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Interview: Herbert Cool über Zukunftspläne und den Biathlonsport in der Niederlande
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10.07.2008

Interview: Herbert Cool über Zukunftspläne und den Biathlonsport in der Niederlande

Info: www.herbertcool.com
Autor: Johann Reinhardt


Der Niederländer Herbert Cool stellte sich zu einem Interview bereit und spricht über seine 3 Ziele, seine Trainingspartner und die Perspektiven für den niederländischen Biathlonsport.

Was sind deine Ziele für die neue Saison...wie fandest du die alte?
Ich versuche schon seit letztem Jahr einem 3-Stufenplan zu folgen. Das mittelfristige Ziel ist die Qualifikation für Vancouver 2010. Da wir in Holland auch sehr starke Eisschnellläufer haben, sind die Qualifikationsvorgaben für andere Sportarten auch sehr hoch, so dass jeder Wintersportler der zur Olympiade fährt, auch eine gewisse Chance auf eine Topplatzierung haben muss. Würde ich mich qualifizieren, würde ich der erste niederländische Biathlet sein. Ich hatte folgende Ziele: in der Saison 07/08, also im letztem Jahr, einen Top-50 Platz im WC/WM zu erreichen, in dieser Saison einen Top-30 Platz zu erringen und dann hoffentlich in 09/10 die Quali für die Olympiasaison zu schaffen. Im letztem Jahr war ich genau 50., sowohl im Sprint als auch in der Verfolgung. Ich habe also genau mein Ziel erreicht. Allerdings denke ich, dass sich die Leistung deutlich steigern und stabilisieren sollte, auch durch eine weitere Professionalisierung des Umfeldes.

Wo trainierst du in den nächsten Tagen und Wochen?
Letzte Woche war ich mit meinem Sponsor unterwegs durch die Alpen: auf meinen MTB. Die versorgen komplette Transalps, inklusive Unterkunft und Transport usw. Das war richtig toll, weil man einerseits nicht immer wieder die gleiche Runde im Biathlonstadion dreht, aber andererseits doch dabei sehr sehr gut trainiert.

Sind noch Trainingslager geplant?
Auf jeden Fall werde ich im August noch mal zum Ski testen auf den Dachsteingletscher fahren. Dort werde ich dann mit Salomon zusammen die neuen Modelle für den kommenden Winter ausprobieren. Im September werde ich dann bei der DM im Biathlon an den Start gehen, vor allem damit ich unter Wettkampfstress schießen und eine solide Laufleistung abrufen kann. Die DM ist für mich kein Höhepunkt, so wie das für die deutschen Athleten der Fall ist.

Was trainierst du in welcher Phase des Sommers?
Also bis jetzt stand vor allem Ausdauer, Grundlagenschießen und Kraft auf dem Programm. Ab nächste Woche werde ich dann noch mal richtig was drauf legen beim Komplextraining und auch schon mal mit höherem Puls schießen. Je weiter es in Richtung Winter geht, desto spezifischer wird es: mit immer mehr Rollerski und spezifischer Kraft, sowie Schiessen unter Belastung.

Wann trainierst du das 1. mal auf Schnee?
Wie oben gesagt, wird das voraussichtlich Mitte August sein. Danach werde ich im Oktober, vielleicht sogar schon mal im September, runter zum Dachsteingletscher fahren, um dann ab Mitte November, bis die ersten Wettkämpfe stattfinden, in Schweden zu verbleiben, um die ganze Zeit auf Schnee stehen zu können.

Wie viele km fährst du bis zum 1. Weltcup auf Schnee/mit Rollski/ mit dem Rad?
In diesem Jahr werde ich versuchen, mich um circa 10% zu steigern - was den Umfang angeht. Wieviel Kilometer dann genau zusammen kommen, könnte ich nicht genau sagen, aber ich schätze doch mindestens über 5000 km.

