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Eiskunstlauf-EM: Russland okkupiert Paarlauf-Podium. Gachinski führt nach Kurzprogramm
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26.01.2012

Eiskunstlauf-EM: Russland okkupiert Paarlauf-Podium. Gachinski führt nach Kurzprogramm

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.) - Gastautorin von LiVE-Radsport.com
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Sheffield, 26.01.12 - Die Eiskunstlauf-EM in Sheffield hielt heute ihre erste Medaillenentscheidung bereit. Tatiana Volosozhar und Maxim Trankov sicherten sich Gold im Paarlauf und bildeten die Spitze eines Podests, das ausschließlich von russischen Paaren besetzt war. Silber ging an Vera Bazarova/Yuri Larionov, Bronze an Ksenia Stolbova/Fedor Klimov. Russland liegt auch bei den männlichen Einzelläufern bestens im Rennen: Nach dem Kurzprogramm führt der 18-jährige Artur Gachinski hauchdünn und etwas überraschend vor dem 11 Jahre älteren Superstar Evgeni Plushenko, der wieder einmal ein Comeback gestartet hat.

Volosozhar/Trankov siegen bei Wiederauflage der russischen Meisterschaft
Die letzte Startgruppe der Paarlauf-Kür hätte man mit den russischen Meisterschaften verwechseln können – wäre da nicht ein leichter italienischer Einschlag gewesen. Doch Stefania Berton und Ondrej Hotarek konnten letztlich nicht mehr tun, als ihren vierten Platz einigermaßen souverän nach Hause zu laufen. Russland okkupiert tatsächlich das komplette Podest, und das obwohl man nach dem Ausfall von Kavaguti/Smirnov nicht einmal in Bestbesetzung antrat. Einen solchen Clean Sweep gab es zuletzt bei der EM 2005, damals natürlich ebenfalls für Russland. Die nach dem Kurzprogramm führenden Tatiana Volosozhar und Maxim Trankov versprühten bei ihrer fehlerfreien Kür zur düsteren Filmmusik aus „Black Swan“ vielleicht nicht den ganz großen Glanz, aber sie hatten die Sache im Griff. Die Kür der Landesmeister Vera Bazarova und Yuri Larionov war zwar schön anzuschauen, wies aber einen Makel auf, was die Einzelsprünge anging. Ksenia Stolbova und Fedor Klimov verblieben auf dem dritten Platz. Für die Vizeweltmeister Volosozhar und Trankov ist es die erste gemeinsame EM-Medaille, was nicht zuletzt daran liegt, dass die beiden erst im vergangenen Jahr zueinander gefunden haben. Die 25-jährige ehemalige Ukrainerin hat also das erreicht, was viele Beobachter ihr seit Langem zutrauten, was sie mit ihrem früheren Partner und jetzigen Trainer Stanislav Morosov aber nie verwirklichen konnte. In dem 28-jährigen Maxim, der zusammen mit Maria Mukhortova schon drei EM-Medaillen gewann, hat Tatiana ein kongeniales Gegenüber gefunden. Bei der WM im März werden freilich andere Seiten aufgezogen, dann kommt es zum Wiedersehen mit dem in Sheffield verhinderten deutschen Top-Paar Aliona Savchenko und Robin Szolkowy, das sich schon im Grand Prix-Finale gegen die Russen durchsetzen konnte.

Vartmann/Van Cleave übertreffen alle Erwartungen
In Abwesenheit von Aliona und Robin sollten eigentlich Maylin Hausch und Daniel Wende die Kohlen für Deutschland aus dem Feuer holen. Doch die Landesmeister wussten ihre wundervoll choreografierte Kür nicht überzeugend umzusetzen, machten bei der abschließenden Paarlauf-Pirouette beide unglückliche Bekanntschaft mit dem Eis und fielen auf Platz sieben noch hinter ihre Landsleute Mari Vartmann und Aaron van Cleave zurück. Die Rheinländerin und der gebürtige Kanadier wuchsen geradezu über sich hinaus, boten eine traumhaft saubere Vorstellung und belegten am Ende einen sensationellen fünften Rang, der ihnen sogar die Teilnahme am sonntäglichen Schaulaufen eröffnet. Kein Wunder, dass Mari Freudentränen vom Gesicht wischen musste. Die Schweizer Anais Morand und Timothy Leeman verloren hingegen eine Position und wurden 14te; die Österreicher Stina Martini und Severin Kiefer blieben auf dem 15. Rang. Mit der roten Laterne mussten sich die Lokalmatadoren Sally Hoolin/James Hunt abfinden, deren Landsleute Stacey Kemp/David King immerhin Neunte wurden.

