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Interview mit Martin Braxenthaler: "Wenn man bei Olympia dabei ist, dann ist natürlich ein Medaillengewinn das große Ziel."
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27.06.2009

Interview mit Martin Braxenthaler: "Wenn man bei Olympia dabei ist, dann ist natürlich ein Medaillengewinn das große Ziel."

Info: Weitere Sportlerinterviews und Terminplan
Autor: Johann Reinhardt


Live-Wintersport.com sprach im folgenden Interview mit dem deutschen Mono-Skifahrer Martin Braxenthaler über sein Trainingsablauf, seine größten Erfolge und seine Ziele für die Paralympics 2010. Er holte 2002 bei den Paralympics in Salt Lake City nicht weniger als vier Goldmedaillen in den Disziplinen Slalom, Riesenslalom, Abfahrt und Super G. Bei den Paralympics in Turin konnte er seine Goldmedaillensammlung weiter ausbauen.

Auch für Sie ist die Saison schon beendet. Welches Fazit ziehen Sie als Monoskifahrer aus dieser?

Mein Fazit fällt positiv aus. Es war eine Saison mit einer Weltmeisterschaft. Es lief noch nicht alles perfekt aber ich gewann einen WM Titel und eine Bronzemedaille. Im Gesamtweltcup war ich gut, also hätte es kaum besser laufen können.

Sie sind ja eine Monosikfahrer. Wie kam es eigentlich dazu?

Die Voraussetzung, dass man Monoskifahrer ist, dass man eine schwere Behinderung hat. Das heißt entweder eine Querschnittslähmung oder eine doppelseitige Oberschenkel-Amputation. Ich habe seit 1994 eine Querschnittslähmung und ich wollte nach meiner Behinderung wieder Ski fahren, so wie ich es vor meiner Behinderung gemacht habe. Es blieb mir nichts anderes übrig als mit dem Monoski das Fahren eigentlich wieder neu zu erlernen. Erst machte ich es als Breitensport und dann entwickelt sich der Leistungssport.

Waren Sie auch vor der Verletzung professioneller Ski alpin Fahrer?

Professionell nicht, aber ich war ein guter Freizeitsportler.

Wie schwer ist das Training als Monoskifahrer mit dem Reisen zu Orten usw.? Ist es schwieriger als ohne Behinderung?

Nein, ich denke nicht. Sicher hat man mal ein paar Barrieren zu überwinden. Mit dem Rollstuhl ist es im Winter zum Beispiel nicht einfach. Aber im Großen und Ganzen ist das alles machbar.

Wie kamen Sie als Kind zum Alpinen Sport?

Ich komme ja aus Traunstein. Wenn man in so einer Region groß wird, dann lernt man einfach Ski fahren beim Nachbarn hinter dem Haus. Das alles entwickelt sich dann weiter.

Wie verläuft bei ihnen das Sommertraining? Was wird trainiert und was ist der Unterschied zu unbehinderten Sportlern?

Der Unterschied zwischen behinderten und nicht behinderten Sportlern ist eigentlich kaum vorhanden. Wir beginnen mit der Leistungsdiagnostik dann machen wir Grundlagenausdauertraining genau so auch Kraftausdauer. Dann geht es mit den einzelnen Trainingsphasen bis zum Herbst weiter. Bis man sich anschließend über die Schnellkraft die Wettkampfhärte holt.

Was gibt es für Trainingslager in den nächsten Monaten und was wird dort trainiert?

Wir machen entweder Skitraining auf dem Gletscher und in der Skihalle oder wir machen Konditions- bzw. koordinatives Training mit dem Handbike, Kajak fahren und alles Mögliche, je nachdem welche Möglichkeiten wir gerade haben oder was angesagt ist.

Wann finden Lehrgänge bei ihnen statt?

Ich trainiere ja als Mitglied des Deutschen Paralympic-Ski-Teams mit der Mannschaft. Wir hatten zum Beispiel einen Konditionslehrgang Mitte Mai in München. Der nächste Lehrgang ist im Juli in der Skihalle und eventuell, je nachdem wie die Verhältnisse sind, auf dem Gletscher. Wir trainieren bei Lehrgängen immer vier bis fünf Tage wie bei nicht behinderten.

Wie verläuft so ein kompletter Lehrgang wie in München?

In dieser Jahreszeit schauen wir das erste Mal mit der Leistungsdiagnostik wie der Fitnesszustand ist. Dann gehen wir mal in den Kraftraum und trainieren Kraft. Da versucht man sich, ein spezielles Kraft-Trainingsprogramm zusammen zu stellen, das man dann eben auch daheim umsetzen kann in der Zeit wo man alleine für sich trainiert und eben keine Mannschaftslehrgänge hat. Außerdem waren wir noch Kajakfahren an der Ruderregattastrecke in Oberschleißheim, aber genauso sind wir mit dem Handbike unterwegs gewesen.

Sie sind auch ein Vorbild für andere Monoskifahrer. Sehen Sie sich selber in dieser Position für z. B. jüngere Athleten?

