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DEL und das deutsche Eishockey am Scheideweg?
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08.03.2010

DEL und das deutsche Eishockey am Scheideweg?

Info: Eishockey DEL Deutsche Eishockey Liga (März 2010)
Autor: Christoph Walter
Bericht: Die DEL frisst ihre Kinder - Das deutsche Eishockey tritt auf der Stelle


DEL – Das Bild, welches das deutsche Eishockey in der Öffentlichkeit abgibt, ist alles andere als optimal. Die DEL ist an dem Punkt angelangt, dass sie für halbvolle Eishockey-Stadien bzw. –Arenen steht, wo man hinschaut, egal ob zu den Traditionsteams aus Köln oder Mannheim, oder zu „Neueren“, wie beispielsweise Wolfsburg, überall haben die Teams mit frustrierter Anhängerschaft und somit ausbleibenden Zuschauern zu kämpfen. Einzig bei Ligaprimus in Berlin ist die Fanschaft einigermaßen zufrieden. Doch das desolate Abschneiden der im Fokus stehenden deutschen Olympia-Mannschaft hat nun endgültig das Ansehen des Eishockeys in Deutschland auf einen Tiefpunkt gebracht. Doch weder DEB noch die DEL rücken von ihrer Linie ab, sodass kaum Besserung in Sicht ist, und somit dem Eishockey droht, in Deutschland nicht mehr als eine Randsportart zu sein. Doch die breite Eishockey-Anhängerschaft liebt ihren Sport und kämpft um das Ansehen des deutschen Eishockeys. Deshalb hat sich auch Live-Wintersport Gedanken gemacht, welche Reformen und Neuerungen das Eishockey auch wieder in der allgemeinen Öffentlichkeit attraktiver machen könnten.

1. Eishockey ist ein echter Männer-Sport – Rückkehr zu kampfbetonter Spielweise
Das olympische Turnier hat jedem vor Augen geführt, wie schön und attraktiv Eishockey sein kann, wenn nicht gerade die deutsche Mannschaft im Einsatz war. Neben der technischen Raffinesse der gestandenen NHL-Spieler imponierte vor allem das flüssige Spiel ohne dauerhafte Unterbrechungen. So wird in der DEL mittlerweile nahezu jeder Check abgepfiffen und mit Strafzeit versehen, obwohl diese völlig regelkonform sind. Für viele Eishockey-Fans sind gerade die Checks, harte Zweikämpfe an der Bande und auch der ein oder andere Faustkampf das Salz in der Suppe. So ging nach Ovechkins Check gegen den großen Jaromir Jagr beim Spiel Russland gegen Tschechien ein Raunen durch das Eishockeystadion in Vancouver. Doch in Deutschland werden im Zweifelsfall Checks als Foul ausgelegt und mit Strafzeit versehen, auch Faustkämpfe werden in der deutschen Eishockeyliga mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe belegt, wohingegen in der NHL maximal eine 5min Strafe erhoben wird. Auch in der aufstrebenden russischen Kontinentalliga ist man zur Erkenntnis gekommen, dass Checks und kämpfende Spieler Eishockey von anderen Ballsportarten abheben und attraktiver machen. Dagegen wird in Deutschland weiter nach dem Motto verfahren, dass weniger Härter gleichbedeutend damit ist, dass vermehrt Familien den Weg in die Eishockeyarenen finden. Doch wer sich die Zuschauerzahlen anschaut dürfte bemerken, dass dem nicht so ist. Zumal die ohnehin wenig zahlungskräftige Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen aufgrund der zahlreichen Wochentagsspiele und späten Anstosszeiten immer seltener den Weg zu den Eishockeyspielen findet.

2. Hauptrunden verkürzen –Attraktivität der Hauptrunden-Spiele steigern
Die ewig lange Hauptrunde minimiert den sportlichen Wert der einzelnen Spielbegegnungen. Man kann zwar dagegen halten, dass die NHL trotz einer noch längeren Hauptrunde ebenfalls attraktiv bleibt, allerdings dürfen dann in Deutschland nicht immer wieder Spieler, Trainer und Offizielle vorpreschen und zu Protokoll geben, dass die eigentliche Saison und das Rennen um die Playoff-Plätze erst im Januar beginnt. Damit gibt man Spielern ein Alibi, in den Monaten vor Weihnachten nicht am Leistungszenit zu spielen. Daran schließt sich dann die Frage, warum die Zuschauer für diese unattraktiven Partien im September, Oktober und November Geld auszugeben, wenn sogar die Hauptakteure diese Spiele als lästiges Pflichtprogramm empfinden. Des Weiteren sind durch den Umzug in die Eishockey-Arenen diverser Vereine die Preise für Eintrittskarten gestiegen, hinzu kommt der übervolle Spielplan, der immer wieder zu Spielen unter der Woche führt. Infolgedessen herrscht meist nur eingeschränktes Zuschauerinteresse und vor allem für die Jugend ist die Fülle der Spiele kaum noch zu finanzieren.

Die Hauptrunde wird umso mehr ad absurdum geführt, wenn man sich mal die Pre-Playoffs zu Gemüte führt. Denn wie will man dem Zuschauer Attraktivität an der Hauptrunde vermitteln, wenn durch die Pre-Playoffs auf einmal, den Teams, die in der Hauptrunde nahezu gänzlich versagt haben, die Chance ermöglicht, den Meistertitel zu gewinnen. Die Zuschauer haben den Pre-Playoffs längst die Legitimation entzogen, da die Resonanz bei diesen, meist im Zwei-Tages-Rhythmus ausgetragenen Entscheidungsspiele im Vergleich zu den eigentlichen Playoffs viel zu dürftig ist.


