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Interview mit Karl Angerer: "Sie war einfach anders als alle anderen"
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25.09.2009

Interview mit Karl Angerer: "Sie war einfach anders als alle anderen"

Info: Weitere Sportlerinterviews und Terminplan
Autor: Johann Reinhardt
Bericht: Anschub-Test der Bobsportler und Skeletonis: Angerer, Göthner und Martini vorne - Huber auf Weltklasseniveau


Für ein Interview stand LiVE-Wintersport.com der Bobpilot Karl Angerer zu Verfügung. Er betreibt seit 1999 Bobsport und startete 2003 erstmals international bei Juniorenweltmeisterschaften. Im letzten Winter siegte der 30-jährige bei zwei Weltcuprennen außerdem gewann er Bronze bei den Europameisterschaften. 2007 holte er Gold mit der Mannschaft. Angerer, welcher Vater einer Tochter ist, beantwortete im Interview unter anderem Fragen über private Dinge, seine Ziele und wie er überhaupt zum Bobsport kam.

Wie kommt es, dass Sie im großen und kleinen Schlitten vorne dabei sind und nicht nur bei einer Disziplin? Mögen Sie trotzdem etwas lieber, wenn ja warum?

Es gibt im deutschen Verband nur eine Kombinations-Wertung aus 2er und 4er, deshalb muss man in beiden Disziplinen vorne sein. Ich fahre beide Disziplinen gerne.

Läuft, da Sie in beiden Disziplinen unterwegs sind, in der Sommervorbereitung etwas anders? Wie verläuft diese?

Eigentlich nicht. Wir trainieren meist 6 Tage die Woche am Vormittag und Nachmittag. Unser Training besteht hauptsächlich aus Lauf, Kraft und Sprungtraining. Leider können wir nicht gemeinsam trainieren, da wir zu weit auseinander Wohnen. Wir stimmen unsere Trainingspläne grob aufeinander ab und treffen uns regelmäßig zum Anschubtraining ( Anschubbahn auf Tartan oder Eis ), wo wir den Start und den Einstieg trainieren.

Wie waren Sie mit der letzten Saison zufrieden? Was lässt sich noch verbessern?

Ich war sehr zufrieden, besonders im 4er Bob (Weltranglisten 4´ter und bester Deutscher). Schade war der Stürz bei der WM in Lake Placid, wir waren dort sehr schnell unterwegs. Im 2er lief es nicht ganz so gut, dort hatte ich noch einige Materialprobleme. Ich denke wir haben von unseren Fehlern gelernt, und sind schon fleißig am tunen.

Nach welchen Kriterien werden die Anschieber ausgesucht?

Dies ist sehr schwierig, es müssen sehr schnelle aber auch nicht zu leichte Leute sein. Meist kommen sie aus der Leichtathletik. Sie müssen auch einiges wegstecken können, so eine Bobfahrt ist nicht ohne.

Was sind ihre Ziele für die nächste Saison?

Olympia, was sonst! Wir haben diese Saison sehr gute Chancen uns für Olympia zu qualifizieren und diese wollen wir auch nutzen.

Welche Rolle spielt das Material und wie wird es weiter entwickelt?

Eine sehr große, man kann sagen ein drittel bestimmt das Material. Ohne gutes Material hat man im Weltcup keine Möglichkeit vorne mitzufahren. Dies macht den Sport leider auch sehr kostspielig. Ein guter Bob kostet ca. 50.000 €, ein Satz Kufen ca. 8.000 €. Wir Piloten sind ständig daran das Material weiter zu entwickeln, wobei das Finanzielle dies meist eingrenzt. Es gibt einige Institutionen mit denen wir eng zusammenarbeiten (z.B. FES ). Dort wird ständig versucht den "perfekten" Bob oder Kufen zu entwickeln.

Was sind die Ziele für die nächsten Jahre?

Meine Ziele sind es im Weltcup konstant vorne dabei zu sein. und natürlich die Qualifikation für Olympia.

Was war warum bisher ihr größter Erfolg?

Ich komme aus sehr einfachen Verhältnissen, ich habe erst mit 19 Jahren mit Sport begonnen, deshalb denke ich, was ich bisher geleistet habe war alles ein großer Erfolg. Der größte Erfolg war mit Sicherheit der Weltmeistertitel mit der Mannschaft 2007 in St. Moriz, sowie diese Saison die Bronze Medaille bei der EM, ebenfalls in St. Moritz. Für mich persönlich war der Weltcupsieg dieses Jahr am Königssee das schönste Ereignis. Es war ein sehr spannendes Rennen, meine ganze Familie, viele Freunde und Bekannte waren dort. Am Königssee ganz oben auf dem Treppchen zu stehen und die Nationalhymne zu hören war ein ganz besonderes Gefühl.

