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Die Nordische Kombination – Ein Sport verändert sein Erscheinungsbild
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21.01.2010

Die Nordische Kombination – Ein Sport verändert sein Erscheinungsbild

Autor: Jakob Fischer


Nach etwas mehr als der Hälfte der Weltcup-Saison der Nordischen Kombinierer lassen sich bereits einige neue Trends beobachten. Die wenigsten von ihnen wirken auf den geneigten Zuschauer völlig unbekannt, viele von ihnen sind einfach nur eine Verstärkung der Entwicklungen vergangener Weltcupwinter.

Ist der Kombinationssport aus Skisprung und Langlauf früher eine Disziplin mit verhältnismäßig geringer Leistungsdichte, deutlichen Abständen und wenig taktischen Einflüssen gewesen, so hat sich dieses Erscheinungsbild in der aktuellen Saison vehement verändert.
Die Nordische Kombination stellte sich über Jahre als ein Wettkampf zweier ähnlich gewichteter Teildisziplinen, in welchen immer herausragende Athleten hervorstachen dar. Die Abstände im Bereich der Spitzenathleten waren stets sowohl auf der Schanze, als auch in der Loipe groß. Das Verhältnis der beiden Disziplinen zueinander war allerdings ausgeglichen. Es stellte keine Ausnahme dar, dass starke Skispringer, wie David Zauner, Anssi Koivuranta, Espen Rian oder Jason Lamy Chappuis mit über einer Minute Vorsprung auf die Loipe gegangen sind. Ebenso wenig überraschte es, wenn der finnische Hüne Hannu Manninen vor vier oder fünf Jahren knapp drei Minuten im Langlauf gutmachen konnte. Die Nordische Kombination war das Duell der Topspringer mit den Toplangläufern. Am Ende gewann derjenige, der in der schwächeren Disziplin die noch etwas bessere Leistung bot. Selten kam es zu taktischen Konstellationen, wie größeren Gruppen, meist funktionierte der Sport nach dem gerade dargestellten Strickmuster. Der Spannungsbogen mag zwar simpel gewirkt haben, er war jedoch gegeben: Die Zuschauer konnten via Zwischenzeiten verfolgen, ob nun der stärkere Läufer oder der stärkere Springer im Vorteil war. Die Spannung spitzte sich auf den letzten Kilometern zu und oft kam es gegen Ende der Wettkämpfe zu engen Konstellationen, manchmal auch zu Sprints. Ein Paradebeispiel dieser Funktionalität der Nordischen Kombination, die freilich in dieser Art und Weise stets nur in der Weltspitze auftrat, ist die vergangene Saison gewesen. Anssi Koivuranta, der überragende Skispringer, und Magnus Moan, der beste Langläufer im Starterfeld, duellierten sich bis zum letzten Weltcupwochenende in Vikersund um den Gesamtweltcup. Am Ende gewann der Finne, weil er ein besserer Langläufer war, als Moan Skispringer. Er übertrumpfte den Norweger also dadurch, in seiner schwächeren Disziplin stärker gewesen zu sein als der Gegner. Spezialisierung stellte in der Weltelite also stets ein sehr wichtiges Element dar um diesen Sport zu beherrschen, die Kombinationsfähigkeit war nur der zweitwichtigste Aspekt.