-> Zum Resultat Kür Paare

Jungspund Gachinski ärgert Altmeister Plushenko
Er ist zurück. Der sechsfache Europameister, dreifache Weltmeister, jetzt wieder amtierende russische Meister und Olympiasieger Evgeni Plushenko. Eigentlich hat er seine Karriere schon zwei Mal beendet - zuletzt 2010, als ihm Evan Lysacek das sicher geglaubte zweite Olympiagold vor der Nase wegschnappte. Doch Plushenko träumt von Sotchi 2014 und hält es ohne die Herausforderung des sportlichen Wettkampfs offenbar nicht lange aus - und, was eine vielleicht ebenso große Rolle spielt, der russische Herren-Eiskunstlauf kann scheinbar nicht ohne ihn. Die Lücke, die sein Weggang hinterließ, hat bislang noch kein würdiger Nachfolger ausgefüllt. Zumindest stellte sich die Lage bis heute Nachmittag so dar... Aber dazu später. Wie 14 andere Athleten hatte Plushenko – Extrawürste werden nicht gebraten -, aufgrund fehlender Vorleistungen die Quali am Montag durchlaufen müssen. Im heutigen Kurzprogramm wurde er in die erste Startgruppe gesteckt, was ungefähr denselben Eindruck machte, als wenn ein Oscar-Preisträger an einer Schultheatervorstellung mitwirkte. Jedenfalls zeigte sich der immerhin schon 29-jährige Ruheständler erstaunlich fit, trotz der im Vorfeld beklagten Rücken- und Knieprobleme. Obwohl er keinen Vierfach-Sprung riskierte, legte er alleine durch die perfekte Ausführung aller Elemente die Punktelatte recht hoch. Einige Zeit später nahm einer von Europas "jungen Wilden" den Fehdehandschuh auf: Javier Fernandez, der kürzlich als erster Spanier überhaupt eine Medaille beim GP-Finale holte. Bis auf 4 Punkte kam er an Plushenko heran, doch da er beim 3-fach-Axel strauchelte, blieb noch Luft für den ehemaligen Europameister Tomas Verner. Obwohl nahezu ohne Wettkampfpraxis zeigte der Tscheche sich stabil wie schon lange nicht mehr und positionierte sich vorerst auf Rang zwei. Dann aber kam Artur Gachinski, ein 18-jähriger Russe, Überraschungsdritter bei der WM 2011, der ebenso wie Plushenko von Alexei Mishin betreut wird und seinen Trainingskameraden mit dessen eigenen Mitteln schlug. Die Kombi Vierfach-Toeloop/Dreifach-Toeloop bretterte Gachinski mit größter Selbstverständlichkeit aufs Eis, wo der Altmeister lediglich Dreifach-Lutz/Dreifach-Toeloop angeboten hatte. Auch wenn nur 9 Hundertstel die beiden trennen und die größere Routine sowie ein eisernes Nervenkostüm für Plushenko sprechen, erhält das Kür-Finale am Samstag eine Brisanz, die so nicht zu erwarten gewesen war.

Liebers vorerst auf Rang 13. Pfeifer und Fentz für Finale qualifiziert
Derweil ist der Titelverteidiger Florent Amodio aus dem Rennen um Gold praktisch schon ausgeschieden. Der Franzose liegt auf Rang vier vor Michal Brezina, einem weiteren Tschechen, und einem belgischen Duo aus Kevin van der Perren und dem unerwartet starken Jorik Hendrickx. Amodios Landsmann Brian Joubert, einst Plushenkos gefährlichster Konkurrent auf europäischer Ebene, reihte sich noch hinter dem Schweden Alexander Majorov auf Rang 10 ein. Das frühere Kraftpaket Joubert präsentierte sich zwar schlanker denn je, doch die verlorene Sprungsicherheit hat ihm das nicht zurückgebracht. Der deutsche Meister Peter Liebers zeigte ein etwas fahriges Kurzprogramm, und wurde auf Rang 13 eingeordnet. Vizemeister Paul Fentz, der sich am Montag erst qualifizieren musste, wurde heute 23ter und schafft somit den Sprung ins Kürfinale der besten 24. Selbiges gilt vom Österreicher Viktor Pfeifer auf Rang 21. Der Schweizer Laurent Alvarez hatte schon das Kurzprogramm nicht erreicht. Ausgeschieden ist jetzt auch der einzige Vertreter des Gastgeberlandes, Jason Thompson, der den besonders undankbaren 25. Platz belegte.

-> Zum Resultat Kurzprogramm Herren

Der morgige Wettkampftag beginnt dem Kurprogramm der Damen um 13 Uhr (14 Uhr MEZ). Abends fällt die Entscheidung im Eistanzen (18 Uhr/19 Uhr MEZ).


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