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Saisonrückblick: Eiskunstlauf
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16.04.2010

Saisonrückblick: Eiskunstlauf

Info: Weitere Saisonrückblicke | Eiskunstlauf-Resultate | Eiskunstlauf-Berichte
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)


Als letztes wollen wir auf den Bereich Eissport zurück blicken. Dieser beinhaltet Eisschnelllauf und Eiskunstlauf. Für beide Sportarten standen Olympische Spiele in Vancouver an, aber für die Eiskunstläufer am Ende der Saison auch noch die Weltmeisterschaften in Turin. So ist also wieder einmal für genug Schreibstoff gesorgt. Mit Aljona Savchenko und Robin Szolkowy konnten bei beiden Ereignissen auch deutsche Athleten auf das Podest klettern. Gesprächsthema sind natürlich ebenfalls die erhöhten Blutwerte von Eisschnellläuferin Claudia Pechstein gewesen, welche allerdings erst im zweiten Teil heute Abend Beachtung finden werden.


Saisonrückblick Eissport: Eiskunstlauf | Eischnelllauf


Die Eiskunstlauf-Saison 2009/10: Von Comebacks und Shootingstars, Altmeistern und jungen Wilden

Jahr der Comebacks - China Macht im Paarlauf
Einerseits war es das Jahr der Comebacks im Eiskunstlauf, welche praktisch alle gelangen, wenn sie auch nicht alle perfekt ausfielen. Perfekt war sicherlich die Rückkehr der ehemaligen zweifachen Weltmeister im Paarlauf Xue Shen und Hongbo Zhao, die es im hohen Athletenalter von 31 und 36 Jahren und nach vierjähriger Auszeit noch einmal wissen wollten. Die Chinesen räumten zwei Grandprix und das Grand-Prix-Finale ab und krönten ihre Karriere schließlich doch noch mit dem lang ersehnten Olympia-Gold. Ohnehin zeigte sich auch heuer China wieder als eine Macht im Paarlauf. Die olympische Silbermedaille ging ebenfalls ins Reich der Mitte, an Qin Pang/Jian Tong, die überdies kurz darauf ihren zweiten Weltmeistertitel holten. Zu den geschlagenen Paaren zählten auch die Deutschen Aljona Savchenko und Robin Szolkowy, die, nachdem sie lange Zeit von Spitzenresultat zu Spitzenresultat gelaufen waren, diesmal nur einen Grand Prix gewannen und ihre EM- und WM-Titel verloren. Auch für Vancouver hatten sie sich mehr ausgerechnet als Bronze. In der Weltspitze etablieren konnten sich die Russen Yuko Kavaguti/Alexander Smirnov mit EM-Gold, WM-Bronze und Rang vier bei Olympia.

Plushenko beeindruckt alle - doch Krönung des Comebacks bleibt ihm versagt
Das wohl meistbeachtete Comeback legte Evgeni Plushenko hin. Der mittlerweile 27-jährige Russe hatte nach olympischem Gold in Turin verletzungsbedingt seine Karriere - ohnehin eine der erfolgreichsten aller Zeiten - beendet, kehrte in dieser Saison aber mit frischen Kräften zurück, um den Traum vom Double zu realisieren. Zunächst lief mit einem Grand Prix-Sieg in Moskau und seinem sechsten EM-Gold in Tallinn alles nach Plan; Plushenko ließ die jüngere Konkurrenz in Europa regelrecht alt aussehen. Doch an der Krönung seines Comebacks in Vancouver hinderte ihn der US-Amerikaner Evan Lyascek, der für viele überraschend, allerdings hauchdünn vor dem Russen zu Gold lief. Bei der WM traten schließlich weder Plushenko noch Lysacek an, sodass der Weg frei war für den Olympia-Dritten, den sowohl im künstlerischen wie im technischen Bereich starken Japaner Daisuke Takahashi, der ebenfalls nach einer einjährigen Verletzungspause erst zurückgekehrt war. Auch das Comeback des Schweizers Stephane Lambiel darf mit Silber bei der EM und Rang vier in Vancouver als durchaus gelungen bezeichnet werden. Und noch einer kehrte trotz anhaltender physischer Probleme noch einmal aufs Eis zurück: Stefan Lindemann, seit vielen Jahren Aushängeschild des deutschen Eiskunstlaufs und einst EM- sowie WM-Dritter, der sich mit Platz 22 bei den Olympischen Spielen vom Hochleistungssport verabschiedete. Erwähnt werden sollte noch der Franzose Brian Joubert, der in Vancouver zwar den vielleicht miserabelsten Auftritt seiner Karriere hinlegte, bei EM und WM aber Bronze gewann.