Neue Ausgeglichenheit in der Spitze

2009/10 ist nun aber eine Saison, in der die Grundmustern der Sportart plötzlich ihre über Jahre existierende Gültigkeit zu verlieren drohen. Die Revolution der ältesten Wintersportkombination durch Walter Hofer im Sommer 2008, sie scheint erst ein Jahr danach Auswirkungen zu zeigen.
In erster Linie verliert die Nordische Kombination ihre „Spezialisten“, die wahren Kombinierer dominieren nun diesen Sport. Unter den besten zehn des Weltcups sind mit Felix Gottwald, Björn Kircheisen, Anssi Koivuranta und Hannu Manninen nur noch vier Athleten, deren Stärken man eindeutig einer der beiden Teilsportarten zuordnen kann. 2009/10 prägen Athleten die Szene, die beide Sportarten gut miteinander kombinieren können. Tino Edelmann, Johnny Spillane und Petter Tande sind Paradebeispiele solcher Sportler. Aber auch der Gesamtweltcupführende Jason Lamy Chappuis zählt mittlerweile nicht mehr nur zu den besten Skispringern, auch im Langlauf ist er schwer zu distanzieren geworden.
Es hat sich nun schon vermehrt beobachten lassen, dass vor allem in dieser Saison die Relation zwischen Sprung und Lauf eine andere geworden ist. Die Abstände auf den Schanzen sind im Vergleich zur Vergangenheit deutlich geringer geworden. Die Spitze hat sich verbreitern können, kaum einem Athleten gelingt es die Konkurrenz zu distanzieren. Verloren früher gute Langläufer auf großen Anlagen, wie jenen von Oberhof oder Kuusamo manchmal noch 20-25 Meter, so sind es 2009/10 oft nur noch zehn Meter. Da der Umrechnungsfaktor von Punkten auf der Schanze in Sekunden auf der Loipe jedoch nicht verändert worden ist, besteht nun eine stärkere Gewichtung zugunsten des Langlaufs. Natürlich sind auch in diesem Teilbereich der Nordischen Kombination die Differenzen kleiner geworden, jedoch bei weitem nicht in vergleichbarer Art, wie beim Skispringen.
Folglich sind die zeitlichen Abstände beim Start eines Langlaufrennens auch geringer und den konditionell starken Langläufern fällt es leichter, schon binnen der halben Distanz den kompletten Rückstand gutzulaufen.
Da das Feld zeitlich komprimierter auf die Langlaufloipe geht, kommt es zu ungewohnt großen Gruppenbildungen, die man in der Vergangenheit nicht kannte. In Lillehammer war erstmals zu erkennen, dass zwei Gruppen um den Sieg kämpften. Eine 9-Mann Gruppe wurde von weiteren 14 Athleten gejagt. Erst auf den letzten 1.000 Metern kam es zu Angriffen und die großen „Laufgemeinschaften“ zerfielen. In der Ramsau bildete sich am letzten Wettkampftag nach zwei gelaufenen Runden sogar eine 24-Mann Gruppe, die erst gegen Ende langsam zerfiel. Diese Rennverläufe ändern natürlich die äußere Erscheinung eines Sports für die Zuschauer, keine Frage. Früher zogen gute Läufer sofort an den durchschnittlichen vorbei und ließen sie stehen. Diese enorme Gruppenbildung ist natürlich eine Auswirkung der immer größer werdenden Dichte in der nordischen Kombination. Die Leistungsunterschiede sind geschrumpft, nur noch an schweren Anstiegen gelingt es Topskatern sich zu lösen. Man erlebte es zwar immer schon, dass 2-3 Athleten gemeinsam laufen, der Trend zum kollektiven Gruppenlauf war aber nicht erkennbar. Die Ausnahmefiguren, die im Langlauf Minuten gutmachen verschwinden langsam von der Bildfläche. Diese Exemplare vom Schlag eines Hannu Manninen oder Magnus Moan gibt es seltener.
In der Ramsau konnte man sehen, wie riskant es ist sich frühzeitig aus größeren Gruppen abzusetzen. Felix Gottwald versuchte zwei Mal einen Vorsprung herauszulaufen, wurde beide Male jedoch gestellt. Das mag zwar auch an der Streckencharakteristik der steirischen Loipe liegen, so fällt es als Einzelner vor allem auf der flachen Abfahrt nach dem längsten Anstieg schwer einen Vorsprung gegen die jagende Meute zu verteidigen, vordergründig ist es jedoch wiederum ein Zeichen der nun schon vermehrt angesprochenen, größer gewordenen Leistungsdichte. Wer zu früh angreift, wird stehengelassen. Taktische Finesse ist gefragt.

Häufiger Zielsprints

Eine Nebenerscheinung der eben erklärten Intensivierung der Wettkämpfe und der damit in Verbindung stehenden Ausgeglichenheit zwischen den Athleten ist eine Entwicklung dahingehend, dass Kleinigkeiten an Bedeutung gewinnen. Nach den Bewerben in der schladminger Ramsau meinte ORF-Moderator Boris Jirka, die Nordische Kombination sei um einen Bewerb reicher geworden. Neben dem Skisprung- und dem Langlaufkönnen gehöre nun auch der Sprint dazu. Dass der österreichische Sportjournalist mit dieser verständlicherweise leicht überstilisierten These eigentlich Recht hat, manifestiert sich an einem Zahlenvergleich. In der Saison 2008/09 kam es nur in acht der 23 Bewerbe zu einem Sprint um den Sieg, 2009/10 war dies in den ersten neun Bewerben (Stand bis einschießlich des Weltcups in Oberhof) bisher sieben mal der Fall. Nur Lamy Chappuis gelang zum Saisonauftakt in Kuusamo ein klarer Sieg und Johnny Spillane konnte einen deutlichen Triumph in Oberhof erringen. Neben der Tatsache, dass in dieser Saison die Anzahl an Sprints um den Sieg gestiegen ist, handelt es sich oft nicht mehr nur um den Spurt zweier oder dreier Athleten, sondern manchmal sogar von vier oder fünf Kombinierern, die sich auf den letzten 300-400 Metern gegenseitig attackieren.
Für endschnelle Leute ist dies klarerweise eine positive Veränderung – Bezeichnend, dass mit Lamy Chappuis ein besonders spurtstarker Athlet die Weltcupführung innehat. Andere wiederum, wie Felix Gottwald können daraus keinen Profit ziehen – Er stand 2009/10 zwar bereits viermal auf dem Podest, seine nicht ganz so hohe Endschnelligkeit verhinderte bislang jedoch einen Sieg.
Zum derzeitigen Stand ist es unmöglich die laufende Saison bereits zu bilanzieren, einige Veränderungen lassen sich jedoch bereits erkennen. Ob bald auch wieder gute Skispringer ihre Möglichkeiten im Kampf um den Sieg erhalten, ob wir wieder deutlichere Abstände erleben oder ob doch der eingeschlagene Trend eine Weiterführung erfährt, werden die nächsten Tage und Wochen weisen.


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