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Pechalat/Bourzat sind wieder Eistanz-Europameister. Kostner hat vierten Titel im Visier
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27.01.2012

Pechalat/Bourzat sind wieder Eistanz-Europameister. Kostner hat vierten Titel im Visier

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.) - Gastautorin von LiVE-Radsport.com
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Sheffield, 27.01.12 – Bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Sheffield haben die Eistänzer Nathalie Pechalat und Fabian Bourzat ihren Titel verteidigt. Die französischen Meister überholten die nach dem Kurzprogramm an Rang eins gelegenen Russen Ekatarina Bobrova und Dmitri Soloviev dank ihrer technisch höherwertigen Kür. Bronze ging ebenfalls an Russland: Elena Ilinykh und Nikita Katsalapov vebesserten sich von Rang sieben auf drei. Nach dem Kurzprogramm der Damen liegt die Italienerin Carolina Kostner in Führung.

Mumie und Pharao verwandeln Rückstand in Vorsprung
Bei der Kür der Eistänzer wurde ein Trend ganz deutlich: der zum Gesang. Die meisten setzen mittlerweile, ob durchgehend oder in Teilen des langen Programms, auf Vokalmusik, was ausschließlich im Eistanzen seit einiger Zeit erlaubt ist. Doch ausgerechnet die nach dem Kurzprogramm auf Medaillenkurs liegenden Paare widersetzten sich dieser Mode. Die russischen Meister Ekatarina Bobrova und Dmitri Soloviev wählten orchestrale Klänge von Charles Gounod zur Untermalung einer Kür, die man getrost als traditionell bezeichnen darf. Die an Rang zwei gelegenen Titelverteidiger Nathalie Pechalat und Fabian Bourzat interpretierten in karnevalesken Kostümen ein Musikstück namens „Der Pharao und seine Mumie“ – auch eine Thematik, die schon öfter zum Besten gegeben wurde. Dennoch gelang es den Franzosen, ihren minimalen Rückstand aus dem Kurzprogramm in einen immerhin vier Punkte großen Vorsprung zu verwandeln. Der höhere technische Wert gleich mehrerer Elemente gab den Ausschlag. Die 28-jährige Nathalie und der 31-jährige Fabian hatten in dieser Saison bislang zwei zweite Plätze bei Grand Prix‘ und Platz drei im GP-Finale zu Buche stehen, wo sie sich jeweils Paaren aus Übersee geschlagen geben mussten. Eine erfolgreiche EM-Titelverteidigung im Eistanzen hatte es seit 2006 nicht mehr gegeben – allerdings realisierten Navka/Kostomarov damals schon das dritte Gold in Folge. Theoretisch wäre das Triple auch für Pechalat/Bourzat machbar, denn bis Sotchi 2014 wollen sie aktiv bleiben. Nun steht aber erst einmal die Heim-WM in Nizza an.

Deutsche Eistänzer holen Platz acht und Platz zwölf
Die nach dem Kurzprogramm auf Platz drei gelegenen Ekaterina Riazanova und Ilia Tkachenko lieferten ebenfalls einen sehr konventionellen Auftritt ab und erhielten vergleichsweise geringe Programmkomponenten, sodass sie auf Rang fünf zurückfielen. Den umgekehrten Weg nahmen Elena Ilinykh und Nikita Katsalapov, das dritte russische Paar im Bunde, das aufgrund seiner Vorleistungen ohnehin stärker einzustufen gewesen war. Mit seiner sehr pathetischen Interpretation von „Ave Maria“ rückte es die Verhältnisse wieder zurecht und verbesserte sich um vier (!) Plätze auf den Bronze-Rang. Die Programme von Isabella Tobias/ Deividas Stagniunas und Penny Coomes/Nicolas Buckland, die zufällig beide 50er/60er-Jahre-Medleys wählten, nahmen sich nach so viel Tradition fast schon top-aktuell aus. Den Litauern wurden allerdings einige Schludrigkeiten zum Verhängnis, was einen Absturz von fünf auf neun zur Folge hatte. Die Lokalmatadoren, die zur Freude des Publikums den Schlusspunkt setzen durften, fielen von vier auf sechs, konnten also doch nicht ganz an die Leistung der Kerr-Geschwister anknüpfen, welche nach EM-Bronze 2011 ihre Karriere beendet haben. Die Italiener Anna Cappellini und Luca Lanotte kletterten im Gegenzug mit einer authentischen Kür zur Filmmusik aus „La Strada“ von Rang sechs auf vier. Die deutschen Meister Nelli Zhiganshina und Alexander Gazhi profitierten von der schwachen Leistung ihrer litauischen Konkurrenten und verbesserten sich noch um eine Position von neun auf acht – und das obwohl sie in Sheffield wirklich das Sturzpech gepachtet zu haben schienen. Ihre Landsleute Tanja Kolbe/Stefano Caruso überzeugten hingegen auf ganzer Linie und belegten am Ende Rang zwölf, unmittelbar vor dem zweiten britischen Paar Louise Walden/Owen Edwards.