Virtue und Scott Moir gegen die US-Amerikaner Meryl Davis und Charlie White
Im Eistanz und bei den Damen hingegen beherrschte weniger die alte Garde als vielmehr eine Fraktion von jungen Wilden das Bild. Das Eistanzen wurde geprägt vom Zweikampf der Kanadier Tessa Virtue und Scott Moir gegen die US-Amerikaner Meryl Davis und Charlie White. Beide Paare heben trotz ihres jugendlichen Alters nach Meinung vieler die Disziplin auf eine neue Ebene. Die Auseinandersetzung der Trainingskollegen fiel 2:1 zugunsten der Kanadier aus: Zwar gewannen Davis/White das Tokioter Grand-Prix-Finale, doch hatten Virtue/Moir sowohl bei den Olympischen Spielen wie bei der WM in Turin die Nase vorn. Dass beide Paare je zwei GP holten, muss wohl nicht eigens betont werden. Europa war in Vancouver durch die Russen Oksana Domnina und Maxim Shabalin (heuer zum zweiten Mal Europameister) vertreten; bei der WM hielten die Italiener Federica Faiella/Massimo Scali das Banner der "alten Welt" hoch. Im Eistanzen gab es auch ein Comeback, allerdings ein nicht ganz so strahlendes: Nach einjähriger Auszeit wurden die ehemaligen Europa- und Weltmeister Isabelle Delobel und Olivier Schoenfelder (Frankreich) zum Ende ihrer Karriere immerhin noch Olympia-Sechste.

Teenager kämpfen im Damenbereich gegeneinander
Bei den Damen hießen die Kontrahentinnen der Saison Yu-Na Kim und Mao Asada, beide erst im zarten Teenageralter von 19 Jahren. Und auch hier ging der Schlagabtausch 2:1 aus: Die Südkoreanerin setzte sich im Grand-Prix-Finale durch - abgesehen davon dass sie zwei GP gewinnen konnte - und brillierte beim Saisonhöhepunkt, den Olympischen Spielen. Hingegen zeigte die Japanerin Asada bei der WM in Turin die konstantere Leistung und holte zum zweiten Mal den Titel. Zuvor war sie in Abwesenheit Kims Vier-Kontinente-Meisterin geworden. Nachdrücklich ins Gedächtnis eingeprägt hat sich auch der Auftritt der Kanadierin Joannie Rochette, die, obgleich sie wenige Tage zuvor erst den plötzlichen Tod ihrer Mutter erleben musste, vor heimischem Publikum Olympia-Bronze gewann. Die Europäerinnen hatten auf der Weltbühne wenig zu vermelden; insbesondere die seit diesem Jahr dreifache Europameisterin Carolina Kostner (Italien) tat sich schwer. Am ehesten konnte noch die finnische EM-Vize Laura Lepistö mithalten als Olympia-Sechste und WM-Dritte.

Nordamerikaner und Asiaten geben Ton an
Ohnehin ist anzumerken, dass die europäischen Läufer in allen Disziplinen achtgeben müssen, den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verlieren. Dass die Four Continents Championships, das Pendant zur EM, in dieser olympischen Saison verständlicherweise relativ schwach besetzt waren, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Athleten aus Nordamerika und Asien tonangebend sind - und zwar gilt dies gerade auch für den so wichtigen Nachwuchsbereich: Bei der Junioren-WM sprangen vier Bronze- und nur eine Goldmedaille für Europa heraus - wobei "Europa" in diesem Fall auch noch gleichbedeutend mit "Russland" war.

-> Alle Eiskunstlauf-Resultate
-> Olympische Spiele in Vancouver
-> Weltmeisterschaft in Turin

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