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Langlauf Saisonvorschau 2009/2010
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14.11.2009

Langlauf Saisonvorschau 2009/2010

Autor: Sascha Witzke


Wie auch in allen weiteren Wintersportarten steht die Saison 2009/2010 auch bei den Skilangläufern im Zeichen der Olympischen Spiele in Vancouver. Für die Cracks zählt in erster Linie Edelmetall um eine den eigenen Erwartungen entsprechende Saison zu absolvieren. Für die DSV-Topläufer bedeutet Vancouver vielleicht die letzte Chance um olympisch zu glänzen. Schließlich sind Teichmann, Angerer und Co. mittlerweile im besten Langlaufalter. Vier Jahre später wird die „goldene Ära“ nicht mehr vollständig am Start sein.
Bei den Damen gelten mit einer Polin und einer Slowenin zwei Starterinnen aus eher jungfräulichen Langlaufnationen zu den größten Medaillenanwärterinnen.
Im Herrenbereich blicken alle gespannt auf Dreifach-Weltmeister Petter Northug. Norwegens aufmüpfiger Wunderknabe stellt an sich selbst allerhöchste Ansprüche. Mehrfach Gold ist einkalkuliert.


Alles programmiert auf Tag x

Gesamtweltcupsieger und TdS-Triumphator Dario Cologna war in der vergangenen Saison ein Paradebeispiel. Wer die ganze Saison in überragender Manier betreitet, dem kann es passieren, dass er bei einem oder im schlechtesten Falle bei „dem“ Höhepunkt der Saison die Puste ausgeht. Gerade in einer olympischen Saison will natürlich jeder ein solches Szenario verhindern. Es gilt Prioritäten zu setzen.
Den Gesamtweltcup zu geweinnen hat immer einen besonderen Reiz, weil ein solcher Erfolg die Würdigung der Konstanz über eine komplette Rennserie beinhaltet.
Die TdS mit ihrem Schlussanstieg zur Alpe Cermis gilt als Tour de France der Langlaufasse und was diese den Radfahrern bedeutet ist unumstritten.
Bleiben die Olympischen Spiele als dritter Saisonhöhepunkt. Dieses Highlight allerdings hat einen ganz besonderen Stellenwert. Olympische Spiele gibt es schließlich nur alle vier Jahre ! Und wie heißt es so schön:

„Olympiasieger ist man ein Leben lang !“

Ein Tag genügt um sich unsterblich zu machen. Das heißt einerseits eine Riesenchance mit einem Rennen eine ganze Saison im wahrsten Sinne des Wortes zu vergolden. Andererseits spiegelt sich genau in diesem Fakt die gesamte Schwierigkeit des Unterfangens wieder. Das Training für Tag x, an dem man möglichst die Bestform bringen soll, ist daher auch stark vom Faktor Zufall beeinflusst. Eines scheint doch sicher:
Alle drei Highlights mit dementsprechenden Erfolgen hinter sich zu bringen erscheint unmöglich. Mindestens eines, wenn nicht zwei Events werden von den Topathleten mit Verachtung gestraft werden.

Norwegen wieder das Maß der Dinge bei den Herren ?

Bilanziert man die vergangenen Weltmeisterschaften in Liberec so wird klar:
Die Norweger sind weiterhin dominierend im Herrenbereich. Die Spezialisierung im Sprintbereich und der überragende Petter Northug stellten die Weichen für diesen Stand der Dinge. Ola Vigen Hattestad dominierte die Sprintszene im Vorjahr wie kaum ein Spezialist zuvor. Nicht nur im Weltcup sondern auch bei den Weltmeisterschaften drückte er den Wettbewerben über die Kurzdistanz seinen Stempel auf. Somit gilt er derzeit auch als der Aspirant auf Gold im olympischen Sprint. Petter Northug zeichnet eine Fähigkeit aus, die Hattestads Parade- Trumpf ist: die Explosivität. Phänomenal erscheint an Northug jedoch, dass er es beherrscht dementsprechend zu agieren wenn er bereits 49,5 Kilometer in den Beinen hat. In Massenstartrennen hat Northug derzeit die Karten auf der Hand. Er kann die Konkurrenz belauern und sich aufreiben lassen. Er zeigt sich dann im rechten Moment voll präsent. Im Individualstart hingegen sind ihm Leute wie Piller-Cottrer, Södergren oder Teichmann meistens noch einen Tick voraus. Ungewöhnlich für einen Norweger: Northug fühlt sich in der freien Technik deutlich wohler.

