<< älterer Bericht   | Start |  neuer Bericht >>
Start > Interviews
Spezial Interview mit Herbert Fritzenwenger, Teil 2: "Ich kann ein Verbrechen nicht freigeben und sagen macht was ihr wollt, nur weil ich nicht immer alle erwische"
Suchen Interviews Kategorie  Interviews
10.11.2009

Spezial Interview mit Herbert Fritzenwenger, Teil 2: "Ich kann ein Verbrechen nicht freigeben und sagen macht was ihr wollt, nur weil ich nicht immer alle erwische"

Info: Weitere Sportlerinterviews und Terminplan
Autor: Johann Reinhardt


Nach dem gestrigen ersten Teil kommt nun der zweite Teil des Interviews mit Reporter Herbert Fritzenwenger. Nun spricht der zweifache WM Bronzemedaillengewinner mit der Staffel, der 1984 sein Debüt im Weltcup gab, über die World Team Challenge auf Schalke sowie das Thema Doping.


Interview mit Herbert Fritzenwenger: Teil 1 | Teil 2


Die Biathlon World Team Challenge ist in diesem nächsten Jahr wieder. Gab es schon Zusagen oder Absagen wegen den Olympischen Spielen?

Natürlich gibt es immer wieder Überlegungen, da Olympia kommt. Das war vor vier Jahren und auch davor so. Die World Team Challenge findet jetzt schon zum 16. Mal statt und war zuvor viele Jahre in Ruhpolding. Also ist dieses Thema immer wieder da. Wir haben auf alle Fälle kürzlich eine Zusage von Kati Wilhelm und Michael Rösch bekommen. Die beiden Titelverteidiger Oksana Khvostenko und Andryi Deryzemlya sind dabei. Auch die beiden Franzosen Vincent Defrasne sowie Marie Laure Brunet sagten mir zu. In diesem Jahr werden auch einige Österreicher starten, allerdings nicht mit einer Frau aus Österreich gemeinsam. Aber ich versuche gerade die Pärchen zusammen zu setzen. Eva Tofalvi und Christoph Sumann laufen auf alle Fälle zusammen. Außerdem hoffe ich, dass Darya Domracheva gemeinsam mit Dominik Landertinger läuft. Das Feld ist also hochkarätig. Ole Einar Björndalen wird wahrscheinlich nicht mit machen. Er hat auch im letzten Jahr nicht mit gemacht, dies tut der Veranstaltung aber keinen Abbruch. Die Veranstaltung ist natürlich am Sport aufgehängt, aber es finden auch viele Dinge für die komplette Familie neben dem Biathlon statt. Wir haben soviel gute Athleten, dass wir auch ein paar krankheitsbedingte Ausfälle, die natürlich auch noch kommen werden, verkraften können.

Am Dienstag den 17. November: Interview mit Herbert Cool über sein Training mit den USA, seine Ziele und die nächsten Wochen

Wie kam die Idee für das Organisieren von Mixed-Staffeln und der World Team Challenge?

Die Idee kam mir schon kurz nach meiner aktiven Zeit. Ich habe gesagt, wir müssen den Biathlonsport voran bringen. Damals gab es eben nur Einzel, Sprint und Staffel. In der Staffel bestimmen eben Russland, Deutschland und Norwegen das Geschehen und sonst gab es überhaupt niemanden der in den Dreikampf eingreifen konnte. Da habe ich überlegt, wie man die Chancen von anderen Nationen auf eine gute Platzierung weiter erhöhen kann. Zwei Männer und zwei Frauen sind leichter zusammen zu bekommen als vier Männer oder vier Frauen damals. Ich habe mir dann gesagt, probieren wir das mit dem Mixed einmal aus und lassen eine Frau und einen Mann zusammen starten. Das war sofort attraktiv. Es hat lange Zeit gedauert, aber die Mixed-Staffel hat gute Chancen in Sotschi olympisch zu werden. Dann hätte ich mein Ziel auf Umwegen doch erreicht.