3. Wiedereinführung von Abstiegs- und Aufstiegsrunde
Durch die Abschaffung des Abstiegs aus der ersten deutschen Eishockeyliga, wollten die DEL-Funktionäre den Vereinen wirtschaftliche Planungssicherheit gewähren, doch dieses Argument dürfte spätestens seit der letzten Saison mit dem Rückzug der Duisburger Füchse aus wirtschaftlichen Gründen in Regionalliga West, widerlegt sein. Auch widerspricht eine geschlossene Liga ohne Auf- und Abstieg dem eigentlichen Sportgedanken. Zudem hat die Abschaffung des Abstiegs dazu geführt, dass viele Hauptrunden-Spiele an Attraktivität verlieren, da es schon Wochen vor Ende der Hauptrunde für einige Teams am Ende der Tabelle nur noch um die goldene Ananas geht. Eine Wiedereinführung einer Abstiegsrunde bzw. Down-Playoffs würde den Reiz dieser Spiele erheblich erhöhen. Dauerkarten-Inhaber kommen sich mehr und mehr verarscht vor, da die Spiele zwischen den Teams am Tabellenende mehr und mehr Testspiel-Charakter haben, zudem bieten diese Partien kaum einen Reiz für die Laufkundschaft. Auch Partien der Vereine, die oben mitspielen, gegen die Teams am Tabellenende, wie heuer Hamburg, Straubing und Kassel, verlieren an Zuschauerresonanz, da von vornerein der Eindruck entsteht, dass die Partien kaum Bedeutung haben, da es für eine Seite sowieso nichts mehr zu gewinnen gibt, außer ein wenig Prestige. Würde es aber für beispielsweise Kassel um den Klassenerhalt gehen, wäre ein ganz anderes Auftreten zu erwarten.

4. Stärkeren Fokus auf die Nachwuchsförderung
Die Identifikation mit einzelnen Teams geht durch die fehlende Integration eigener Nachwuchsspieler immer mehr verloren. Das beweist vor allem das Gegenbeispiel „Eisbären Berlin“, die neben arrivierten ausländischen Spielern vor allem auf deutschen Nachwuchs setzen und somit nicht nur sportlichen Erfolg haben, sondern auch großer Zuschauermagnet sind. Dann gibt es noch einige vorbildliche Kaderschmieden, sowie zum Beispiel bei den Adlern Mannheim, die durch finanzielle Unterstützung der Familie Hopp sehr viel in die Jugendabteilung stecken und mit dem Projekt der Jungadler immer wieder gute Spieler ausbilden. Doch auffällig ist, dass ehemalige Jungadler meist bei anderen DEL-Teams in der höchsten deutschen Eishockeyliga Fuß fassen, und bei den Adlern selbst kaum eine Chance erhalten bzw. nicht den Durchbruch schaffen. Aber das eigentliche Übel sind die Vereine, die sich kaum bis gar nicht um den Aufbau einer Jugendabteilung bemühen. Zwar gibt es heute schon Sanktionen gegen solche Vereine, aber die reichen bei Weitem nicht aus. Warum sollte ein uneinsichtiger Klub Geld für eine eigene Nachwuchsabteilung ausgeben, wenn die Strafe für den Verzicht darauf weitaus geringer ist? Dies wird vor allem durch die finanzielle Misere der Kölner Haie bzw. die Aussagen deren Geschäftsführers Thomas Eichin offen zur Schau gelegt. So ließ Ex-Fußballprofi Eichin verlauten, dass in Zukunft die Nachwuchsabteilung weniger bis gar nicht gefördert wird, da diese jährlich über 500.000Euro frisst.


5. Das leidige Thema um die Schiedsrichter
In fast keiner anderen Sportart wird nach den Spielen mehr über die Schiedsrichter geschimpft als im Eishockey. Zudem wird durch den Schiedsrichter wie oben erwähnt stets der Charakter des Spiels bestimmt, da er über die Härte entscheidet, je nachdem wie die Checks bewertet werden. Weder das Einsetzen mehrerer Schiedsrichter noch das Einführung der hauptberuflichen Schiedsrichter konnten daran etwas ändern. Die Referees müssen ohne Frage für ihren schwierigen Job entsprechend entlohnt werden, allerdings ist eine qualifizierte Ausbildung das A und O. Bessere und gründlichere Regelausbildung sowie intensivere Schulung in den psychologischen Bereichen wie Auftreten und Verhalten, Körpersprache und Gestik kosten sicherlich Geld, aber solange die Klubs das lieber mittelmäßigen und unterdurchschnittlichen Spielern hinterher werfen und nicht bereit sind, in Schiedsrichter-Ausbildung zu investieren, wird sich hier nichts ändern. Des Weiteren müssen die Regeln so genau wie möglich gefasst werden, denn vor allem die unterschiedlichen Bewertungen unterschiedlicher Schiedsrichter machen es den Spielern Woche für Woche unnötig schwer sich auf eine gewisse Härte in ihrer Spielweise einzustellen.


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