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Interview mit Herbert Cool, Teil 2: "Das ist der niederländische Spirit, den wir haben"
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05.11.2010

Interview mit Herbert Cool, Teil 2: "Das ist der niederländische Spirit, den wir haben"

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Autor: Johann Reinhardt
Bericht: Zum Interview mit Herbert Cool aus dem Vorjahr


Im zweiten Teil des großen Interviews mit LiVE-Wintersport.com spricht der niederländische Biathlet Herbert Cool mit uns über die Zusammenarbeit mit einem Club aus der Fußball-Bundesliga, seine langfristigen Ziele, die Finanzierung seines Sportes sowie das Studium im Bereich Sportmanagement, welches er durch den Fernsehsender Eurosport bekam. Der nun in Ruhpolding lebende Cool spricht ebenfalls von einem weiteren großen Traum - einer internationalen Trainingsgruppe.


Großes Interview mit Herbert Cool: Teil 1 (29.10.) | Teil 2 (05.11.)


Seit dieser Saison arbeiten Sie im Sommertraining auch mit einem Verein aus der Fußball-Bundesliga zusammen. Wie kamen Sie dazu?
Ich denke das ist ein gutes Beispiel, wie wertvoll allgemein in jeder Sportart ein guter Trainer ist. Tobias ist einfach ein sehr engagierter Mann und er möchte auch viel wissen über dieses Training. Wenn es die Chance für ihn gibt sich da weiter zu entwickeln, dann greift er die mit beiden Händen an. Das hat er gemacht. Er hat den Kontakt zu einem Krafttrainer, ich glaube von Bayern München. So hat er für mich und wahrscheinlich auch für seine Jugendgruppe ein tolles Kraftprogramm entwickelt. Das ist für mich ein typisches Beispiel wie wichtig es ist, dass dich als Athlet jemand unterstützt.

In der neuen Saison sind Sie kein Teil des niederländischen Kaders. Wie begründen Sie diesen Schritt?
Das hat vor allem mit dem Sommer zu tun gehabt. Ich glaube einfach, dass wir verschiedene Sichtweisen darüber hatten, wie man mit dem Spitzensport umgeht. Der Skiverband hat gesagt, dass sie nicht so viel Geld haben und es lieber in andere Disziplinen stecken. Ich war der Meinung, dass der Verband keine guten Ergebnisse erwarten kann, wenn es kein Geld für einen Trainer gibt. Ich denke ein Trainer ist der absolute Anfang vom Spitzensport, die Basis und ein Grundsatz den man braucht. Wenn man schon einmal nicht Geld hat für einen Trainer für seine Athleten, dann kann man keine Ergebnisse erwarten. Ich hatte das Gefühl, dass ich es selbst besser konnte und ich viel mehr sportspezifisches Wissen über Biathlon besitze als mein Verband in Holland. Ich wollte es alleine versuchen, damit ich mich verbessere. Mein Gefühl war, dass die einzige Art und Weise das hinzubekommen ist, es alleine durchzuziehen mit eigenen Sponsoren und eigenen Ideen. Das ist in einem ganz guten Umgang mit dem Skiverband geschehen, da gab es keine Probleme. Sie haben das Verstanden und haben gesagt OK, wir haben halt kein Geld und wir wünschen dir, dass es dir auch gelingt. Sie würden sich darüber riesig freuen und haben mir also keine Steine in den Weg gelegt. Das ist auch super.

Sie müssen sich beim ersten IBU-Cup erst noch für den Weltcup qualifizieren. Ist der Wettkampf deshalb besonders richtungsweisend für Sie?
Einerseits schon, aber andererseits nicht. Man kann sich auch beim zweiten oder dritten IBU-Cup noch qualifizieren und in den Weltcup aufsteigen. Gut ist, dass das Training zur Zeit sehr gut läuft und wir eine deutliche Steigerung bemerken. Mir ist einfach sehr wichtig, dass ich das dann auch im Wettkampf zeigen kann und das im Training gezeigte abrufe. Wenn mir das gelingt, wird auch diese Qualifikation kein Thema sein. Von daher ist mir dieses erste Rennen wichtig, aber mir ist es immer wichtig, das abrufen zu können.

Was ist das Qualifikationskriterium für Sie?
Das ist noch nicht so ganz entschieden. Leider hat Holland aufgrund der Nationenwertung in der letzten Saison keinen festen Startplatz und wir müssen uns eine der drei Wildcards verdienen. Was die zu erfüllende Richtlinie von der IBU sein wird, ist noch nicht bekannt. Es wird geflüstert, dass es zwischen zwölf und fünfzehn Prozent liegt. Aber ich weiß noch nicht, wie es genau ausschauen wird. Dann kommt noch ein nationales Kriterium dazu, das heißt natürlich haben wir auch andere Biathleten in Holland und es kann nur der Beste unseres Landes laufen. Auch da müssen wir also vom Verband aus bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Einerseits ist es natürlich sehr wichtig und wir wollen wissen, wie die Kriterien ausschauen. Andererseits kann man aber auch sagen, dass es für einen Biathleten immer das gleiche ist. Du musst die Trainingsleistungen so gut wie möglich im Wettkampf abrufen können. Da ändert sich auch nichts mit strikten oder einfachen Normen dran, die Aufgabe bleibt die selbe. Das gehe ich eigentlich auch ziemlich entspannt heran.