Sie gründeten 2003 das Herbert Fritzenwenger Sportconsulting. Was sind dort ihre Aufgaben?

Letztendlich wickle ich alle meine Tätigkeiten über meine Firma ab. Ich bin eingetragener Kaufmann, das heißt ich mache die Verträge mit Schalke und mit dem Deutschen Skiverband über diese Firma. Ich bin sozusagen Inhaber, Geschäftsführer und Angestellter zugleich. Es ist eine Einzelfirma und da werden meine ganzen Tätigkeiten einfach finanziell abgewickelt.

Wie kam es dazu?

Wenn man selbstständig ist, braucht man eine eigene Firma. Ich war früher in der F&F GmbH, die auch mir und zwei anderen Gesellschaftern gehörte, Geschäftsführer. Leider haben damals zwei große Sponsoren ihre vertraglich zugesicherten Zahlungen nicht getätigt und wir mussten diese Firma aufgeben. Daraus hat sich dann eben ergeben, dass ich eine eigene Firma für mich ganz alleine gemacht habe. Aus der F&F GmbH hat sich dann HF Sportconsulting entwickelt.

Sie sind nun auch im Golfbereich tätig. Was sind dort ihre Aufgaben?

Ich bin geschäftsführender Präsident, also bin ich für alles was in diesem Golfclub passiert verantwortlich. Ich kümmere mich zusammen mit dem Schatzmeister um die Geschäfte. Ich bin für das Marketing, die Mitgliedergewinnung, die Turnierorganisation und die Platzverwaltung zuständig, also um alles was es rund um den Golfsport hier zutun gibt im Golfclub Ruhpolding.

Was interessiert Sie so am Golf und wie kamen sie überhaupt dazu?

Ich habe mir im Jahr 2000 mein Bein derart schwer gebrochen, dass ich keinen Sport mehr betreiben konnte. Ich wollte aber trotzdem im Verein noch irgendwas machen und bin auf das Golf spielen gekommen. Golf ist ähnlich wie Biathlon. Man muss hoch konzentriert sein, um wirklich im richtigen Moment den Ball zu treffen oder den Schlag zu setzen. Insofern ist es sehr viel mentale Stärke die benötigt wird und das hat mit Biathlon zutun.

Sie sind Reporter. Dürfen Sie da auch Lieblingsbiathleten haben?

Ich habe natürlich Lieblingsbiathleten. Alle Athleten der Deutschen mag ich sehr. Ich hoffe, dass sie auch in dieser Saison wieder sehr erfolgreich sein werden. Ich bin natürlich ein Fan der sportlichen Leistungen eines Ole Einar Björndalen. Das muss man bewundern, das ist klar. Es gibt vielleicht keinen Athleten in irgendeiner Sportart, der so etwas hervorragendes geleistet hat wie Ole Einar.

Björndalen sowie die Deutschen oder Emil Hegle Svendsen gehören zu den Favoriten bei Olympia. Gibt es auch Athleten, die bisher noch nicht so in Erscheinung traten, bisher eher unbekannt waren und in diesem Jahr aber trotzdem um Medaillen mit kämpfen können?

Weil sie unbekannt sind, sind sie ja auch mir unbekannt. Aber ich hoffe sehr, dass sich unsere jungen Deutschen Athleten durchsetzen können. Die Olympiaqualifikation ist natürlich etwas anderes, aber ich sehe sehr viel Potenzial in Simon Schemp. Das ist ein Bursche, der uns sicherlich noch viel Freude bereiten wird. Wenn nicht in dieser Saison, dann in der Zukunft.

Wer sind dann neben den üblichen Favoriten, den Russen, Deutschen und Norwegern, die Hauptfavoriten?

