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Nachrichten Österreich Dopingskandal Turin: Abschlussbericht des ÖOC liegt vor |
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06.11.2006 | ||
Dopingskandal Turin: Abschlussbericht des ÖOC liegt vorAutor: Nadine GärtnerWie der Öffentlichkeit bislang nicht bekannt wurde, wurde bereits am 28.September in Wien der Abschlussbericht des Österreichischen Olympischen Komitees bezüglich des Dopingskandals während der Olympischen Winterspiele im Februar diesen Jahres in Turin vorgestellt. Die der Öffentlichkeit zugängliche elfseitige Zusammenfassung ist als pdf-Datei auf den Seiten des ÖOC einzusehen (Download Zusammenfassung). Rückblick Auslöser der im Februar während der Olympischen Winterspiele in Turin durchgeführten Hausdurchsuchungen in den Außenquartieren der österreichischen Langläufer und Biathleten war tatsächlich – wie schon damals in der Presse bekannt wurde - der ehemalige ÖSV-Trainer Walter Mayer. Die Razzia wurde von der Turiner Staatsanwaltschaft auf Antrag des Internationalen Olympischen Komitees durchgeführt, nachdem die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) das IOC über die Verletzung einer Anti-Doping-Regel in Kenntnis gesetzt hatte. Grund hierfür war Walter Mayer, der aufgrund der sogenannten 'Blutbeutelaffäre' während der Olympischen Spiele in Salt Lake City 2002 bis zum Jahre 2010 für Olympische Spiele gesperrt wurde. Mayer nahm jedoch als nicht-akkreditierter Privatmann bei den Spielen gewisse Betreuungsaufgaben wahr und erweckte so nach außen hin den Eindruck, er gehöre zum Team. Das lag die Vermutung nahe, dass möglicherweise verbotene Substanzen oder verbotene medizinische Verfahren in den Außenquartieren angewendet würden, so das ÖOC-UK (Untersuchungskommission des ÖOC) in ihrem Abschlussbericht. Während der Razzien habe es Beschlagnahmungen gegeben, jedoch gebe es immer noch keinerlei Untersuchungsergebnis der Turiner Staatswaltschaft betreffend der konfiszierten Gegenstände. Deshalb könne der Verdacht auf verbotene Substanzen oder verbotene Praktiken weder bestätigt noch mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann sowie Langlauf-Cheftrainer Walter Hoch reisten noch in der Nacht der Hausdurchsuchungen zurück nach Österreich, ebenso wie der Gesuchte Walter Mayer, der sich in San Sicario, jedoch nicht in den durchsuchten Gebäuden, aufhielt. Bekanntermaßen lieferte sich Mayer auf der Heimfahrt in Österreich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, verursachte einen Unfall mit Verletzung und wurde anschließend zeitweilig in die Psychiatrie Klagenfurt eingewiesen. Ergebnisse der Untersuchungskommission Der Auftrag der am 24.Februar ins Leben gerufenen Untersuchungskommission belief sich darin festzustellen, was sich in den Außenunterkünften der Österreicher abgespielt hat. Außerdem sollten die Umstände von Walter Mayers Aufenthalt in der Olympiaregion geklärt und die eingehenden Informationen von Polizei, IOC und WADA bearbeitet werden. Bereits in den Olympiatagen begann die Kommission damit, Gespräche mit involvierten Personen zu führen, die in den Folgemonaten persönlich und telefonisch vertieft sowie weitere Personen befragt wurden. Demnach haben die durchgeführten Razzien die betroffenen Athleten verständlicherweise stark bei ihren Wettkampfvorbereitungen behindert. Außerdem sei ein großer Reputationssschaden für Österreich entstanden, da diese Dopingaffäre bei der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit geweckt habe als ÖSV-Erfolge bei den Spielen. Laut ÖOC-UK habe es ÖSV und ÖOC bewusst sein müssen, dass allein die räumliche und persönliche Nähe Walter Mayers zur Olympiamannschaft eine Reaktion des IOC auslösen werde. Außerdem habe der ÖSV bereits lange vor