Sie haben schon kurz ihre niederländischen Landsmänner Joel- und Lucien Sloof angesprochen. Wie schätzen Sie ihre Leistungen ein und ist es vielleicht auch eine Option gemeinsam mit ihnen ein kleines Nationalteam zu bilden?
Ich denke, sie haben sich in den letzten Jahren auch sehr verbessert. Das Mädchen ist auch sehr gut. Sie ist zwar noch jung, zeigt aber, dass sie wirklich Potenzial hat. Das größte Problem ist einfach, dass es drei Athleten aus einer Familie sind und sie in Schweden in Torsby wohnen sowie trainieren. Ich trainiere natürlich hier in Ruhpolding und da ist die Distanz schon sehr groß. Wir haben sicher in der Vergangenheit verschiedene Trainingslager gemacht, auch mit weiteren Jugendlichen gemeinsam. Das hat mir immer gut gefallen und ihnen denke ich auch. Ich sehe da sicher in der Zukunft Möglichkeiten. Aber in diesem Jahr war es nach der Trennung vom Verband einfach so, dass es sich nicht ergeben hat. Ich habe hier gute Trainingsmöglichkeiten und die haben dort gute Trainingsmöglichkeiten. Da denke ich ist vor allem die Distanz ein bisschen zu groß.

Ist es trotzdem später einmal ein Traum für Sie, in einer niederländischen Staffel zu laufen?
Wenn wir eine Staffel für den Weltcup zusammenhaben, heißt es schon einmal, dass wir alle vier auf einem hohen Niveau sind. Es ist gar nicht so einfach dieses Niveau zu erreichen und das würde heißen, dass sich Biathlon in Holland extrem weiterentwickelt hat. Das wäre natürlich super, da würde ich mich riesig freuen. Ich habe jetzt mein eigenes Team Cool mit ein paar Leuten um mich herum aufgebaut. Diese haben vom Sport oder auch der Kommunikation, wie zum Beispiel der Website oder einem Newsletter, viel Ahnung. Mich würde freuen, wenn wir noch einen Athleten dazu haben könnten. Das muss nicht mal ein Holländer sein. Einfach ein Athlet, der in der gleichen Situation wie ich steckt, auch vom Tobias trainiert wird und sich mit mir als Trainingspartner weiterentwickeln kann. Also das ist auch so ein bisschen unser Ziel für das nächste Jahr.

Also quasi eine kleine Trainingsgruppe….
Ja, ich denke eine kleine internationale Trainingsgruppe mit Biathleten, die so ein bisschen in der gleichen Situation sind. Da gibt es einige die talentiert sind, aber nicht von dem Verband ausreichend unterstützt werden. Ich glaube, das kommt auch gut an bei den Leuten. Biathlon ist noch ein relativ kleiner Sport und das sind natürlich tolle Geschichten, wenn man so kreativ ist und auf diese Art und Weise Lösungen findet. Da reagieren auch die Sponsoren sehr gut drauf und das hilft uns sicher weiter. Das ist eigentlich eines meiner größten Ziele.

Was sind Ihre langfristigen Ziele? Gibt es wieder den Vierjahresplan, also in der neuen Saison in die Punkte zu laufen und sich dann kontinuierlich steigern?
Das sicher, ich denke dieses Jahr war ein Übergangsjahr. Das Training läuft nun sehr gut und ich erwarte auch, dass die Saison relativ gut laufen wird. Ich habe keinen Grund daran zu zweifeln, aber ich denke in diesem Winter werden wir vor allem auf gute Ergebnisse während des Saisonverlaufes hoffen. Im nächsten Jahr werden wir dann natürlich auf die WM in Ruhpolding hinarbeiten, weil das für uns ein interessanter Höhepunkt ist und ich da sicher einen Heimvorteil habe. Unsere Zielsetzung ist dann sicher schon in den nächsten beiden Jahren Punkte zu holen. Die niederländischen Olympiakriterien sind sehr streng und wenn man nicht schon zwei Jahre vorher Weltcuppunkte gewinnt, dann wird es auch schwierig mit einer Erfüllung der Kriterien in vier Jahren. Da muss man schon einer gewissen Linie folgen, um sich dann auch im Endeffekt für Olympia qualifizieren zu können. Natürlich ist das das Hauptziel, denn dann wäre ich der erste niederländische Biathlet überhaupt, der bei Olympia dabei ist.

Würden Sie vielleicht sagen, dass die Heim-WM in Ruhpolding etwas zu früh kommt?
Ich finde einfach die WM super und ich freue mich, dass wir im Biathlon in jedem Jahr eine WM haben. Man hat immer einen schönen Höhepunkt und ich denke, es kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Es liegt genau in der Mitte vom Olympiazyklus und ist ein super Zwischenhöhepunkt, weil es quasi bei mir daheim ist. Deswegen freue ich mich einfach darauf.

