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Interview mit Jochen Behle: Die Startplätze für den Weltcup sind vergeben
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11.11.2010

Interview mit Jochen Behle: Die Startplätze für den Weltcup sind vergeben

Info: Weitere Sportlerinterviews und Terminplan | Langlauf Testwettkampf Muonio (FIN)
Autor: Johann Reinhardt
Bericht: Zur Saisonvorschau Langlauf 10/11


Für ein Interview stand LiVE-Wintersport.com unmittelbar vor dem Saisonstart der deutschen Langläufer Bundestrainer Jochen Behle zu Verfügung. Im Interview sprach er mit uns über die Form seiner Herren, das Trainingslager in Muonio und die Ziele für die neue Saison. Ebenfalls steht nun fest, wer beim ersten Weltcup in Galliväre dabei sein wird. Einen Startplatz haben so nun schon Tobias Angerer, Axel Teichmann, Jens Filbrich, Tim Tscharnke, Philipp Marschall und Franz Göring sicher. Thomas Bing musste laut Behle bereits verletzt die Heimreise antreten.

Ihre Athleten sind im Moment im finnischen Muonio in einem Trainingslager. Mit dabei sind auch die beiden Sprinten Josef Wenzl und Daniel Heun. Wie kam zu dieser kurzfristigen Entscheidung?
Eigentlich war geplant, dass sie gemeinsam mit den Schweizern nach Bruksvallarna fahren. Dort ist aber kein Schnee und so haben die Schweizer mehr oder weniger diesen Lehrgang abgesagt. Wir haben uns entschieden, trotzdem auf Schnee zu gehen und die Vorbereitung auf Schnee eben machen zu absolvieren. Deshalb haben wir die Sprinter etwas später als die erste Gruppe, aber dafür auch etwas länger, mit nach Muonio genommen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass die Techniker oben sind, das ganze Material noch einmal überprüft werden kann und sie so eine Sicherheit im Hinblick auf die Saison haben

Nach der letzten zentralen Leistungskontrolle gab es beispielsweise bei Tobias Angerer, Axel Teichmann, Josef Wenzl, Daniel Heun oder Jens Filbrich leichte gesundheitliche Probleme. Können alle wieder voll trainieren?
Es sind alle wieder voll dabei. Das heißt alle die vorgesehen waren, sind auch hoch nach Muonio gefahren. Trainingsmäßig läuft auch alles gut, allerdings mit einer Ausnahme: Das ist Thomas Bing. Er ist am ersten Tag direkt oben gestürzt und hat eine Schnittwunde unterhalb des Knies gehabt. Das musste genäht werden und er ist mittlerweile wieder zuhause. Zunächst hoffe ich einmal, dass er im Dezember wieder einsatzfähig ist.

Konnten Sie bei Thomas Bing schon sehen, wie gut er die bisherigen Wochen mit Angerer & Co vertragen hat?
Deswegen haben wir uns ja entschieden, ihn mit nach Muonio zu nehmen. Er war auch vorgesehen für die ersten Weltcuprennen, weil er sich eben sehr stabil und konstant im Training gezeigt hat. Er hat im Herbst auch eine sehr gute zentrale Leistungskontrolle abgeliefert, im Sprintbereich wie auch danach in den anderen Bereichen. Aber das ist ein junger Mann und da müssen wir nun in Ruhe die Sache wieder angehen und er wird seine Chancen wieder bekommen.

Für die Mini-Tour in Kuusamo haben Sie acht Startplätze zu Verfügung. Werden Sie nach dem Ausfall von Thomas Bing nur mit sieben Athleten die Reise nach Finnland antreten oder wird noch einer nachrücken?
Nein. Im Moment ist es so, dass wir mit diesen sieben Athleten an den Start gehen, insofern sie eben alle gesund sind. Die anderen Athleten haben vom Training her auch noch Defizite, wie beispielsweise Krankheiten oder Verletzungen. Das wollen wir eben erst aufarbeiten und so nutzen wir die Quote nicht komplett aus und bleiben dabei, dass wir dann in dem Moment einfach nur mit sieben Mann dabei sind.

Jetzt sind nur noch sieben Herren in Muonio – für Galliväre haben Sie sechs Startplätze zu Verfügung …
Da haben wir uns schon entschieden, dass Tom Reichelt nicht startet. Er ist auch verspätet angereist, denn er war auch etwas angeschlagen nach der zentralen Leistungskontrolle. Er kam eine Woche später nach Muonio, erst am 8. November. Er wird definitiv nicht laufen und damit sind die andern sechs eigentlich schon klar.