Beginn der Spiele von der Anwesenheit Mayers beim Team gewusst. Der ÖSV habe das ÖOC nicht spezifisch auf dessen Anwesenheit aufmerksam gemacht, jedoch lagen auch dem ÖOC schon spätestens zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier Informationen zu Mayers geplanter Anwesenheit vor. Damit liegt die Verantwortung letztlich beim ÖOC. Unabhängig von fehlenden Ergebnissen aus Turin lassen derartige Vorfälle auf ein ungenügendes medizinisches Betreuungskonzept schließen. Dass in den Unterkünften Medikamente und medizinisches Gerät herumlagen und von den Sportlern offenbar in eigener Verantwortung angewendet werden, stelle ein immenses Risiko dar. Weiterhin stellen Außenquartiere außerhalb des Olympischen Dörfes neben Vorteilen auch erhebliche Risiken dar, denen bei künftigen Olympischen Spielen größere Beachtung geschenkt werden müsse. Zu Nachteilen von Außenunterkünften zählt das ÖOC-UK unter anderem auch fehlende Infrastruktur, keine Einbindung in Sicherheitskonzept der Spiele und damit verbunden ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die Athleten, erschwerte medizinische Betreuung, fehlende Anbindung an olympisches Transportsystem, schlechterer gegenseitiger Informationsfluss zwischen verschiedenen Außenquartieren und Olympischem Dorf, schlechte Integration der Sportler im 'Team Austria' untereinander sowie anderen Nationen gegenüber. Für die Zukunft plant man nun in Österreich, dass Außenquartier-Konzept kritisch zu prüfen, zudem werde die WADA die Österreicher nach den Vorkommnissen bei den letzten beiden Winterspielen sicher noch aufmerksamer als vorher im Auge behalten. Überprüfung medizinisches Konzept Für Verbesserungen in der Zukunft schlägt die ÖOC-UK nun die Einsetzung einer medizinischen Kommission, bei der die Bedürfnisse der Sportler Priorität haben sollen, vor. Außerdem befürwortet man die Wiedereinführung eines leitenden Olympiaarztes. Mit dem kürzlich in Österreich neu eingeführten Anti-Doping-Gesetz ist jedoch ein erster großer Schritt zur Abschreckung und Prävention getan. Allerdings liegt auch in dem Verhältnis zwischen ÖSV und dem für die Olympiamannschaft vorantwortlichem Gremium ÖOC einiges im Argen, hier sind die grundsätzliche Bereiningung und Verbesserung des Verhältnisses zueinander stark von Nöten und von zentraler Bedeutung. Empfehlungen für zukünftige Olympische Spiele Da die Anzahl der vom IOC zugestandenen Akkreditierungen pro Nation limitiert sind, wird es hier immer wieder zu Engpässen kommen. Die ÖOC-UK fordert daher, der Zusammensetzung des Betreuerteams größte Sorgfalt zu schenken und die Akkreditierungen im besten Interesse der Athleten zu nutzen. Also müssten die vorhandenen Akkreditierungen dem medizinischen Personal vorbehalten sein statt – wie bisher allzu oft – verdienten Funktionären, die damit dann zu den Spielen reisen. Das ÖOC müsse – anders als bisher – ein klares Bild über das gesamte 'Team Austria' haben, auch über eventuelle nichtakkreditierte Personen, die Betreuungstätigkeiten übernehmen. Außerdem sei es unbedingt wichtig, dass die Olympiavorbreitung des ÖOC in Zukunft auch eine Notfallplanung für Krisefälle enthalte inclusive Informationen über die Rechtslage vor Ort, so die ÖOC-UK. Ferner müsse die Führungsrolle des ÖOC auch zwingend von ÖSV anerkannt werden, von den Sportlern werde das Österreichische Olympische Komitee hauptsächlich administrativ gesehen. Die oberste Verantwortung des ÖOC für die Olympiamannschaft bringe es ebenfalls mit sich, dass die Kommunikation in Krisensituationen gegenüber der Öffentlichkeit, den Behörden und den organisierenden Gremien alleinige Sache des ÖOC sein müsse... |
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06.11.2006 | ||
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