War dir von Anfang an klar das du später mal Biathlet werden willst?
Nein. Biathlon ist ja nicht gerade bekannt in Holland. Am Anfang habe ich viele Rollerskiwettkämpfe gemacht. Wir hatten eine starke holländische Mannschaft. Später bin ich dann sogar im Rollerski Welt Cup gelandet und habe als Junior insgesamt 7 Welt Cups gewonnen und dann in 2004 den Gesamtweltcup. Allerdings gehörte mein Herz immer schon dem Skilanglauf. Wir fuhren früher jedes Jahr an Weihnachten nach Zwiesel im Bayerischen Wald. Dort war ich bei den lokalen Wettkämpfen ziemlich erfolgreich. So langsam hat das auch der holländische Ski Verband bemerkt und mich dann mit 16 gefragt, Biathlon zu machen, statt Skilanglauf und Rollerski. Einerseits weil ich ja nicht aus einem so starken Trainingssystem für die Jugend komme wie es das in Deutschland gibt und einfach noch zur Schule ging usw. Da würde es sich eher lohnen Biathlon zu machen, weil man sich beim Schießen einen gewissen Vorteil erkämpfen kann, ohne dafür Schnee zu brauchen, andererseits weil die IBU sich wirklich engagiert hat, kleinere Länder auch auf ein höheres Niveau zu bringen. Die FIS hat das weniger beim Skilanglauf gemacht.

Hast du vor dem Wettkampf Rituale? Welche?
Nach dem Aufstehen lege ich die Wettkampfklamotten bereits in die Reihenfolge, in der ich sie anziehe. Dass ist schon nicht immer einfach, denn man muss ja alles umgekehrt hinlegen!

Wie ist der Tagesablauf vor einem Wettkampf?
Das hängt natürlich alles davon ab wann der Start ist. Aber im Prinzip bin ich nicht gestresst. Ich esse dann Joghurt mit Müsli, und brauche unbedingt Kaffee – da freuen sich die anderen, denn die meinen immer ich wäre schnell genervt ohne Kaffee… - und ich versuche nach dem Aufstehen raus zu gehen, damit ich frische Luft bekomme und sich die Augen ans Licht gewöhnen können.

Warst du nach der Saison im Urlaub?
Nein, ich bin aber nach Holland gefahren. Ich wohne jetzt seit 2 Jahren in Ruhpolding, das Jahr davor wohnte ich in den USA, wo ich mit den amerikanischen Junioren trainiert habe. Davor ging ich in die Schule und habe nebenbei gearbeitet und trainiert. Insgesamt seit 3 Jahren versuche ich professionell zu trainieren. Da das nur im Ausland geht, versuche ich, wenn ich dann mal Zeit habe, nach Holland zu fahren, damit mich meine Eltern auch mal wieder sehen kann.

Verstehst du dich mit ausländischen Sportlern gut oder seid ihr Kontrahenten/Gegner?
Ich verstehe mich eigentlich mit fast allen gut. Ich glaube es hängt auch mit dem Charakter des Biathlonsports zusammen: man muss wirklich seine eigene Leistung abrufen, man kann nur wenig von Anderen profitieren. Man könnte ja mal ‘ne Runde mitlaufen, aber wenn man dann am Schießstand nicht trifft, hat man wenig davon. Also deshalb ist man eher offen und freundlich zu einander. Außerdem sind die kommerziellen Einflüsse noch nicht sehr groß, man sieht manchmal, dass das Geld im Sport einen Menschen schon verhärtet.

Willst du später nach deiner Karriere mal im Trainerbereich tätig sein?
Du könntest dort ja vielleicht einiges verbessern. Kann man mit den Biathlonsport nach der Karriere leben?
Vielleicht möchte ich das später mal, aber zur Zeit denke ich nur wenig darüber nach. Ich glaube auch außer Biathlon noch andere Qualitaeten zu haben, die ich gerne ausschöpfen möchte. Allerdings denke ich, schon was zu bieten zu haben, vor allem weil ich doch aus einer einzigartigen Situation komme, und deshalb Sachen erlebe und organisieren muss, denen vielen anderen nicht begegnen in ihren sportlichen Karriere.