Ambitionierte Herren

Im Gesamtweltcup der Vorsaison lieferte sich der Youngster einen Zweikampf mit dem jungen Schweizer Dario Cologna. Der Eidgenosse entschied sowohl den Weltcup als auch die Tour de Ski für sich und bewies hierbei eine verblüffende Ausgeglichenheit über nahezu alle Strecken. In dieser Saison wird es auch bei Cologna darum gehen die Kräfte für Vancouver zu bündeln. Die besten Aussichten dürfte er über 15 Kilometer Skating und/ oder in der Doppelverfolgung haben. Aus Schweizer Sicht hat man mit Toni Livers eventuell noch einen Joker für den Individualstart in der Hinterhand.
Wen gibt es noch zu beachten ? In der Sprintszene wird es ganz schwer den Norwegern ein Schnippchen zu schlagen. Schließlich wird der Einzelsprint in Vancouver im klassischen Stil bestritten. Neben Hattestad stehen mit Kjoelstad, Dahl, Glörsen, Pettersen nur einige von etlichen Hochkarätern zur Verfügung. Nicht zu vergessen ist der Sprintweltmeister von 2007: Jens Arne Svartedal zählt zu den erfolgreichsten verbliebenen Athleten im Feld.
Von der Kompaktheit het könnten die Schweden da am ehesten mithalten mit der norwegischen Übermacht. Ein Auge sollte man auf Emil Jönsson haben, auch der Titelverteidiger von Turin (wenn auch im freien Stil) Björn Lind wird nach einer durchwachsenen Saison wieder einiges vorhaben.
An sonsten muss man über die Sprintdistanzen abwarten inwiefern sich ein Einzelkämpfer wie Rotchev 2005 gegen die skandinavische Dominanz stemmt.
Über die längeren Distanzen gibt es neben Northug und Cologna dagegen ein buntes Feld an Medaillenanwärtern. Auch für Behles Buben steht Vancouver im Fokus. Nach vielen Erfolgen im Weltcupbereich in den letzten Jahren gilt es noch einmal einen großen Coup bei einem Großereignis zu landen. Jeder im Kreise der Athleten des DSV weis, dass eine Goldmedaille mit der 4 x 10 Kilometer-Staffel das i-Tüpfelchen einer besonderen deutschen Langlauf-Generation wäre. Zudem rechnen sich Teichmann und Angerer vor allem Chancen in Doppelverfolgung und Individualstart aus. Filbrichs große Stunde könnte über die 50 Kilometer schlagen.
Im norwegischen Lager gehören mit Hjelmeset und Svartedal die Routiniers zu den Mitfavoriten über die Marathon-Strecke.
Über die 15 Kilometer Freistil kann man mit tempoharten Leuten wie Vittoz, Södergren und Piller-Cottrer rechnen. Ob sich die russische Armada nach einer mäßigen Saison und der Doppingaffäre um Dementiev mit ihren Topläufern Legkov und Rotchev wieder in alter Stärke präsentieren kann, ist fraglich.
Im Vergleich zu 2007/2008 lief das letzte Jahr auch für Lukas Bauer weniger erfolgreich. Der Tscheche konnte auch bei der Heim-WM nicht den erwünschten Coup landen. Dennoch zählt er weiterhin zu den Topkandidaten auf Edelmetall in Vancouver.
Nicht zu vergessen sind die estnischen Klassikspezialisten Veerpalu und Mae. Über die 50 Kilometer muss man sie im Kalkül haben, allein aufgrund ihrer großen Erfahrung. Das gilt auch für den Olympiasieger Giorgio Di Centa, der dieses Mal allerdings größere Erwartungen in der Doppelverfolgung hegen dürfte.