Die Österreicher bei den Herren natürlich. Dominik Landertinger, Simon Eder und Christoph Sumann sind Spitzen-Athleten. Tomasz Sikora ist im letzten Jahr Zweiter im Gesamtweltcup geworden, den darf man auch nicht vergessen. Favoriten gibt es im Biathlonsport soviel, dass es eigentlich müßig ist die alle aufzuzählen.

Was machen Sie in ihrer Freizeit, wenn sie nicht im Golfclub arbeiten oder im Biathlonstadion sind?

Dann spiele ich Golf oder fahre Mountainbike, aber in erster Linie spiele ich selber Golf. Außerdem verbringe ich mit meiner Familie die restliche Zeit.

Was sind ihre Ziele für die Zukunft?

Mein Ziel ist, dass der Golfclub finanziell gesund und erfolgreich ist sowie eine der schönsten Anlagen in Bayern wird. Außerdem ist mein Ziel, dass wir in unserem Bundesstützpunkt in allen Disziplinen sehr erfolgreich sind und der Wettkampf auf Schalke noch möglichst lange läuft. Aber mein größtes Ziel ist, gesund zu bleiben.

Wie verlaufen bei ihnen die nächsten bis zum Weltcupstart?

Jetzt wird erstmal hier noch der Golfsport abgewickelt, die Athleten fahren nun alle nach Skandinavien. Dann wird es im November vielleicht etwas ruhiger und ich kann ein wenig für mich selbst Sport treiben. Dann werde ich ein wenig Zeit meiner Familie widmen und bin dann ab Anfang Dezember unterwegs.

Wie stehen Sie zum Thema Doping im Sport?

Doping ist hundertprozentig zu verurteilen und es darf sich nie im Leben durchsetzen, dass Doping freigegeben wird. Der Sport hat eine Vorbildwirkung und wo kämen wir hin, wenn wir zum Beispiel Straftaten freigeben würden, wenn wir sie nicht verfolgen können. Ich kann ein Verbrechen nicht freigeben und sagen macht was ihr wollt, nur weil ich nicht immer alle erwische. Man muss Doping verfolgen, so gut so gut und intensiv es geht, mit aller Kraft und Energie. Dann bleibt man auch glaubwürdig als Sport. Aber es gibt immer schwarze Schafe in der Gesellschaft, nicht nur im Sport. Der Sport ist ja nur ein Spiegel unserer Gesellschaft und daher gilt es wie bei der Verbrechensbekämpfung, einfach immer weiter zu machen und die höchstmögliche Aufklärung zu erreichen.

Würden Sie sagen, die Strafen sind gerecht oder müssten sie erhöht werden?

Die Strafen müssen aus meiner Sicht ganz klar angezogen werden. Es müsste eine Sperre beim ersten Mal schon für vier Jahre geben. Es müssten auch die Verbände bestraft werden, das heißt, wenn ein Athlet erwischt wird, hat die Nation einen Startplatz weniger. Bei einer Sperre von zwei Athleten, dann halt zwei Startplätze weniger solange wie auch die Sperre dauert. Dann überlegen sich die Nationen genau, was sie machen. Beim zweiten Mal Dopen eine lebenslange Strafe zu bekommen, ist für mich sowieso keine Frage.

Würden Sie sagen, dass die Deutschen Athleten kein Doping verwenden?

Man kann für niemanden die Hand in das Feuer legen. Ich weiß ja nur für mich, was ich zu mir nehme, esse und trinke. Deshalb kann man für keinen Athleten dieser Welt die Hand in das Feuer legen. Die Hoffnung ist aber natürlich groß, dass unsere Deutschen Sportler frei von Doping sind.

Viele denken, dass es in ihrer aktiven Zeit früher viel Doping gab. Wurden Sie selber mal darauf angesprochen?