Franz Göring war in der letzten Saison verletzt. Denken Sie trotzdem, dass er wieder da anknüpfen kann, wo er im Jahr davor aufgehört hat und eine Bereicherung für die Staffel ist?
Ich hoffe es auf jeden Fall einmal, er macht denke ich gute Ansätze. Er braucht natürlich jetzt auch ein paar Wettkämpfe. Die kriegt er aber eben auch und ich gehe davon aus, dass er ein entsprechend positives und gutes Bild hinterlässt. Er ist sicherlich auch ein Kandidat für den Staffelplatz.

Gelingt Philipp Marschall ihrer Meinung nach in diesem Jahr endgültig der Sprung in die erweiterte Weltspitze und ist er nach einer guten ersten ZLK und einer schwächeren zweiten nun vor allem wieder in so einer bestechenden Form wie im Frühsommer?
Ich hoffe, dass er noch besser ist als im Frühsommer! Aber Fakt ist auf jeden Fall, dass er sicherlich im Schwerpunkt Skating ein Kandidat ist, das eine oder andere Weltcuprennen zu bestreiten. Ich erwarte, dass er sich bei den Chancen die er nun bekommt entsprechend gut präsentiert. Gerade in Galliväre, wo ja in der freien Technik gelaufen wird. Wir brauchen da nun keine Wunderdinge zu erwarten, aber eine Leistungssteigerung zu der vergangenen Saison erhoffen wir uns natürlich schon.

Am Wochenende finden in Muonio die FIS-Rennen statt, für die deutschen Damen und Herren sind es gleichzeitig die Testrennen. Gibt es schon Tendenzen, wer, wo und wann läuft?
Den Sprint werden wir zumindest bei den Herren im Gro auslassen, da außerdem noch zwei Einzelrennen stattfinden. Danach werden wir aus dem Training hinaus entscheiden, wie wir es konkret machen. Wir wollen uns nicht gleich festlegen und definitiv sagen, dass der und der dort läuft. Es soll so sein, dass auf jeden Fall alle erst einmal einen Wettkampf absolvieren und hineinkommen. Die Sprinter werden denke ich im Sprint teilnehmen, sodass wir da auch einen kleinen Vergleich kriegen. Im Großen und Ganzen ist das aber einfach nur ein Durchlauf im ganz normalen Trainingsprogramm.

Ist in den Testrennen auch schon abzusehen, wie die Form der Athleten ist oder legen Sie da nicht so einen großen Wert drauf?
Es ist ja so, dass das alles auch aus dem Training heraus gelaufen werden soll. Der eine hat eben viel trainiert und verkraftet es besser, auch im Wettkampf die Belastung zu kriegen. Da sind dann eben Unterschiede und die muss man akzeptieren. Deswegen würde ich da nicht so riesig drauf schauen, es ist auch keine Ausscheidung für die ersten Wettkämpfe, denn die Leute sind gesetzt. Da eben nur noch die sechs übrig sind, haben sie einfach die Möglichkeit sich da aus dem Training heraus zu präsentieren, für sich selbst eine Sicherheit zu gewinnen und dann beim ersten Weltcup eine gute Leistung entsprechend abzuliefern.

Wo werden nun beim Trainingslager in Muonio trainingstechnisch die Schwerpunkte gesetzt?
Auf der einen Seite zählt der Ausdauerbereich natürlich immer noch einmal dazu. Wir sind jetzt erstmals wieder auf Naturschnee, es sind sehr gute Bedingungen oben in Finnland bei minus 15 °C. Alle Runden sind offen, man kann also sehr gut trainieren. Es sind natürlich auch Materialtests in der Form noch mit angesetzt, dass wir auch noch einen größeren Überblick bekommen, gerade zu Beginn der Saison und erstmals auf Naturschnee. Ansonsten steht die Wettkampfvorbereitung an, wobei der erste Weltcup für uns nicht so die Bedeutung hat wie manchmal in der Vergangenheit. Wir wollen einfach in den Wettkampf hineinkommen und dafür werden wir den ersten Weltcup im Damen- und Herrenbereich auch nutzen.

Also erwarten Sie sich noch nicht so viel …
Sie sollen schon ordentliche Leistungen individuell anbieten. Aber wir werden uns trainingsmäßig nicht so darauf vorbereiten, dass wir sagen, wir müssen jetzt irgendein Highlight setzen.

Mit welchen genauen Zielen gehen Sie in die Saison?
Es ist sicherlich so, dass das Großereignis gerade für die arrivierten Sportler eindeutig Oslo ist. Die jungen werden sporadisch ihre Einsätze kriegen. Wir wollen versuchen, sie wieder ein bisschen näher an die Weltspitze heranzuführen. Das muss nicht in diesem Jahr gelingen, sondern wir möchten eben vermehrt Einsätze für die Jugendlichen haben, sodass sie einfach eine Gewisse Sicherheit beim Laufen dieser Wettkämpfe bekommen. Die Zielsetzung ist das Großereignis Oslo, nicht unbedingt der Gesamtweltcup bei den Damen wie auch Herren. Entsprechend werden wir uns auch im Weltcup dann präsentieren und mal einen auslassen, um im Hinblick auf Oslo entsprechend gut in Form zu sein.

