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Der Vatikan bei den Winterspielen - eher nicht
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17.08.2008

Der Vatikan bei den Winterspielen - eher nicht

Autor: Marc Rohde


Auch die Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 und Sotschi 2014 werden wohl ohne eine Mannschaft aus dem Vatikan über die Bühne gehen. Völkerrechtlich hätte der katholische Zwergstaat im Herzen Roms durchaus das Recht, sich als unabhängiger Staat an sportlichen Großereignissen zu beteiligen. Doch bislang hatte der Vatikan auf Begehrlichkeiten dieser Art verzichtet.

Papst Johannes Paul II. war die treibende Kraft in Sachen Sport. Der Pontifex selbst war ein großer Sportfan, betrieb als junger Mann aktiv unter anderem den alpinen Skilauf. Das Oberhaupt der katholischen Kirche gründete in Rom eine Schnittstelle zwischen der Kirche und dem Sport. Durch diese Einrichtung, eine aktive Priestergeminde in den Seminaren und intensive diplomatische Bemühungen, brachte Johannes Paul II. den Vatikan näher an den Sport heran. Es wurden auch Gespräche mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) geführt. In den Unterredungen ging es in erster Linie um sport- und friedenpolitische Themen. Eine Aufnahme ins das IOC lehnte der Vatikan aus Neutralitätsgründen bislang jedoch strikt ab.

„Frieden durch Sport – Intiativen in diese Richtugen unterstützen wir sehr“, erklärte der Sportbeauftragte des Vatikans, der gebürtige Amerikaner Father Kevin. „Wir begrüßen jegliche Bemühungen, die friedensstiftend sind. Die Grundsätze des IOC sind mit unseren in weiten Bereichen deckungsgleich, wie zum Beispiel in Fragen des Olympischen Friedens.“ Um durch ein eigenes Wintersport-Team aktiv in die Spiele während des „Olympischen Friedens“ einzugreifen, dazu fehlt es allerdings am nötigen „Nationalbewußtsein“ sowie am unbedingten Siegeswillen gegenüber anderen. „Wir verstehen uns als Repräsentant der katholischen Kirche in jedem Land der Welt und da ist Nationalismus fehl am Platz“, so Father Kevin.

Sportlich gesehen wäre eine Teilnahme an den Olympischen Spielen allerdings durchaus möglich. Mitglieder der Schweizer Garde könnten konditionell ohne Probleme mit Athleten anderer Nationen mithalten. In den Diziplinen des Alpinen Skilaufs wären sie durchaus in der Lage gute Mittelfeldplätze zu erreichen, da jedes Land ohnehin nur vier Starter pro Nation schicken darf – Ausnahme bildet der Titelverteidiger. Aber auch im Biathlon würden die Garden keine schlechte Figur abgeben und noch vor so manchem Athleten aus wintersporlichen Entwicklungsstaaten wie etwa Moldawien, Kirgisien oder der Mongolei ins Ziel kommen. Allein die konditionellen Vorteile sprächen für eine solche Prognose. An Übung fehlte es hingegen in anderen Sportarten, doch auch die Jamaikaner überraschten Anno ´88 in Calgary mit einer für nicht möglich gehaltenen Bobmannschaft.
Dem praktischen Sport abgelehnt ist der Kirchenstaat keinesfalls. Aktivitäten dieser Art finden allerdings ausschließlich im Sommer statt. So nimmt eine Priesterauswahl, zumeist junge Männer aus Irland und den USA, an Fußballturnieren innerhalb Roms teil. Dabei, wie könnte es anders sein, steht für die künfitgen Säulen des Vatikanstaates nicht der Sieg im Mittelpunkt sondern die Begegnung mit anderen Teilnehmern dieser Turniere.
Papst Bendikt XVI. ist hingegen kein Sportler. Auch in der Vergangenheit lagen seine privaten wie auch beruflichen Interessen in anderen Bereichen und so ist ein umfassender Wechsel in den Beziehungen zum IOC vorerst nicht zu erwarten. Doch erste zarghafte Schritte sind getan. Papst Johannes Paul II. machte auf dem Petersplatz bei persönlichen Gesprächen mit Sportlern immer wieder deutlich, wie wichtig dem Heiligen Stuhl körperliche Aktivitäten im gesunden Wettstreit sind. Zuletzt ging der Vatikan eine Beziehung, basierend auf den Grundsätzen ethnischer Moral, mit dem Fußball-Drittligisten AC Ancona ein. So werden künftig Sitte, Anstatt und Ehrlichkeit dem Streben nach Punkten und Toren bevorzugt. Doch der böse Hintergedanke bleibt: "Man beginnt mit Ancona, doch der Traum ist eine Nationalmannschaft des Vatikan“, schrieb die La Stampa aus Turin in einem ihrer sportlichen Leitartikel. In welcher Richtung sich der Sport innerhalb der Vatikanmauern aber wirklich entwickeln wird, dass hängt allein von den Interessen des Papstes ab.

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