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Interview mit Christoph Stephan: "Natürlich will ich mit zur Weltmeisterschaft!"
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28.09.2010

Interview mit Christoph Stephan: "Natürlich will ich mit zur Weltmeisterschaft!"

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Autor: Johann Reinhardt


Christoph Stephan ist fester Bestandteil des Biathlon-Weltcupteams der Herren. Der deutsche Biathlet gewann bereits zwei WM-Medaillen, konnte vergangene Saison bei Olympia aber noch keine Medaille gewinnen. Seinen bisher einzigen Weltcup gewann er beim fast schon legendären Massenstartrennen in Antholz 2009. Im Interview mit LiVE-Wintersport spricht Christoph Stephan über die vergangene Saison 2009/2010, sein Training und sein Auftreten in den Medien.

Welches Fazit ziehen Sie aus der letzten Saison? Was war gut und was ist noch ausbaufähig?
Ich hatte im Hinblick auf die Olympischen Spiele wirklich viel und gut trainiert, aber es ist mir nicht gelungen, konstante Leistungen abzurufen. Es gab immer wieder Rennen, oft in den Staffeln, die richtig gut liefen, aber dann auch wieder Hänger. Beim Weltcup in Antholz stimmten die Plätze 3,5 und 6 sehr optimistisch für Vancouver. Leider haben uns dort auch die extremen Bedingungen um bessere Ergebnisse gebracht. Das ist aber Vergangenheit, ich will nächstes Jahr wieder angreifen!

Welche Erfahrungen konnten Sie in Kanada außerhalb der Wettkämpfe im Dorf sammeln?
Was mir am meisten imponiert hat, ist die unglaubliche Natur dort in Kanada! Für uns war es auch super, dass wir toll aufgenommen wurden und somit die Stimmung einfach klasse war! Auch im Olympischen Dorf mit den vielen Athleten aller Nationen!

Wie erklären Sie die häufigen Formschwankungen? Mal waren Sie ganz vorne dabei und das Rennen darauf wieder um einiges schlechter.
Ich konnte meine guten Grundlagen nicht konstant “umsetzen”, ziehe aus den guten Ergebnissen aber stets große Motivation!

Welche anderen Sportarten trainiert ein Biathlet im Sommer (Sie speziell) und in welchen Umfängen?
Wir haben das Glück, dass unser Training wirklich viele Alternativen bietet. Neben dem Skiroller, der das Haupttrainingsmittel im Sommer darstellt, fahren wir Rennrad, Mountainbike und laufen Cross. Zudem gehören Einheiten im Kraftraum zum Programm. Die Umfänge variieren nach der jeweiligen Trainingsphase.

Wie oft kommt man im dicht gedrängten Weltcupkalender zum Entspannen? Wie holt man sich zwischen den Wettkämpfen die sogenannte mentale Ruhe?
Wichtig ist ein gutes Umfeld, d.h. Im Trainer-und Betreuerteam und in der Mannschaft. Natürlich muss man auch da mal raus, genießt Trainingseinheiten zu Hause und alleine.

An die Skihalle in Oberhof soll auch ein Schießstand angebaut werden. Sind Sie dann im Sommer ausschließlich in der Skihalle oder auch noch im Stadion bzw. auf der Rollerstrecke zum Training?
Die Skihalle ist eine große Bereicherung für unsere Trainingsarbeit! Aber wir werden sicher auch weiterhin viel auf übliche Art trainieren.

Wie oft trainieren Sie im Sommer generell auf Schnee und wie oft im Kraftraum oder mit Rollern?
Durch die Skihalle kommen einige “Schneetage” mehr zusammen, aber richtig einsteigen auf Schnee werden wir im Oktober auf dem Gletscher. Die Trainingsinhalte und damit auch Trainingsmittel richten sich nach der aktuellen Planung, wobei der Skiroller einen großen Anteil hat.

Welche Ziele haben Sie in der nächsten Saison?

Ich möchte auf alle Fälle im Weltcupteam sein und möglichst viele Platzierungen im Top 8-Bereich schaffen! Und natürlich will ich mit zur Weltmeisterschaft!

Sie sind dafür bekannt, sich im Rennen oft vollkommen zu verausgaben. Andererseits sieht man Athleten, die nach Zieleinlauf direkt den Zielraum verlassen und so aussehen, als ob sie noch topfit wären. Wie ist dies zu erklären?
Ich gebe einfach alles und brauche danach ein paar Minuten, um aus dieser totalen Erschöpfung in den Normalzustand zu kommen. Das heißt nicht, dass die anderen nicht auch alles geben, aber vielleicht können sie nicht so sehr über die Grenze hinaus gehen?

Wie eignet man sich die Fähigkeit, so zu leiden, an? Kann man die auch im Training trainieren?
Im Training musst Du vor allem die Basis bilden, dass Du dich auch wieder regenerierst nach so einer Belastung. Ansonsten glaube ich ist das auch eine Typfrage.

Wie kamen Sie zum Biathlon und was war der Reiz in Ihrer Kindheit daran?
Ich habe mit Langlaufen begonnen, meine Vorbilder waren die Biathleten. Also wollte ich auch einer werden.

Zu ihren Hobbys zählen u.a. Fußball und Freunde treffen. War dies überhaupt noch möglich nach dem Wechsel auf das Sportgymnasium?
Ja! Kicken gehört auch gelegentlich zum Programm und Zeit für Freunde versuche ich einzubauen.

Sie sind begeistert von Tattoos und haben manchmal lockere Sprüche auf den Lippen. Demzufolge scheinen Sie kein „Schwiegermutter-Typ“ zu sein?
Man muss einen Menschen wohl besser kennen, als nur zu wissen, dass er Tattoos mag, um ihn beurteilen zu können. Leider wird man oft zu schnell in Kategorien eingeteilt. An manchen Dingen muss ich arbeiten, aber vieles ist auch nicht so schlecht.

Ihr auftreten wirkt so, als ob Sie für jeden Spaß zu haben wären, vor allem im TV. Gibt es auch Dinge und Wörter, die Sie im TV niemals machen oder sagen würden?
Die gibt es bestimmt! Aber natürlich soll mir mein Sport auch noch Spaß machen!

Welches Fazit ziehen Sie aus den diesjährigen Deutschen Meisterschaften und wie schätzen Sie ihre momentane Form ein?
Ich bin mit den Ergebnissen ganz zufrieden, vor allem konnte ich mein Schießen recht gut stabilisieren. Mit den Wettkämpfen kam auch mehr Spritzigkeit beim Laufen. Da ist sicher noch “Luft nach oben”, was mich aber nicht so sehr beunruhigt, da es zu meinem Trainingsaufbau passte.


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Christoph Stephan im Stehendanschlag bei der Biathlon-DM 2010 in Oberhof (© LiVE-Wintersport.com)
Christoph Stephan im Stehendanschlag bei der Biathlon-DM 2010 in Oberhof (© LiVE-Wintersport.com)


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