Steht schon fest, welche Rennen im Weltcup ausgelassen werden?
Im Schwerpunkt wird es natürlich um die nach Weihnachten gehen. Man muss die Tour auch ein bisschen abwarten, ob die nun zu Ende gelaufen wird oder ob wir Athleten herausnehmen. Entsprechend kommen dann die folgenden Wettkämpfe wie Liberec, Otepää oder Rybinsk in Frage, da werden wir dann entscheiden was wir machen. Aber dafür müssen wir die Tour eben erst abwarten.

Tobias Angerer hat im Interview im Sommer noch gesagt, er würde gerne im Gesamtweltcup wieder unter die besten drei kommen. Kann das auch für diese Saison für ihn eine Zielsetzung sein?
Für mich persönlich ist die WM im Fokus. Der Tobi ist im Moment sicher noch so motiviert zu sagen, dass wir die Sache erst einmal angehen. Aber ich denke, er wird dann im Laufe der Saison schon entscheiden in Richtung WM. Das ist eigentlich mehr ein Thema, denn er hat schon den Gesamtweltcup zweimal gewonnen. Von daher ist die WM eigentlich das Highlight. Wenn die Saison dann mal läuft, wird das der Tobi sicherlich auch nicht anders sehen.

Tim Tscharnke zeigte bei der zweiten zentralen Leistungskontrolle hervorragende Leistungen. Zwar war er auch im letzten Jahr in einer guten Verfassung, aber wird er sich nun endgültig in der Weltspitze festsetzen können und noch konstantere Leistungen abliefern?
Wir müssen schon ehrlich sein, denn im Distanzbereich waren wir von der Weltspitze schon noch eine Ecke weg. Im Sprintbereich war das in Ordnung, aber wir versuchen ihn nun komplexer zu machen. Das heißt wir wollen ihn für den Distanzbereich und auch damit eben die Staffeleinsätze entsprechend vorbereiten. Das wird nicht alles von heute auf morgen gehen. Wir werden auch da sporadisch an die Sache herangehen, nicht alle Wettkämpfe laufen. Er ist ein junger Mann und ich denke, dass er Potenzial hat für die Zukunft und sich gut präsentiert. Das müssen wir eben auch entsprechend vorbereiten. Er ist ein Talent, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Steht schon fest, wer alles beim Sprintrennen in Düsseldorf am Start sein wird?
Wir lassen jetzt erst einmal das Trainingslager und die ersten Wettkämpe laufen. Ich gehe davon aus, dass beispielsweise Jens Filbrich, Tim Tscharnke und natürlich die Sprinter dabei sein werden. Sie machen in Düsseldorf ihren Einstieg und werden also beim Sprint in Kuusamo nicht am Start sein. Im Damenbereich ist es so wie eigentlich in der gesamten letzten Saison, dass sie eigentlich fast alle Rennen laufen. Axel Teichmann und Tobias Angerer sind nichht vorgesehen, das hängt vor allem mit der Vorbereitung und dem, was im Anschluss noch kommt, zusammen.

Wann werden Sie die Reise zu den Athleten antreten?
Ich fahre nächsten Dienstag direkt nach Gällivare, um einen Tag vor den Athleten da zu sein, wenn sie dann auch nach Schweden kommen. Ich habe im Moment jetzt noch zu tun gehabt mit den ganzen Meldungen für die Rennen, welche in der Folge bis Weihnachten sind. Für die Tour de Ski die Quartiere und auch für die WM in Oslo noch ein paar Sachen – deswegen bin ich eben nicht mit hoch gefahren, um das noch alles zu regeln. Die Saison soll dann auch reibungslos laufen.

Wie geht es für die Athleten jetzt noch weiter bis zum ersten Weltcuprennen?
Am Mittwoch fahren die Athleten rüber nach Gällivare. Wir haben es so gedacht, dass wir nach den Wettkämpfen in Muonio noch einmal eine ruhigere Einheit machen, die etwas länger am Montag ist. Dienstag und Mittwoch werden einmal eine Reisetag und ein etwas ruhigerer Tag sein, sodass sie nach dem Lehrgang im Prinzip auch ein bisschen Regeneration haben. Dann geht im die Vorbereitung auf den Weltcup schon wieder normal weiter.


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Jochen Behle bei der ZLK in Oberhof (© LiVE-Wintersport.com)
Jochen Behle bei der ZLK in Oberhof (© LiVE-Wintersport.com)


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