Ob ich eine habe, das weiß ich natürlich am wenigsten. Das wissen eher viele außen stehende. Aber ich bin mir sicher, dass ich durch die großen Erfolge eine gewisse Vorbilderfunktion besitze. Ich denke, es ist auch wichtig, dass man junge Leute oder Leute, die irgendwie ein Handicap haben motiviert Sport zu treiben. Es muss nicht immer gleich Leistungssport sein, denn in den kann man auch nur rein wachsen. Wichtig ist, dass die motiviert sind Breitensport zu betreiben.


Am Montag den 29.06.: Interview mit dem Deutschen Sprinter Josef Wenzl


Was sind ihre Ziele für die nächste Saison und speziell die Olympischen Spiele?

Wenn man bei Olympia dabei ist, dann ist natürlich ein Medaillengewinn das große Ziel. Über dieses Ziel gibt es nichts drüber zu reden, es ist fix.

Wie muss man sich einen Tagesablauf bei ihnen wie z.B. bei einem Olympiawettkampf vorstellen?

Gegen halb sechs stehe ich auf. Dann halb sieben Frühstück. Um sieben oder halb acht geht es dann meistens schon auf die Piste um sich ein wenig einzufahren. Es folgt die Laufbesichtigung und der Start vom ersten Durchgang. Anschließend haben wir Pause bevor der zweite Durchgang folgt. Ende ist meistens um 14 oder 15 Uhr. Eventuell bin ich im Anschluss noch bei der Siegerehrung. Danach geht es meist zurück in das Quartier. Man geht in den Skikeller und bespricht mit dem Servicemann die Ski für den nächsten Tag und wie sie an diesem Tag gelaufen sind. Danach macht man sich locker oder ein wenig Sport. Man duscht sich, isst zu Abend, macht die Mannschaftsbesprechung und anschließend ist es dann meistens um neun oder halb zehn und der Tag ist vorbei. Der Tag hatte auch 15 oder 16 Stunden und somit nicht wenig.

Spielt bei ihnen auch das Material eine Rolle? Entwickeln Sie das auch weiter oder haben sie da keine Einwirkungen drauf?

Das Material spielt eine große Rolle. Erstmal haben wir ja ganz normale Ski, wie nicht behinderte auch. Das heißt die Härte vom Ski, das Feintuning und das Kantentuning muss hundertprozentig passen. Der Monoski muss auch gut sein und die Sitzschale, in der ich sitze, muss dann auch richtig eng sein wie der Skischuh von einem nicht behinderten. Umso besser sowas optimiert ist, umso höher sind dann auch die Erfolgsaussichten.

Was würden Sie bisher in ihrer Karriere als ihren größten Erfolg bezeichnen?

Mein größter Erfolg war sicher das Gesamtabschneiden bei den Paralympics 2006 in Turin, wo ich drei Goldmedaillen gewonnen habe. Der größte Erfolg im einzelnen war denke ich die erste Paralympische Goldmedaille, die ich in meinem Leben gewonnen habe. Diese hat mich auch besonders gefreut. Es war der Abfahrtssieg in Salt Lake City 2002.

Wissen Sie schon, was sie nach ihrer Karriere machen werden? Arbeiten Sie vielleicht auch als Trainer, um ihre Erfahrungen weiter geben zu können?

Ich bin im Moment dabei, eine Trainerausbildung zu machen. Ob ich im Leistungssport als Trainer aktiv sein werde weiß ich noch nicht genau. Ich denke, es gibt auch Herausforderungen im Breitensport oder im Nachwuchsbereich. Wie intensiv ich das mache weiß ich noch nicht, aber es gibt immer wieder Aufgaben, die mich nach meiner Karriere fordern.

Wie denken Sie, kann man Monoskifahren bekannter machen? Denken Sie, dass man auch so bekannt werden kann wie die nicht behinderten?

Nein, die Popularität werden wir nicht erreichen. Auf der anderen Seite ist unser Sport bekannter als viele nicht behinderten Sportarten. Das ist auch schon ein gewisser Erfolg. Je mehr uns die Medien wohl gesonnen sind und über unsere sportlichen Leistungen berichten, umso mehr Leute erreicht man. Das heißt die Medien haben natürlich einen großen Anteil daran wie populär unser Sport in Zukunft werden wird.

Was machen Sie gerne neben den Ski fahren in ihrem Privatleben?

Wenn ich Zeit habe außerhalb des Training bin ich oft in der Natur unterwegs mit dem Bike, was natürlich auch immer einen Trainingseffekt hat und auf der anderen Seite schraube ich gerne immer an alten Autos oder Motorrädern herum und fahr auch gerne mal über Passstraßen mit einem Oldtimerauto.

In welchen Trainingsgruppen trainieren Sie und gibt es da auch Freundschaften zwischen ihnen und anderen Sportlern?

Wir haben ein sehr gutes Verhältnis in unserer Mannschaft im Deutschen Paralympic-Ski-Team. Ich habe auch gewisse Athleten, mit denen ich mich besser verstehe und mit denen ich auch außerhalb der Lehrgänge so trainiere. Im Winter trainiere ich in Bischofswiesen im Bundesleistungscenter für Ski Alpin mit nicht behinderten Mannschaften. Da ist es bei uns in der Region ziemlich locker und es herrscht ein gutes Verhältnis zwischen den Sportlern und Sportarten, sodass man sich gegenseitig hilft und auch den Kontakt hat.


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