-> Zum Resultat Kür und Endstand Eistanz

Kostner führt offenes Medaillenrennen an
Im Kurzprogramm der Damen lieferten viele Top-Favoritinnen starke Leistungen ab, sodass das Spitzenfeld vor der morgigen Kür relativ dicht beisammen liegt und über die Medaillenverteilung noch keineswegs entschieden ist. In Führung ging die Italienerin Carolina Kostner, welche die gelungenste Dreifach-Dreifach-Kombination aufs Eis zauberte. Die 24-jährige GP-Final-Gewinnerin könnte in Sheffield zum vierten Mal Europameisterin werden. Keine zwei Punkte dahinter befindet sich die finnische Meisterin Kiira Korpi, die einen ihrer besten Auftritte seit Langem realisierte, wobei allerdings ihr Rittberger abgewertet wurde. Ksenia Makarova auf Rang drei und Alena Leonova auf Rang sechs repräsentieren Russland, das in allen anderen Disziplinen zumindest nach dem ersten Wettkampfteil die absoluten Spitzenpositionen reklamierte, aber bei den Damen auf seine größte Nachwuchshoffnung verzichten muss: Elizaveta Tuktamysheva, jenes 14-jährige Wunderkind, dessen Stern bei der GP-Serie strahlend aufging, ist zu jung für die EM. Gute Aussichten auf eine Medaille hat auch noch die Georgierin Elene Gedevanishvili, die nur 11 Zehntel hinter Makarova zurückliegt.

Zwei Schweizerinnen und eine Deutsche im Kürfinale
Die Zuschauer in der Motorpoint Arena erlebten außerdem eine Konstellation, die es so nicht häufig geben dürfte: In der vorletzten Startgruppe traten mit Viktoria und Joshi Helgesson, der schwedischen Meisterin und Vizemeisterin, zwei Schwestern an; Viktoria wurde Fünfte, Joshi belegte Rang neun hinter der Französin Yretha Silete, deren EM-Debüt schwer beeindruckte. Lokalmatadorin Jenna McCorkell, seit vielen Jahren das sympathische Aushängeschild des britischen Frauen-Eiskunstlaufs (obwohl ihr nie der große Wurf gelang), blieb auch heute ihrer wackligen Linie treu und positionierte sich als 16te. Die deutschsprachigen Athletinnen qualifizierten sich allesamt fürs Finale der besten 24: die Deutsche Nathalie Weinzierl auf Rang 20, die Schweizerin Myriam Leuenberger auf Rang 21 und ihre Landsfrau Romy Bühler mit einer Punktlandung auf 24. Die Österreicherin Kerstin Frank war in der Vorrunde am Dienstag hängengeblieben, als aus 23 Kandidatinnen 10 ausgesiebt wurden.

-> Zum Resultat Kurzprogramm Damen

Der letzte Wettkampftag hält gleich zwei Entscheidungen bereit. Um 11.55 Uhr Ortszeit (12.55 MEZ) beginnt die Kür der Herren, um 17:30 Uhr die Kür der Damen. Dem Sonntag bleibt wie immer das Schaulaufen vorbehalten, wo die fünf Bestplatzierten aller Disziplinen sowie die Lokalmatadoren ohne Leistungsdruck ihre Show-Programme zeigen dürfen.


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