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Interview mit Kerstin Szymkowiak: "Es gibt immer ein Leben nach dem Sport, für das man auch während dem Sport schon sorgen kann"
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19.07.2010

Interview mit Kerstin Szymkowiak: "Es gibt immer ein Leben nach dem Sport, für das man auch während dem Sport schon sorgen kann"

Info: Weitere Sportlerinterviews und Terminplan
Autor: Johann Reinhardt
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Für ein Interview stand LiVE-Wintersport.com mit Kerstin Szymkowiak erneut eine Medaillengewinnerin der Olympischen Winterspiele 2010 zu Verfügung. Die Deutsche belegte den zweiten Platz und sicherte sich so Silber bei dem Saisonhöhepunkt. Insgesamt verlief die ganze Saison erfolgreich. Am Ende sollten zwei Saisonsiege und Rang drei im Gesamtweltcup auf ihrem Konto stehen. Im Anschluss erklärte sie ihr Karriereende, was auch ein Thema im Interview ist. Außerdem spricht die in Siegen geborene Athletin über ihre Aufgaben nach dem Sport, den Wechsel zum Skeleton sowie ihre Erfahrungen als Au-pair.


Kerstin Szymkowiak
Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrer letzten Saison?
Mein Fazit zur letzten Saison: Endlich habe ich mental den Hebel gefunden um die Probleme zu Saisonbeginn im laufenden Weltcup abzustellen. Nur so konnte ich mein Karriereziel erreichen und mir nicht mehr selbst im Weg stehen, wie es so viele Jahre zuvor war!

Welche Erfahrungen konnten Sie außerhalb des Sports bei den Olympischen Spielen sammeln?
Ehrlich gesagt blieb recht wenig Zeit für Erfahrungen außerhalb des Sports. Ich hatte mir von vornherein vorgenommen, mich bis zu den Wettkämpfen voll auf meinen "Job" zu konzentrieren und mich von der Großartigkeit der Olympischen Spiele (es waren ja meine ersten) nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Außerhalb des Sports stand eine Stadtbesichtigung von Vancouver an, die war toll und möchte ich nicht missen...aber letztlich verbindet einen alles dort mit dem Sport.

Man hört immer, dass bei ihnen das Material so eine große Rolle spielt. Auf was für Komponenten kommt es an?
Das Material legt den Grundstein für eine erfolgreiche Fahrt durch den Eiskanal. Ganz klar hat in den letzten Jahren gerade der Materialsektor einen großen Schritt Richtung High-Tech gemacht. Letztlich entscheidend ist die individuelle Abstimmung von Fahrer und Material.

Wie entwickeln Sie das Material ständig weiter? Was beinhalten die sogenannten Materialtests?
In Deutschland haben wir das Glück, die FES hinter uns zu haben. Seit vielen Jahren sind unsere Trainer und Mechaniker mit der FES an der Optimierung der Sportgeräte beteiligt und seit etwa drei Jahren fahren alle Sportler der Nationalmannschaft Material aus der Schmiede der FES.
Der Erfolg zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Materialtests...da verrate ich natürlich nicht alles, aber ein paar offene Geheimnisse sind schon drin: Materialtests beinhalten, dass neue Geräte, Kufen oder Einstellungen getestet werden. Ob dieses oder jenes fahrbar ist und auf den entsprechenden Fahrer zugeschnitten ist.


Am Dienstag, 20.07.2010: Großes Interview mit Axel Teichmann über Muskelfaserriss, Olympiabewerbung und Ziele für die nächste Saison



Warum beendeten Sie nun ihre Karriere?
Meine Hauptgründe sind, dass ich den sportlichen Höhepunkt erreicht habe. Meine Gesundheit ist angeschlagen und finanziell zahlt sich der Aufwand beim Skeleton nicht im Geringsten aus. Daher muss ich jetzt in meine berufliche Karriere einsteigen.
Ich habe immer gehofft, dass ich den richtigen Moment zum Aufhören finde und der ist mit der Silbermedaille und dieser (ab Weltcup in Winterberg) für mich phänomenalen Saison für mich gekommen.
Gesundheitlich sind meine Knie arg lädiert, zudem machte mir meine schwere Verletzung aus dem vorletzten Winter immer noch hin und wieder zu schaffen. Die Trainingsumstellungen, die sich daraus ergaben, haben mich gerade noch mit der Weltspitze mithalten lassen, doch wäre auf lange Sicht die Erhaltung der jetzigen Form sicher nicht machbar gewesen.
Die Vermarktung meiner Person lag nie in professionellen Händen, was sich letztlich auf meinem Konto niedergeschlagen hat. Zwar konnte ich, vor allem durch die Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe meinen Sport jahrelang ausüben, ohne schwere Einbussen erleiden zu müssen, doch waren andererseits auch keine großen Sprünge drin.
Seit einiger Zeit ist es mein Verlangen, mich nun auch beruflich zu orientieren. Ich studiere noch immer Sportwissenschaft, habe gerade meine Diplomarbeit erfolgreich bestanden und werde diesen Sommer noch die letzten Prüfungen machen. Danach möchte ich endlich einen Einstieg ins Berufsleben realisieren.

