etablierung im Weltcup, mit 24 Jahren wurde es auch nach ihrer Ansicht langsam Zeit. Aber wie es zu ihrer Fahrweise passt, machte sie nicht einen Schritt vor den nächsten, sondern sprang eindrucksvoll ins Rampenlicht. Drücken wir ihr die Daumen, das sie die eindrucksvollen Tage, in denen sie von der Fahrerin, die im Weltcup mitfährt, zur Teilnehmerin an der Olympiade wurde, gut wegsteckt. Schließlich kam alles sehr schnell und überraschend, ganze zwei Rennen änderten alles. Viel Glück weiter im Weltcup und in Turin, auf das sie ihre Ergebnisse und Leistungen stabilisieren und bestätigen kann. Auf geht’s Anja! |
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17.01.2006 | ||||
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