Musst du die Reisen zu den Weltcups und die Trainingslager selber bezahlen?
Nein, mein niederländischer Ski Verband gibt sich eine Menge Mühe, mich so gut wie möglich zu unterstützen. Natürlich ist es nicht einfach Geld für Biathlon in Holland zu finden, oft kommt das erst wenn die Ergebnisse besser sind und man es vielleicht ein bisschen weniger braucht, aber schlimm ist das nicht. Zur Zeit ist es so, dass ich relativ gut abgesichert bin, dank einiger Sponsoren. Natürlich gäbe es noch viel zu verbessern und ich verdiene nichts mit meinen Sport, aber ich hoffe, dass sich die Belohnung in einigen Jahren zeigt…

Was kann sich in der Niederlande beim Biathlon noch verbessern?
Da gäbe es eine Menge zu verbessern, das ist glaube ich nichts Neues. Allerdings muss man in Holland genau das machen was man seit einigen Jahren macht: sich fokusieren auf Qualität statt Quantität, und wenn sich ein Talent entwickelt, versuchen ihn oder sie ins Ausland zu schicken, weil die Fazilitäten dort wesentlich besser sind. Wenn dann irgend etwas aufgebaut worden ist, und da hoffe ich natürlich der Erste dieser Truppe zu sein, dann erst kann man anfangen sich in Holland aktiv auf die Suche nach neuen Talenten zu begeben.

Sind Nachwuchsathleten in Sicht, die auch mal im Weltcup starten?
Wir haben sicher einige gute Jugendliche. Das haben wir bei der letzen JWM in Ruhpolding schon gezeigt. Mit einigen Top-20 und Top-30 Platzierung konnten wir recht zufrieden sein und haben gezeigt, mitten im Geschehen zu stehen. Allerdings stecken schon einige Jahre zwischen mir und den nächsten Athleten. Aber wenn das so weiter geht, könnte es durchaus sein, dass sich nach Vancouver 2010 neue Athleten dazu melden.

Wer ist dein Trainer?
Zur Zeit habe ich nicht wirklich einen Trainer. Das ist auch ein bisschen finanziell bedingt. Allerdings bin ich ziemlich zufrieden, wie ich diese Saison organisiert habe: die Briten trainieren ja auch in Ruhpolding und so hat sich ihr Cheftrainer Walter Pichler bereit erklärt, auch mich in deren Training einzubinden. Das war ein großer Schritt im Vergleich zum letzten Jahr, als ich oft nicht Schießen konnte, weil es niemanden gab der mich absicherte. Auch hat mich schon mehrmals Ricco Gross mit einigen schiesstechnischen Anweisungen unterstützt, was natuerlich zeigt was fuer ein klasse Typ er ist.

Mit wem trainierst du zusammen?
Im Prinzip trainiere ich alleine, allerdings tun sich öfters Gelegenheiten auf, mich den Briten anzuschließen oder ich trainiere zusammen mit einigen Athleten aus dem deutschen Kader, mit denen ich befreundet bin.

Sind eure Hotels in Trainingslagern/beim Weltcup luxuriös?
Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt eine Einstufung nach Qualität, die von der IBU vorgegeben wird. Entscheidet man sich für ein besseres Hotel, kostet es natürlich auch mehr. Aber im Allgemeinen sind die Hotels nicht als extrem luxuriös oder extrem schlecht zu bezeichnen.

Hast du die Fußball EM verfolgt?
Selbstverständlich. Ich denke, die Holländer haben mit den Spaniern den besten Fußball gespielt. Allerdings hat man gesehen, dass Sport in manchen Sachen universell ist: wenn man einen schlechten Tag erwischt, kann man verlieren. Das war schade. Zum Glück hatte ich nach der Gruppenphase ein nicht zu große Klappe, so dass sich die deutschen Athleten nicht zu sehr über Hollands Ausscheiden gefreut haben. Ich glaube sogar, die waren schon ein bisschen erleichtert…

Wer war als Kind dein Vorbild?
Mein Vater.

Wir danken Herbert Cool für das Interview und wünschen ihm eine erfolgreiche Saison.

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Herbert Cool
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