Wie verläuft bei Ihnen die Finanzierung ihres Sportes? Inwiefern werden Sie beispielsweise von der IBU oder dem Cool-Club davon unterstützt?
Den Cool-Club gibt es leider nicht mehr. Wir haben gesehen, dass der Aufwand größer war als der Ertrag. Ich werde allein von Sponsoren unterstützt. Ich freue mich auch, dass sie keine Angst haben so etwas zu machen. Das ist natürlich etwas neues für die Sponsoren, da kommt ein Biathlet und das ist in Holland etwas unbekanntes. Ich musste als erstes erklären, was Biathlon überhaupt ist. Dass sie dann doch so verrückt sind und mich unterstützen, ist einfach super. Das ist der niederländische Spirit, den wir haben. Einfach neue Wege gehen zu können und zu wollen – das zeigt sich jetzt auch in diesem Team Cool – Projekt ganz stark. Wir finden die Leute, die das Unterstützen und schön finden, dass man als niederländischer Sportler sowas versucht. Ich hätte es auch nicht machen können, aber wir versuchen es einfach. Die Resonanz von den Sponsoren zeigt, dass wir da auch eine gute Entscheidung getroffen haben. Es gibt natürlich auch eine gewisse Selbstständigkeit, weil ich nicht mehr von den Geldern eines Verbandes abhängig bin. Holland bekommt als Entwicklungsland Gelder von der IBU. Aber das ist eher eine Verbandssache und da kenne ich mich halt nicht so gut aus. Ich werde nicht von der IBU direkt unterstützt, allerdings bekommt der Verband auch noch Startgelder, die er an mich weiterleitet.

Sie waren bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver Co-Kommentator von Eurosport in den Niederlanden. Fand die Übertragung direkt in Kanada statt?
Leider nicht, die machen dass aus Amsterdam. Wir saßen dort hinter einem Bildschirm und kommentieren. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht und wenn wieder einmal irgendein Biathlon Wettkampf zum Beispiel im Sommer ist, Fragen sie wieder an, ob ich mit dabei sein möchte. Da bin ich zwar oft im Training, aber es war sicher sehr interessant.

Welche Erfahrungen sammelten Sie während der Zeit bei Eurosport? Inwiefern konnten Sie vielleicht auch Kontakte für die Zukunft knüpfen?
Ich denke, es ist natürlich weit weg und man sitzt in Amsterdam, wo natürlich Biathlon keine Rolle spielt. Aber andererseits war es auch schön zu sehen, was der Sport einen Athleten auch bringen kann. Das hat auch ein bisschen damit zu tun, was du nach deiner sportlichen Karriere machst. Es öffnet dir auch Türen. Um Dir ein gutes Beispiel zu geben: Eurosport sitzt im gleichen Gebäude wie das Johan Cruyff Institut in Holland. Johan Cruyff war der berühmte Fußballer und er hat verschiedene Schulinstitute gegründet, auf einem davon gibt es ein Managementstudium im Bereich Sportmanagement. Nun war es so, das Eurosport zwei Studienplätze verschenkt hat an zwei Leute, die das haben wollte. Dann hat Eurosport mich angerufen – Sie wollten, dass ich mich dafür bewerbe. Das habe ich gemacht und Eurosport hat mir nun ein Studium an diesem Institut geschenkt. Das ist eine super Sache und sie hätten mich nie gekannt ohne diesen Job als Kommentator. Da sieht man, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten öffnen.

Machen Sie das Studium nebenbei oder nach Ihrer Karriere?
Ich mache es in diesem Jahr, also nebenbei. Es ist am Abend und ich bin natürlich sehr oft nicht da. Sie machen alles über Skype und haben eine professionelle Ausrüstung gekauft, speziell für mich eigentlich. Sie sehen mich also als eine Art Projekt. Ich sitze dann, wo ich auch immer bin, hinter meinem Laptop und schaue mir den Lernstoff an. Bisher läuft es gut, wir arbeiten jetzt seit eineinhalb Monaten zusammen.

Wie sieht es im Winter aus? Bist du auch einer Doppelbelastung ausgesetzt?
Zum Glück sind sie da sehr flexibel und ich denke wir kriegen das auch gelöst. Aber die Hauptprüfungsphase liegt im April oder Mai und das ist natürlich für mich als Biathlet optimal. Im April haben wir oft frei und im Mai fängt dann das Training wieder an, aber dann hätte ich auch noch relativ viele Möglichkeiten nach Holland zu gehen. Von daher passt das auch ganz gut.


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Herbert Cool bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof 2010 (© LiVE-Wintersport.com)
Herbert Cool bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof 2010 (© LiVE-Wintersport.com)

Herbert Cool bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof 2010 (© LiVE-Wintersport.com)
Herbert Cool bei den Deutschen Meisterschaften in Oberhof 2010 (© LiVE-Wintersport.com)


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