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Interview mit Norbert Loch: "Auf alle Eventualitäten optimal vorbereitet sein"
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24.05.2009

Interview mit Norbert Loch: "Auf alle Eventualitäten optimal vorbereitet sein"

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Autor: Johann Reinhardt


Im Interview stand LiVE-Wintersport nach der Saison Norbert Loch, der Bundestrainer der Deutschen Rodler, zur Verfügung. Loch ist in Friedrichroda geboren und war früher selbst ein Rennrodler. So nahm er an den Olympischen Spielen 1984 in Sarajevo teil. Als 21-jähriger beendete er seine Karriere. Nach zahlreichen Trainerämtern, wo er zahlreiche Talente ausbildete, wurde er 2008 Bundestrainer. Im Interview spricht Loch unter anderem über die vergangene Saison, das Verhältnis mit seinem Sohn Felix Loch sowie die Olympia Saison.

Die Siegesserie der Damen wurde ausgerechnet bei der WM gestoppt. Trübt dies die Saison und wie stehen Sie sonst zu den Leistungen der Damen?

Das WM-Ergebnis trübt die erfolgreiche Saison unserer Rennrodlerinnen nicht im Geringsten. Eines Tages musste diese unglaubliche Serie unserer Damen zu Ende gehen. Jede Serie findet einmal ihr Ende. Es war sowieso fast unglaublich wie lange unsere Damen ungeschlagen blieben. Schon öfter, vor allem auf den Bahnen im lettischen Sigulda und im amerikanischen Lake Placid, standen wir kurz davor. Bei der WM 2009 in Lake Placid nutzte Erin Hamlin ihren Heimvorteil. Sie fuhr einfach besser und wir machten zu viele Fahrfehler.

Warum sind die Deutschen Damen doch noch besser als die anderen? Wann können auch andere Nationen mehr Siege holen und würden Sie sich das für die Spannung auch wünschen?

Als Trainer der deutschen Nationalmannschaft wünsche ich mir natürlich nicht mehr Siege für unsere Konkurrenz. Doch man hat in diesem Winter gesehen, dass andere Nationen auch bei den Damen siegen können. Das gilt nicht nur für die starken Amerikanerinnen. Auch die Österreicherinnen, Lettinnen, Russinnen und Kanadierinnen haben sich enorm gesteigert und die kommenden Winter versprechen spannende internationale Meisterschaften.

Bei den Herren war David Möller ihr bester, auch ihr Sohn Felix zeigte mit der Goldmedaille wie Jan Eichhorn ansprechende Leistung. Kann man auch mit den Herren zufrieden sein?

Unser junges Männerteam war im vergangenen Winter so stark wie nie zuvor. Wir haben inzwischen fünf Herren im internationalen Spitzenfeld und sind damit so gut aufgestellt wie kaum eine andere Nation. Mit dieser Entwicklung bin ich bisher sehr zufrieden und ich hoffe, dass wir uns in den nächsten Jahren noch steigern können und vor allem noch konstanter fahren werden.

Was fehlt noch zu Armin Zöggeler? Was hat er den anderen noch voraus?

Olympiasieger Armin Zöggeler ist ein Ausnahmeathlet, ein Spitzenfahrer. Er hat die nötige Erfahrung, ein Fahrgefühl wie kaum ein anderer und ist mental außergewöhnlich stark. Teilweise können unsere Männer schon bei dem einen oder anderen Rennen ganz gut mithalten. Doch es fehlt uns noch an Konstanz und an der nötigen Erfahrung unserer jungen Fahrer.

Das Duo Leitner/Resch belegte Rang zwei im Gesamtweltcup und bei der WM holten Florschütz/Wustlich Silber. Wie sehen Sie hier die Saison?

Im Bereich Doppelsitzer hatten wir zu Beginn der vergangenen Saison mit schweren Verletzungen bei zwei unserer Spitzenteams zu kämpfen. Es war nicht leicht hier den Anschluss nicht zu verlieren und wir können unter diesen Bedingungen mit den Ergebnissen mehr als zufrieden sein.

Auch im Nachwuchs waren einige Athleten, speziell bei den Damen, am Start. Welche Perspektiven haben solche Athleten und welchen Sportlern trauen Sie das Meiste zu?

Die jungen Leute sind mir ganz besonders wichtig. Sie sind unsere Zukunft. Auf sie baue ich schon jetzt, spätestens dann nach 2010. Darum müssen sie immer wieder Weltcup-Einsätze bekommen um Erfahrungen zu sammeln. Hier haben wir einige hoffnungsvolle Talente. Man wird sehen wer sich davon vielleicht schon in der kommenden Saison einen Stammplatz im Weltcup-Team erkämpfen kann.


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Was gibt es für die Olympiasaison noch zu verbessern?

Da gibt es noch sehr viel zu tun. Es fehlt uns in vielen Bereichen noch an der nötigen Konstanz. Olympische Wettbewerbe werden bekanntlich in vier Läufen ausgetragen. Außerdem bewegen wir uns auf der neuen Olympiabahn in Whistler Mountain in einem absoluten High Speed Bereich. Darauf muss man sich rundum einstellen. Mental, physisch und auf dem Materialsektor. Das heißt, wir müssen beispielsweise konsequent an der Aerodynamik und Fahrlage arbeiten.

