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Interview mit Jenna Mohr: "Dürfen uns nicht mit den Herren vergleichen"
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03.03.2009

Interview mit Jenna Mohr: "Dürfen uns nicht mit den Herren vergleichen"

Info: Weitere Sportlerinterviews
Autor: Johann Reinhardt


Jenna Mohr, welche uns nach der WM zum Interview bereit stand, wurde in Korbach geboren und startet für den SC Willingen. Die 21-jährige feierte im August 2007 ihren ersten Sieg in einem COC Springen bei der Damen-Vierschanzentournee. Mohr, welche der Sportfördergruppe in Bad Endorf angehört, belegte bei der ersten Weltmeisterschaft in Liberec Platz 15. Sie spricht u.a. über den Unterschied zum Herren Skispringen, sowie die Chancen bei Olympia zu starten.

Bei der WM vor wenigen Tagen belegten Sie Rang fünfzehn. Was war ihr Eindruck von diesen Springen und waren Sie zufrieden?
Es war nicht gerade leicht zu springen bei den Witterungen, aber damit hatte jede Athletin zu kämpfen. Der Schnee hat die Spur teilweise langsam gemacht und der Wind hat auch heftig gedreht, aber da es eine Freiluftsportart ist müssen wir immer damit rechnen. Mit meiner Leistung bin ich nicht zufrieden. Ich habe nur, wenn überhaupt, 60% rüber gebracht von dem was ich eigentlich drauf habe. Gut, das ist jetzt abgehakt und ich schaue nach vorne.

Welches Gefühl hatten Sie, erstmals bei einer WM im TV zu sein?
Es war schon komisch, denn normalerweise finden unsere Springen außerhalb der Öffentlichkeit statt und dann gleich so viele Medien und das Ganze drum herum. Hinzu kommt das das Springen ja auf das TV abgestimmt ist und der Zeitliche Ablauf ja genau passen muss wie z.B. die Ampelregelung. So etwas sind wir einfach nicht gewohnt und eine kleine Umstellung war es schon. Aber es war auf jeden Fall spannend das Ganze mal mitzuerleben.

Welche Eindrücke sammelten Sie in Liberec?
So viel habe ich gar nicht von Liberec mitbekommen, die meiste Zeit habe ich an der Schanze oder im WM-Dorf verbracht. Also kann ich dazu nicht wirklich was sagen.

Damen-Skispringen kämpft darum Olympisch zu werden. Wann denken Sie, ist ein Start dort realistisch und was fehlt noch bis zu einer Aufnahme in die Winterspiele?
Natürlich werde ich den Glauben an die Olympischen Spiele 2010 nicht verlieren. Ich denke, dass wir 2014 sicher dabei sein werden. Unsere Sportart ist noch eine sehr junge Sportart und einige Mädels sind noch recht jung. An der Masse liegt es nicht, denn wir sind genug Mädels, ich denke uns fehlt die Unterstützung und Anerkennung von außen. Wenn wir davon mehr hätten, dann wäre es auch einfacher für uns.

Was sind ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Ich habe mich diese Saison sehr gut weiterentwickelt und viele Fortschritte gemacht, ich möchte daran anknüpfen und mich jährlich weiterentwickeln. Mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2014 und bis dahin die WM und das Skifliegen, wohin ich auch gehen möchte. Was nach 2014 ist weiß ich noch nicht. Außerdem möchte ich das Damenskispringen weiter voran bringen, mein Ziel ist es, dass der Nachwuchs im Damenskispringen eine bessere Zukunft hat und dafür kämpfe ich.

Als Sie noch nicht bei einer WM dabei waren, was war dann für sie der Saisonhöhepunkt?
Wir hatten im Winter ja immer nur unsere COC's und da galt es eine gute Platzierung im Gesamtstand zu erlangen. Im Sommer waren es die Deutschen Meisterschaften und COC's. Einen richtigen Saisonhöhepunkt gab es eigentlich nicht, ich habe versucht bei jedem Wettkampf mein Bestes zu geben, sodass am Ende der Saison eine gute Platzierung heraus kam.

Was fehlt den Damen noch zu den Herren und wann, denken Sie, kann man genau so einen Stellenwert haben?
Wir können/dürfen und wollen uns nicht mit den Herren vergleichen in anderen Sportarten wird das auch nicht gemacht. Ich denke, dass wir nie so einen mega Stellenwert haben werden wie es unsere Jungs haben. Skispringen gibt es ja schon über 100 Jahre und wir, die Frauen, stehen noch am Anfang. Viele wussten vor der WM gar nicht das es Damenskispringen gibt und jetzt gilt es erstmal viele darauf aufmerksam zu machen und dann hoffe ich natürlich das das seinen Lauf nehmen wird was die Öffentlichkeit anbetrifft und wird anerkannt werden.

Wie verläuft bei ihnen das Training im Sommer?
Ein Skispringer wird im Sommer gemacht, heißt es... Unser Sommertraining geht Ende April los. Wir machen viel Krafttraining und Schnellkraft sowie „Stabi“ und „Senso“. Im Sommer haben wir die Zeit an unserer Technik zu arbeiten. Wir haben im Sommer auch unsere COC Serie und bestreiten Wettkämpfe von Juli-Oktober, sodass der Übergang in den Winter fast Nahtlos ist.

Was fasziniert Sie am Skispringen und hatten sie Vorbilder beim Karrierestart?
Vorbilder hatte ich nie wirklich, sicherlich habe ich damals gesagt "So wie der Martin springt, möchte ich auch mal springen" aber das ich dem jetzt nachgeeifert bin jemanden als großes Vorbild genommen habe so war es nicht. Ich erkenne die Leistung von Janne Ahonen sehr hoch an und was der erreicht hat ist der Wahnsinn. Ich bewundere seinen Kampfgeist und das sind so Dinge die ich jetzt annehme.
Skispringen ist wie eine Sucht, man kann einfach nicht damit aufhören. Es ist wie ein riesiges Puzzle, man sucht immer die einzelnen Stücke und baut sie dann zusammen. Wenn man ein Stück hat, dann kann man das nächste Stück suchen und so geht es immer weiter. Man sieht Fortschritte und das macht einfach Spaß. Das Fliegen, was man nicht beschreiben kann, ist wie eine Sucht man kann nie genug davon bekommen. Aber auch wenn es mal nicht so läuft, ist der Drang dahin gehend immer weiter zu machen bis man wieder da ist wo man schon Mal war und weiter.

Gibt es bei den Deutschen Damen so etwas wie Trainingsgruppen oder trainiert jeder für sich alleine?
Anna, Ulli und ich sind bei der Bundespolizei in Bad Endorf stationiert und trainieren da auch zusammen z.B. in der Ausbildungszeit von April-August. Magdalena und Svenja aus Baiersbronn trainieren zusammen, diese Saison (Oktober-Februar) habe ich auch in der Trainingsgruppe von Magda und Svenja trainiert. Ansonsten trainieren die Mädels in ihren Stützpunkten alleine mit der Trainingsgruppe. Eine richtige Trainingsgruppe wo wir alle zusammen trainieren gibt es nicht, da die meisten ja auch noch sehr jung sind und daheim wohnen und zur Schule gehen.

Live-Wintersport wünscht viel Erfolg für die nächsten Jahre und hofft auf eine Olympische Medaille!


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Jenna Mohr (Foto: www.berkutschi.com)
Jenna Mohr (Foto: www.berkutschi.com)


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