Wie kam es dazu, dass Sie Bobprofi geworden sind?

Eigentlich wollte ich aus Spaß nur einmal mit einem Bob mitfahren, das wurde wohl vom damaligen bayrischen Landesverbandtrainer Hans Wimmer falsch verstanden. Ich kam zur Bahn am Königssee, fuhr eine Fahrt an der Bremse mit und danach ging's an die Lenkseile. Von dem Moment an packte mich die Sucht und ich war Bobfahrer. Das war im Winter 1999. Nach dem ich 2003 Vize Juniorenweltmeister wurde, kam ich im gleichem Jahr zur Bundeswehr in die Sportfördergruppe. Von diesem Zeitpunkt an konnte ich professionell trainieren und arbeitete mich in die Weltspitze vor.

Wie wird man überhaupt Pilot und nicht Anschieber?

Das ist eigentlich immer verschieden, manche steigen gleich als Pilot ein, die anderen als Anschieber und wechseln später.

Was mögen Sie bzw. mögen sie überhaupt nicht?

Ich bin jemand der seinen eigenen Weg geht. Es ist mir sehr wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein und zu seiner Meinung zu stehen. Auch wenn mir das schon oft Ärger eingehandelt hat.

Was ist warum ihre Lieblingsbahn?

Eigentlich Cortina (Italien), die Bahn gibt es leider seit letztem Jahr nicht mehr. 2005 hatte ich auf dieser Bahn einen schweren Stürz bei dem ich mir den Halswirbel brach und nur knapp an einer Lähmung vorbei kam, aber trotzdem beeindruckte mich diese Bahn immer wieder. Sie war einfach anders als alle anderen. Die Bahn liegt mitten in den Bergen und hat besondere Kurveneigenschaften, auch die Leute die an der Bahn arbeiteten waren super.

Warum werden Sie auch in den nächsten Jahren weiter erfolgreich sein?

Ich weiß was ich will, konzentriere mich auf mich selbst und nicht auf die Anderen.

Mit wem würden Sie gerne für einen Tag das Leben tauschen?

Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden und möchte mit keinen tauschen.

Mit wem verstehen Sie sich am besten im Weltcup?

Eigentlich mit allen. Da mein Englisch sehr schlecht ist, unterhalte ich mich meist mit den Österreichern und Schweizern. Im deutschen Lager mit Thomas Flohrschütz, ich duelliere mich schon seid ca.5 Jahren mit Ihm und das wird wahrscheinlich auch solange ich Bobfahrer bin so bleiben. Solange das alles fair abläuft macht es auch Spaß. Außerdem ist Thomas ein guter Athlet und kann sehr gut Bob fahren.

Was bedeutet es für Sie, für Deutschland an den Start zu gehen bei einem Großereignis?

Es macht mich sehr stolz und entschädigt für alle Mühen und Ärger.

Auf was müssen Sie als Profi verzichten? Was machen Sie in der Freizeit?

Im Endeffekt darf ich mich nicht beschweren mit meinem Sportlerleben. Am schwersten fällt mir immer die lange Trennung von meiner Familie, dies ist nicht einfach für mich. Auch der Freundeskreis hat sich stark verkleinert, weil man so oft unterwegs ist und auch keine Wochenenden oder Feiertage hat. Meine Hobbys sind Angeln und alte Motorräder. Ich verbringe meine Freizeit meist mit meiner Familie, mit meiner Frau und meiner 3 jährigen Tochter.

Wie verlief es als Kind mit der Schule?

Meine Schulzeit war sehr schön, aber nicht so erfolgreich. Ich ging zur Hauptschule und habe diese mit einem Hautschulabschluss abgeschlossen. Ganz gut war ich in Sport und in Mathe, eher schlecht in Englisch. Danach machte ich eine Ausbildung zum Zimmerer, das machte mir auch sehr spaß.

LiVE-Wintersport.com bedankt sich für das Interview und wünscht viel Erfolg für die Olympiasaison sowie möglichst viel freie Zeit mit der Familie.

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Karl Angerer
Karl Angerer


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