Es ist also wie vor jeder Saison. Besonders im Herrenbereich gibt es viele Kandidaten für die begehrten Plätze. Selbst die, mit denen man im Moment noch nicht rechnet, müssen ja ins Kalkül gezogen werden. Die Kanadier z.B. mit ihrem sprintschnellen Devon Kershaw und Ausdauerspezialist Aley Harvey sind mittlerweile auch so frech sich ins Gespräch zu bringen. Schließlich genießen sie den Heimvorteil und kennen die Strecken bestens.

Die Kraftpakete dominieren bei den Damen

Bei den weiblichen Langlaufassen ist die Situation derzeit auch offener als die Jahre zuvor. Eine Überfliegerin wie Bente Skari oder Marit Björgen in der Hochform von 2005 gibt es nicht. Dennoch standen einige Damen besonders häufig auf dem Podest in der Vorsaison. Da wäre zum einen natürlich die Polin Justyna Kowalczyk, die mit ihrem kraftvollen Laufstil eine Vielzahl an Erfolgen einheimsen konnte und nach aktuellem Stand der Dinge die größte Favoritin in den Distanzwettbewerben ist. Zum Ende der letzten Saison feierte sie mit dem Gesamtweltcupsieg einen historischen Triumph für Polens „kleine“ Langlaufgeschichte. Eine weitere Läuferin, die dem Typ Kowalczyk nahe kommt, ist die Slowenin Petra Majdic, die für den Klassik-Sprint als absolute Topfavoritin auf Gold gilt. Majdic, die seit zwei Jahren die Sprintrennen prägt wie keine zweite, fühlt sich im klassischen Stil auch über die Distanzen wohl.

Mannschaftlich bleiben die Finninen im Damenbereich die konstanteste Größe. Mit Kuitunen und Saarinen stellen sie vielleicht „die“ Goldmedaillenkandidatinnen schlechthin für die 30 Kilometer klassisch. Roponen und Muranen komplettieren das Quartett, das nach WM- auch Olympia-Gold einheimsen soll.
Anders als bei ihren männlichen Pendants haben Norwegens Frauen ihre Ausnahmestellung eingebüßt. Eine weiterhin schwächelnde Marit Björgen kann derzeit nicht die Rolle der Führungspersönlichkeit innerhalb der Mannschaft einnehmen. Dennoch stellt man mit Johaug und Kristoffersen zwei äußerst talentierte Läuferinnen mit Perspektive. Steira sollte über den Individualstart Medaillenoptionen haben.
Für Charlotte Kalla, die ebenfalls über diese Distanz zum engeren Favoritenkreis zählt, gilt es nach einer durchwachsenen Saison 08/09 wieder an die Traumsaison zuvor anzuknüpfen.
Nicht zu ignorieren sind die italienischen Langlaufflöhe Longa und Follis. Für die erstgenannte Longa gilt der klassische Stil als Vorliebe, während sich Sprint-Weltmeisterin Follis im freien Stil mehr ausrechnet.
Heimvorteil genießt bei den Frauen die Sprint-Olympiasiegerin der letzten Winterspiele von Turin. Allerdings hörte man danach nicht mehr allzu viel von Chandra Crawford. Zudem wird in Vancouver der Sprint klassisch bestritten. In Turin jedoch hatte sie auch niemand auf der Rechnung.
Zuletzt widmen wir uns unseren DSV-Mädels. In der Staffelkonkurrenzen von 2006,2007 und 2009 errangen Sachenbacher und Co. stets Edelmetall, obwohl die vorherigen Einzelresultate nicht darauf schließen lassen konnten. Allerdings muss man klar festhalten, dass sich der Herrenbereich wohl mehr Erwartungen machen kann. Gespannt darf man sein, ob WM-Heldin Miriam Gössner nach Liberec auch in Vancouver zum Joker wird.

Anders als in den vergangenen Jahren startet der Weltcup dieses Jahr nicht in Düsseldorf, Los geht’s einen Monat später in Beitostölen. Wie gewohnt folgt ein klassisches Wochenende in Kuusamo. Düsseldorf wird dann Anfang Dezember eingeschoben. Am Neujahrstag startet dann die Tour de Ski in deutschen Gefilden. Oberhof organisiert wie schon 2008/2009 den Auftakt der Tour.
Anfang Februar geht es dann für den Langlauftross nach Übersee, wo nach dem Weltcup in Canmore die Olympischen Winterspiele rufen. (15. – 28. Februar)

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