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Interviews Interview mit Jens Filbrich über Ü30-Trainingsgruppe, neues Krafttraining und Übergangssaison |
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01.06.2011 | |||
Interview mit Jens Filbrich über Ü30-Trainingsgruppe, neues Krafttraining und ÜbergangssaisonInfo: Weitere Sportlerinterviews von LiVE-Wintersport.comAutor: Johann Reinhardt Jens Filbrich gehört seit vielen Jahren zur Weltspitze und ist aus dem deutschen Team kaum mehr wegzudenken. Zu seinen größten Erfolgen zählen der neunte Platz bei der Tour de Ski 2006/07, die Bronzemedaille über 50 Kilometer Klassisch bei den Weltmeisterschaften in Sapporo und die insgesamt fünf Silbermedaillen bei Großereignissen mit der ganzen deutschen Mannschaft. Im Interview mit LiVE-Wintersport.com spricht der Thüringer Filbrich über die neue Trainingsgruppe gemeinsam mit Axel Teichmann und Tobias Angerer. Außerdem sind die daraus resultierenden Veränderungen im Sommertraining sowie seine Ziele für die neue Saison mit einem möglichen Vasalauf ein Thema.
Kurz und knapp gesagt, war die Saison mit der Medaille bei der WM in Oslo natürlich eine erfolgreiche Saison. Für mich persönlich ziehe ich ein positives Fazit, weil ich auch bei der Tour de Ski gute Leistungen gezeigt habe, relativ stabil über den Winter durchgekommen bin und beim Jahreshöhepunkt gut in Form war. Hinzu kommt dort der vierte Platz im Teamsprint mit Tim Tscharnke zusammen. Das war auch ein tolles Rennen, obwohl es mit der Medaille ganz knapp 0,3 Sekunden hinter dem Bronzerang nicht geklappt hat. Am Ende wird nach Medaillen abgerechnet und das hat Gott sei Dank auch geklappt mit Bronze. Was hat Sie in Oslo besonders beeindruckt? Haben Sie vielleicht auch etwas einmaliges erlebt? Es war natürlich eine ganz besondere Weltmeisterschaft, auf die wir uns auch schon im Vorfeld riesig drauf gefreut haben. Wenn man ein paar Zahlen sieht mit 100.000 Zuschauern beim 30 Kilometer-Duathlon oder ca. 80.000 bei der Staffel, beim Abschlussrennen über 50 Kilometer spricht man sogar über 150.000 Menschen. Da kann man ganz stolz sein, dass man dort mit dabei war und vor so vielen Zuschauern laufen konnte. Es hat unheimlich Spaß gemacht und umso schöner war es dann auch, als man eine Siegerehrung in Oslo erlebt hat vor ebenfalls 100.000 Zuschauern unten in der Stadt. Das war auch ein ganz besonderes Erlebnis und das bleibt natürlich auch hängen für die Zukunft. Wenn man später auf seine Karriere zurückblickt kann man sagen, dass man 2011 bei der tollen Weltmeisterschaft mit dabei war. In diesem Sommer gibt es eine neue Ü30-Trainingsgruppe gemeinsam mit Axel Teichmann, Tobias Angerer und Ihnen. Wie entstand diese? Es ist so, dass in den letzten Jahren eine ziemlich große Kluft zwischen neuen, nachrückenden Athleten und uns älteren Athleten entstanden ist. Da waren sogar zum Teil Altersunterschiede in den Trainingsgruppen von zehn bis zwölf Jahren. Jüngere Sportler die 20 Jahre alt sind können nicht das Selbe wie die 30-jährigen Sportler trainieren. Diese Kluft war dann so groß, dass man irgendwann eine Trennung herbeiführen musste. Wir älteren Athleten brauchen ganz einfach ein anderes Training als die jüngeren und in dem Moment gibt man uns die Chance, dass wir uns das auch selber organisieren können. Ältere Athleten brauchen oft wieder neue Reize um voranzukommen. Das sind alles Faktoren die dazu beigetragen haben, dass wir die Chance bekamen um diese Trennung zu vollziehen. Trotzdem werden wir natürlich wenn die Winter-Saison wieder beginnt gemeinsam als Mannschaft zusammen sein. Wie sieht das Training nun aus und was ist anders als im letzten Jahr? Anders ist jetzt eigentlich, dass wir älteren Athleten die Chance bekommen ein eigenes Training zu organisieren und andere Reize zu setzen. Grob gesagt heißt es, dass ältere Athleten ein intensiveres Training mit mehr Regeneration brauchen. Das können natürlich die jüngeren Sportler nicht machen, sie müssen erstmal das trainieren, was ältere Athleten schon etwa zehn Jahre lang gemacht haben. Manche Trainingslager werden wir auch gemeinsam mit der ganzen Mannschaft absolvieren, es gibt auch Trainingslager die wir gesondert machen. Da möchten wir dann auch einen neuen Ort und ein neues Trainingsumfeld kennenlernen. Es sind auch schon welche geplant, so lernen wie in diesem Jahr mal einen anderen Gletscher kennen. Wir waren Jahre lang immer in Ramsau, dementsprechend wollen wir diesmal zum Beispiel nach Südtirol auf den Schnalstalgletscher. Außerdem müssen wir nicht in die Schweiz zum Bergtraining fahren, sondern können auch nach Italien. Die Inhalte sind eigentlich fast gleich, es geht nur darum, dass wir dann auch mal andere Trainingsorte wählen.