Ich war selber in einen Dopingfall indirekt verwickelt gewesen. Zwei Teammitglieder meiner Staffel waren positiv während der WM 1986 in Oslo. Doping gab es also auch damals schon. Besonders der Ost-West Konflikt, der kalte Krieg schürte dieses Vorgehen. Das hat sich seit der Wende alles etwas relativiert. Dann war es nicht mehr so der Kampf der Systeme. Im Profisport gab es Doping schon vor 50 und vor 100 Jahren. Die Radsportler dopten schon immer. Auch die Basketballer und Baseballspieler hatten vor 30 und 40 Jahren schon mit Doping zu tun. In den Disziplinen Biathlon und Langlauf ist es schon besser geworden. Dopingfrei sind wir nicht, das sehen wir immer wieder. Alles andere wäre blauäugig. Aber damals zu meiner Zeit wurde auch ganz klar gedopt.

Wie verläuft bei ihnen ein Tag als Reporter bei zum Beispiel Olympia?

Das hängt dann natürlich von der Startzeit der Rennen ab. Aber wenn wir um 09:15 Uhr Ortszeit in Vancouver starten, dann werde ich spätestens 2 Stunden vorher auf der Anlage sein. Oft bin ich noch eine halbe Stunde früher da, um zu recherchieren und zu sehen was es Neues gibt. Dann wird sich in der Redaktion besprochen, das dauert ungefähr eine halbe bis dreiviertel Stunde. Danach gehe ich noch einmal raus und schaue zu den Athleten oder Trainern. Eine halbe Stunde vor Sendebeginn geht man dann in die Kabine um eine letzte akustische Probe zu machen und zu testen, dass auch alle Mikrophone funktionieren und die Kopfhörerverbindungen passen. Dann bespricht man sich noch mit dem Kollegen und versucht locker zu bleiben. Auch hier ist natürlich eine gewisse Anspannung immer da, das muss ja auch sein.

Wir bedanken uns bei Herbert Fritzenwenger für das Interview und wünschen ihn viel Erfolg und vor allem Gesundheit in den nächsten Jahren!

Bei LiVE-Wintersport aktiv mitmachen?

Herbert Fritzenwenger
Herbert Fritzenwenger

Herbert Fritzenwenger beim Rennen am Holmenkollen
Herbert Fritzenwenger beim Rennen am Holmenkollen


Dein Kommentar
Ihr Name:
Ihre E-Mail:
Titel:
Text:
Sicherheitscode:
 
Zum Seitenanfang von für Spezial Interview mit Herbert Fritzenwenger, Teil 2: "Ich kann ein Verbrechen nicht freigeben und sagen macht was ihr wollt, nur weil ich nicht immer alle erwische"
LiVE-Wintersport bei Facebook
LiVE-BOX
--> LiVE-BOX Sponsor
SWISS KARTING LEAGUE

Wintersport Suche

LiVE-CUP TiPPSPiELE

keine neuen Tippspiele

FoRUM             50!

Sport Kinderbett - 30.07.21 um 11:06 von Rennr
Live Wintersport Alternative - 26.06.21 um 12:46 von Pito
Karriereende 2019 - 16.03.21 um 16:28 von LaWeLa
"www." entfernen in der Adresse, dann klappts! - 23.11.20 um 20:40 von Happy
Zukunft des LiVE-CUP ?? - 23.11.20 um 20:33 von Happy
Namensänderungen - 23.11.20 um 20:12 von Happy
R.I.P. - 18.10.20 um 10:42 von Pito
Ski Alpin Kader der Saison 2020/2021 - 19.05.20 um 20:25 von Pito

Google Linktipps

  LiVE   News   Listen
Daten werden geladen ...
LiVE-Ticker Sponsor
Movetec Software

LiVE Wintersport Besuche 2013
Jahr: 45631329 Monat: 38581524 Heute: 38551827 Online: 60
Besuche 2012: 3.421.935 Besuche 2011: 3'833'021
Besuche 2010: 3.025.495 Besuche 2009: 2'250'283
Besuche 2008: 1'599'512 Besuche 2007: 713'739
Besuche 2006: 488'437 Besuche 2005: 40'472