Wie sieht die Sommervorbereitung aus und was gibt es für Unterschiede zwischen dem Training von Damen, Herren und Doppelsitzern? Welche Methoden nutzen Sie zum Training?

Die spezielle Olympiavorbereitung läuft für alle drei Disziplinen größtenteils gemeinsam. Es wird an fünf Bundesstützpunkten trainiert. Zu gemeinsamen Trainingsmaßnahmen kommt unsere Nationalmannschaft auch über den Sommer immer wieder zusammen. So zum Beispiel Anfang Juni beim Athletik- und Konditionslehrgang auf Ibiza und dann bei unseren speziellen Startlehrgängen in Königssee und Oberhof.

Was sind die Ziele für die nächste Saison bzw. Olympia?

Wichtig wird sein, dass wir mit unseren besten Leuten in einer Top-Verfassung, optimal vorbereitet und bei bester Gesundheit zu den Olympischen Spielen reisen können. Dort sollten wir dann nichts dem Zufall überlassen und auf möglichst alle Eventualitäten optimal vorbereitet sein. Dann dürfte uns nichts passieren und wir müssten in allen drei olympischen Disziplinen um Medaillen fahren können. Das wird unser großes Ziel für die Saison 2010 sein.

Sie waren früher selbst Rodler. Was veränderte sich am meisten bis zur heutigen Zeit?

Durch die permanente Weiterentwicklung des Materials haben sich die Endzeiten und Höchstgeschwindigkeiten immens gesteigert.

Warum beendeten Sie nach Olympia 1984 ihre aktive Karriere?

Nach einer komplizierten Knieoperation war es nicht mehr möglich, leistungssportlich zu trainieren und ich musste deshalb meine aktive Laufbahn beenden.

Ist es schwierig mit dem eigenen Sohn zusammen zu arbeiten oder gibt es keine Probleme? Wie nahm er die Nachricht, dass Bundestrainer wurden, damals auf?

Es ist nicht schwieriger, aber auch nicht leichter, als mit anderen 19-jährigen Sportlern. Ich versuche da keine Unterschiede zu machen. Vermutlich wäre es Felix manchmal lieber wenn sein Vater nicht überall dabei wäre. Das ist ja ganz normal für einen jungen Kerl. Doch wir waren schon bei den Junioren viel zusammen unterwegs. Ich war damals als Landestrainer auch sein direkter Trainer. Wir versuchen schon immer private Dinge von den sportlichen zu trennen. Beim Rodeln bin ich der Trainer, zu Hause der Vater. Es ist wichtig, da nichts zu vermischen.

Wie kamen Sie zu ihrem Job als Bundestrainer? Mussten Sie da lange überlegen um den anzunehmen? Welches sind nun ihre Aufgaben bei Wettkämpfen (im Winter) und im Sommer?

Ich war erst mal überrascht als mir der Bundestrainer-Posten angeboten wurde, habe dann dreimal durchgeatmet und mich sofort sehr über dieses Angebot und die neue Herausforderung gefreut. Natürlich habe ich noch mit meiner Frau und meinem Sohn gesprochen, bevor ich endgültig zugesagt habe.
Vorher war ich in erster Linie Trainer. Jetzt als Bundestrainer bin ich zusätzlich Organisator, Psychologe, Reiseplaner, Diplomat und manchmal Pressesprecher.

Zuvor waren Sie Landestrainer in Bayern. Was waren dort ihre Aufgaben? Außerdem trainierten Sie einige Weltklasseathleten. Welche Erfahrungen konnten Sie daraus in ihren jetzigen Job mitnehmen?

In 17 Jahren extrem enger Zusammenarbeit mit Thomas Schwab habe ich viel gelernt, das hilft mir sehr. Ich habe zuvor in Thüringen ja auch bereits als Talentsichter und Nachwuchstrainer gearbeitet, dann die ganze Zeit in Bayern mit den Jugendlichen und Junioren. Daher kenne ich die meisten meiner aktuellen Sportlerinnen und Sportler in der Nationalmannschaft schon von jüngsten Jahren an. Das glaube ich ist ein großer Vorteil für eine erfolgreiche Arbeit.

Welche Rolle spielt bei ihnen das Material? Was tun Sie, damit dies bei ihnen immer weiter entwickelt wird?

Das Material spielt in jeder Rennsportart eine wichtige Rolle. Wenn auch die athletische Leistung der Rodlerinnen und Rodler noch um einiges wichtiger ist. Doch das Material muss passen, sonst kann man nicht gewinnen. Hier arbeiten wir gemeinsam mit der FES (Forschungs- und Entwicklungsstelle für Sportgeräte) und mit unseren Team-Mechanikern hart und versuchen uns immer auf alle individuellen Rahmenbedingungen bestens einzustellen.

Wir danken Norbert Loch für das Interview und wünschen ihm und seinen Athleten eine erfolgreiche Olympiasaison mit vielen Medaillen!

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Norbert Loch
Norbert Loch


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