Axel Teichmann und ich haben uns im Frühjahr intensiv Gedanken gemacht und haben an Frank Ullrich gedacht. Daraufhin sind wir an ihn herangetreten und haben gefragt ob er es sich vorstellen könnte, uns in beratender Funktion zu Verfügung zu stehen. Das heißt wenn wir Trainingslager planen und Trainingspläne ausarbeiten, dass er beratend überprüft und drüber schaut was man machen kann. Auch wenn wir Höhentrainingslager vorbereiten, was ein großer Schwerpunkt in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi sein wird, wird er sich mit einbringen und uns dabei helfen. Er besitzt ein sehr großes Verständnis und viel Erfahrung vom Höhentraining. Er hat sich gefreut, dass wir auf ihn zugegangen sind und sich dazu bereit erklärt, uns als Berater zu Verfügung zu stehen. Das gleiche gilt für Andy Böhme, der aus dem Skeletonbereich kommt und viel Erfahrung mit Kraft- sowie Schnellkrafttraining hat. Was wird sich im Krafttraining konkret verändern? Wir werden auf jeden Fall an unserer Maximalkraft- und Schnellkraftfähigkeit arbeiten, weil das für den heutigen Langlauf sehr wichtig geworden ist. Viele Nationen arbeiten denke ich auch in diesem Bereich. Das moderne Langlauf ist von den Kraftfähigkeiten abhängig geworden. Dementsprechend machen wir da jetzt einen gezielten Aufbau der Kraft, die wir in die Saison mit hineinarbeiten und aufrechterhalten wollen. Es gibt mittlerweile so viele Rennformen im Langlauf, wo es auf die Beschleunigungs- und Sprintfähigkeit drauf ankommt. Das sind Faktoren, die man trainieren muss und da ist der Aspekt Kraft natürlich ganz wichtig. Wir werden das jetzt fossieren, damit wir dann gerade wenn es darauf ankommt und es um die Medaillen geht mit vorne dabei sind und aufgrund unserer Kraft auch wieder die Fähigkeit haben mit Leuten wie Northug oder Hellner mitzuhalten. Was sind ihre Ziele für die nächste Saison? Es ist auf jeden Fall nur eine Übergangssaison ohne Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, sodass wir einiges ausprobieren werden. Wenn man auf den Weltcup schaut, ist natürlich der Jahreshöhepunkt die Tour de Ski. Diese stellt auch für uns den Höhepunkt dar. Dann können wir allerdings auch einmal aus dem Weltcupgeschehen herausgehen und Volksrennen wie den Vasalauf bestreiten. Es ist auch im Hinterkopf, das einmal auszuprobieren. Es ist ein Übergangsjahr und da werden wir natürlich auch noch einiges probieren und lernen, was wir für die Jahre in Richtung Sotschi gebrauchen können. Und bei Olympia? Vor Olympia ist natürlich noch eine Weltmeisterschaft in Val di Fiemme und wir nehmen uns immer vor um die Medaillen mitzukämpfen. Axel hat in allen Interviews auch das Projekt Staffel-Gold angesprochen, das ist natürlich auch noch ein großes Ziel was wir haben. Wenn das in Val di Fiemme 2013 oder dann ein Jahr später in Sotschi klappt, wäre das natürlich schon ein großer Erfolg. Wir wollen natürlich wieder vorankommen und etwas neues ausprobieren, deswegen gehen wir jetzt diesen Weg und das machen wir natürlich auch, um wieder konkurrenzfähig zu sein und um Medaillen mitkämpfen zu können. |
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