Was sind ihre Aufgaben und Ziele nach dem Sport?
Ich möchte beruflich eine Aufgabe finden und mich vor allem meiner wachsenden Familie widmen.

Wie kam es dazu, dass Sie in der Schweiz leben? Wo trainierten Sie in den letzten Jahren?
Im März 2008 habe ich meinen Mann Philippe geheiratet, einen Schweizer Masseur (unter anderem von 2004-2008 bei der Schweizer Bob-Nationalmannschaft dabei gewesen). Philippe hat mich von der schönen Schweiz überzeugt. Nun lebe ich seit zwei Jahren in Arth am Zuger See und habe im Sommer auch hier trainiert. Die Gemeinde hat mir ermöglicht, ihre Sportstätten zu nutzen. Zudem hatte ich die Horseshoe Bar von Martin Annen als Sponsor, der mir mit der angegliederten Horseshoe Gym den Kraftraum gestellt hat.
Fürs Anschubtraining im Sommer musste ich natürlich ab und zu nach Deutschland, auch, um mit dem Team zu trainieren.

Sie waren unter anderem als Au-pair in Marseille. Welche Erfahrungen sammelten Sie in dieser Zeit?
Nach dem Abitur bin ich für zehn Monate Au-pair in Südfrankreich gewesen, habe Land und vor allem Leute, in diesem Fall vor allem die Lebensweise und Mentalität der Franzosen kennengelernt. Ich habe dort noch der Leichtathletik gefröhnt und war im Kugelstoßen und Speerwurf für französische Verhältnisse relativ erfolgreich. Andere Trainingsweisen und der Umgang mit dem Sport dort gehören genauso zu meinem erweiterten Erfahrungsschatz, wie an oberster Stelle der Umgang mit Kindern im Alter zwischen Neugeborenem und Zehnjährigem. Es war ein tolles Jahr!

Hatten Sie auch schon als Au-pair den Wunsch, irgendwann Leistungssport zu betreiben?
Damals war mir klar, dass ich in der Leichtathletik meine Grenzen erreicht hatte. Meine Körpergröße reicht einfach nicht aus für große Stoss- oder Wurfweiten. Damit hatte ich mich abgefunden und nur noch an der Verbesserung meiner eigenen Bestleistungen gefeilt. Mit einer Leistungssportkarriere hatte ich auf keinen Fall mehr gerechnet, da kam ich erst zwei Jahre später wieder dazu.

Können Sie diesen Weg auch anderen Sportlern raten oder geht so wertvolle Trainingszeit verloren?
Ein Jahr Auszeit und Erfahrungen sammeln, für die man sonst nie wieder Zeit haben wird in seinem Leben, kann ich eigentlich nur jedem empfehlen.
Allerdings steuern die meisten in der Zeit gerade auf eine Leistungssportkarriere zu oder befinden sich schon mittendrin. Doch auch so etwas kann man lösen, indem man vorher nach Trainings- und Trainermöglichkeiten sucht. Man muss sich nur bewusst sein, dass man ein Jahr "anders" verbringt und nicht alle dahinterstehen. Verschenkt ist so etwas nicht, denn es gibt IMMER ein Leben nach dem Sport, für das man auch während dem Sport schon sorgen kann.

Zu diesem Zeitpunkt waren Sie noch Speerwerferin, danach kamen sie zum Bobsport. Wie kam der Wechsel bzw. wie mussten Sie dann auch ihr Training umstellen?
Der Wechsel kam zufällig aufgrund der Kontakte einiger Leute meines Leichtathletikvereins meines ersten Studienortes Paderborn. Dort hatte es schon Bobfahrer gegeben und so machte ich, recht unverbindlich, im Sommer 99 mal bei einem Anschubwettbewerb mit. Und gewann...und es nahm alles seinen Lauf.

Im Anschluss ging es dann zum Skeleton nach den verpassten Olympischen Spielen. Was ist der Reiz an dieser Sportart und wie kam der Wechsel?
Der Wechsel kam eigentlich dadurch, dass ich mich Ende des Sommers 2001 verletzte und eine Sportpause einlegen musste. Diese Zeit nutzte Wolfram Schweizer dazu, mich zu einer Skeletonfahrt zu überreden. Er brauchte lange, doch dann, nach der ersten Fahrt, hatte mich ein Blitz getroffen und ich wollte mehr von diesem Sport. Bob fahren war auf einmal so langweilig!

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Silber bei den Olympischen Spielen 2010: Kerstin Szymkowiak (Foto: bsd)
Silber bei den Olympischen Spielen 2010: Kerstin Szymkowiak (Foto: bsd)


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